In der letzten Juli-Woche verwandelt sich Klosters wieder in ein Tennis-Mekka: An den traditionellen U18-Europameisterschaften spielen die Stars von morgen um Ruhm und Ehre. GRHeute hat mit OK-Präsident Hans Markutt gesprochen.
Hans Markutt, in knapp zwei Wochen gehts wieder los mit den U18-Junioren-Europameisterschaften in Klosters. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?
Gut, alles läuft auf Hochtouren. Letzte Woche stand die Finalisierung der Teilnehmerliste im Zentrum, und nun gibt es fast täglich Mutationen. Jede Absage oder Zusage muss dann wieder mit den Hotels koordiniert werden, da hat es ziemlich angezogen. In den letzten Wochen bis zum Start geht es auch immer noch um Sponsoring, um die Eröffnungsfeier und unzählige kleine Dinge, die bei einem solchen Event anfallen.
Eine U18-Junioren-EM ist ein internationaler Grossanlass. Wie viele Leute sind dabei involviert, bzw. wie hoch ist Euer Budget?
Rund 200’000 Franken müssen wir in der Wettkampfwoche aufwenden. Im Vorfeld sind gar nicht so viele Personen involviert, vielleicht 3 oder 4. Direkt vor dem Turnier sind es dann gegen 30-40 Leute und ab Turnierbeginn am 24. Juli rund 50-60 Mitarbeitende und Helfer.
Rekrutieren Sie diese vornehmlich aus dem Tennisklub Klosters?
Nicht nur. Wir haben vier externe Physiotherapeuten, und die teils internationalen Schiedsrichter werden von Swiss Tennis rekrutiert. Aber natürlich ist der Anlass nur möglich dank der wertvollen Unterstützung von lokalen Helfern und Junioren aus dem Klosterser Tennis-Nachwuchs.
Die Junioren-EM findet bereits zum 21. Mal in Klosters statt. Der Anlass ist in der Region gut verankert, oder?
Ja, er kommt sehr gut an. In den Jahren 2007-2009 hatten wir ja einen Unterbruch. Zuvor gab es die einen oder andern Stimmen, die das Gefühl hatten, so «nötig» sei dieser Anlass nun auch wieder nicht. Nachdem er dann aber ein, zwei Jahre in Österreich stattfand, haben die meisten gemerkt, was Klosters an diesem internationalen Turnier hat. Das hat schon geschmerzt, und viele in der Region haben diesen «Farbtupfer» im Sommer vermisst. 2010 haben wir es nach Klosters zurückgeholt und es ist nicht lange gegangen, bis Gemeinde und Einheimische wieder sehr positiv eingestellt waren.
Das Datum im Hochsommer ist dabei sicher auch ein Plus.
Ja, auf jeden Fall. Es ist warm und einigermassen wettersicher. Auf der anderen Seite konzentrieren sich natürlich auch viele Events auf diese Hochsommerwochen. So findet dieses Jahr beispielsweise das ATP-Turnier in Gstaad in genau derselben Woche statt. Solche Überschneidungen sind vielleicht etwas unglücklich, aber sowohl Gstaad wie auch uns sind da die Hände gebunden. Da gibt die ATP, bzw. Tennis Europe bei uns die Termine vor.
Sportlich ist das Turnier in Klosters fast jedes Jahr fantastisch besetzt. Sieht man auf vergangene Teilnehmerlisten, sieht man Namen wie Roger Federer, Carlos Moya, Martina Hingis, Belinda Bencic oder Ana Kurnikowa. Wer wird der nächste Weltstar, der in Klosters de Sporen abverdient hat?
Das ist sehr, sehr schwierig zu sagen. In den lettzen Jahren ist der Alterdurchschnitt der besten Tennisspieler stetig gestiegen. Das sieht man ja auch bei Roger Federer, der mit 35 noch topfit ist. Der Einstieg in die Top 100 der Welt gelingt einem Tennisprofi im Durchschnitt mit 25,26 Jahren, in Klosters sind sie mit 17, 18 Jahre, da kann immer sehr viel dazwischen passieren, es spielen viele Faktoren mit. Das ist eine relativ lange Durstrecke für einen jungen Tennisspieler. Aber wenn man beispielsweise aktuell Wimbledon mitverfolgt, sieht man, dass rund ein Dutzend Spielerinnen und Spieler die letzten Jahre in Klosters dabei waren. Zu erwähnen ist beispielsweise der Russe Karen Khachanov, der vor vier Jahren in Klosters Europameister wurde und diese Wochen als Nummer 34 der ATP-Weltrangliste im Haupttableau in Wimbledon spielt. Er ist meiner Meinung nach einer der sehr weit kommen kann auf der ATP-Tour.
Wie stark ist das Teilnehmerfeld dieses Jahr?
Bei den Männern ist die europäische Spitze fast lückenlos dabei, zu den Favoriten gehören sicher der französische Vorjahresfinalist Corentin Moutet, der den Titel unbedingt holen will. Oder der Ungare Zsombor Piros, der im Frühjahr das Juniorenturnier der Australian Open gewonnen hat. Bei den jungen Frauen ist das Feld minimal schwächer besetzt, da die eine oder andere bereits auf der WTA-Profitour mitspielt – zum Beispiel die letztjährigen Finalistinnen Amina Amshba und Olesya Pervushina, die immer noch spielberechtigt wären.
Aus Bündner Sicht freuen wir uns natürlich sehr darüber, dass mit der Churerin Simona Waltert, die schon lange für den TC Klosters startet, eine Lokalmatadorin am Start ist (Bild oben). Was trauen Sie ihr zu?
Viel. Sie hat durchaus Chancen, in den Viertel- oder Halbfinal vorzustossen. Ihre letzten Resultate waren sehr gut, so beispielsweise am Lenzerheide Open, wo sie den Final erreichte. in der Nachwuchs-Weltrangliste steht sie bereits auf Platz 22, nachdem sie noch im Januar nicht in den Top 100 war. Auch in der Weltranglisten der WTA hat sie sich um 400 Plätze verbessert und steht bereits auf Rang 640. Diese Woche spielt sie im Junioren-Tableau von Wimbledon. Wir hoffen natürlich, dass sie in Klosters erfolgreich sein wird, sie ist sicher ein Publikumsmagnet. Die Erfahrung zeigt, dass erfolgreiche lokale oder Schweizer Tennisspieler einen richtigen Run auf Tickets auslösen können.
Sie haben die Entwicklung der jungen Churerin vom TC Klosters mehrere Jahre als Coach und Betreuer hautnah mitverfolgt. Was bedeutet der Aufstieg von Waltert für Sie?
Ich bin schon stolz, dass ich einen Teil ihres Weges mitbegleiten konnte. Es ist ja immer ein ganzes Team daran beteiligt. Alle haben immer gesagt, dass Simona mit ihren Qualitäten sehr weit kommen kann. Vor einem Jahr hat sie die Schule beendet und dann ins Tennis-Leistungszentrum von Biel gewechselt. Es hat sich 100% bewährt, dass sie diesen Schritt gemacht hat. Das macht uns natürlich eine Riesenfreude.
Sie hatten zuletzt auch Grund zur Freude: An der Sportnacht wurden Sie zum Bündner Sport-Funktionär des Jahres ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie?
Es ist schon eine Ehre, obwohl man das nicht sucht. Funktionäre und Trainer sind eher die stillen Macher im Hintergrund. Wenn man dann aber eine Laudatio hört und sich bewusst wird, was man alles ind en letzten 30 Jahren gemacht hat, ist man schon etwas stolz. Es schmeichelt einem, obwohl man eine solche Auszeichnung nicht anstrebt.
Zum Schluss nochmals zurück zur U18-Junioren-EM in Klosters. Wie sehen die Zukunftsperspektiven für das Turnier aus?
Wr haben noch einen Vertrag für die nächsten drei Jahre plus eine Option auf eine Verlängerung um zwei Jahre. Man weiss ja nie, was bis dahin ist. Wir werden das Turnier nicht auf ewig in Klosters haben, aber ich gehe davon aus, dass das Turnier die nächsten fünf Jahre in Klosters bleiben wird.
Roger Federers Video-Borschaft zur Junioren-EM in Klosters:
GRHeute wird ab dem 24. Juli umfangreich über die U18-Junioren-EM in Klosters berichten, inkl. Live-Stream vom Centre Court und täglichen Interviews und Spielberichten.
(Bilder: Swiss Tennis/Tennis Klosters/zVg.)