Regierung will Wolf-Warnsystem prüfen

Die Grossräte um Anfragesteller Reto Crameri (CVP) wollten von der Regierung wissen, ob in Graubünden ein Warnsystem für Wolfpräsenzen eingerichtet werden soll. Diese sieht trotz hohen Risszahlen keinen akuten Handlungsbedarf, will solche Systeme aber auf Einsatztauglichkeit prüfen.

Im Kanton Graubünden wurden in diesem Jahr allein in den Monaten Januar und Februar 30 Schafe in unmittelbarer Nähe von Ställen und innerhalb von Weidezäunen durch Wölfe gerissen. Im gesamten Vorjahr waren 55 Schafrisse zu verzeichnen. Die jüngsten Vorfälle, bei denen Wölfe in Ställe eingedrungen oder in Gehege gelangt sind, lassen Zweifel über die Wirksamkeit des bisherigen Herdenschutzes aufkommen. Für die Tierhalter ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie sich bei den Herdenschutzmassnahmen auf die Empfehlungen der Behörden verlassen können. Gerade für Betriebe mit wenigen Schafen fragt man sich, ob der Zusatzaufwand für einen wirkungsvollen Herdenschutz in Kauf genommen werden soll oder die Aufgabe der Schafhaltung eine Alternative darstellt. Fraglich ist auch, welche Auswirkungen das vermehrte Auftreten von Grossraubtieren auf die übrigen Tierhalter, wie beispielsweise Ziegen, Rindtiere usw. hat.

Der Wolf ist ein auf nationaler Ebene geschütztes Tier, weshalb auf kantonaler Ebene einzig die Auswirkungen transparent gemacht werden können. Die Grossräte um Reto Crameri verlangten von der Regierung aus diesen Gründen, dass sie ausführlich und umfassend Stellung nimmt zu den Kosten, welche der Wolf im Kanton verursacht. Eine institutionalisierte Warnung der Tierhalter bei Auftauchen eines Wolfes in der Region gibt es bisher nicht. Eine solche wäre gemäss den Antragstellern aber sinnvoll, damit sich die Tierhalter rechtzeitig auf die Gefahren, welche von Wölfen ausgehen, vorbereiten und die erforderlichen Massnahmen ergreifen können.

Die Antwort der Regierung fiel gemischt aus. Obwohl ein Gefahrenpotenzial für Risse überall im Kanton real ist, hält sie ein Warnsystem nicht für unbedingt notwendig. Dies sei auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Zum einen verbreite sich die einmal bekannte Präsenz eines Wolfs oder Bären auf privater Basis erfahrungsgemäss sehr schnell. Zum anderen können Wolf und Bär innert kurzer Zeit grosse Distanzen zurücklegen. Dieser grosse Aktionsradius setze Warnsystemen Grenzen, und Betriebe könnten sich aufgrund einer Meldung in einem entfernten Gebiet (ebenso wie bei einer nicht erfolgten Meldung) in falscher Sicherheit wiegen. Ausserdem dürfte ein institutionalisiertes Warnsystem nicht dazu verleiten, bei einer Meldung jeweils nur eine kurzfristige Massnahme anstatt einer allenfalls nötigen, nachhaltigen Schutzmassnahme zu ergreifen. Trotzdem wäre es wichtig, wenn Tierhaltende und die Hirtschaft eine zusätzliche Information zur Präsenz von Grossraubtieren hätten. Der Kanton will die Einsatztauglichkeit von solchen Herdenschutz-Warnsystemen aber prüfen.

 

(Bild: GRHeute)