Der Kanton Graubünden ist gesegnet mit vielen Openairs. Doch wie organisiert man eigentlich ein Openair? Vielfach wird unterschätzt, was alles hinter den Freiluftkonzerten steckt. Wir haben mit allen Bündner Musikfestivals gesprochen und einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewagt. Herzlich willkommen zu Backstage Festivalsommer.
Name des Openairs: Chapella Open Air
Datum: 4. bis 6. August 2017
Ausgabe Nr.: 36
Gründungsjahr: 1981
Anzahl Bands 2017: 12 Bands
Programm 2017:
Freitag, 4. August 2017: Andrea Bignasca, Rebels, Diabolics
Samstag, 5. August 2017: Malenco, Nick Mellow, Liquid Rooots, Soulcase, Red Lizard, Rundfunk
Sonntag, 6. August 2017: Brendan Monaghan, Suzie Chandell and the Screwdrivers
Webseite: www.chapella.ch
Fassungsvermögen Publikum: 1200 Personen, erwartete Besucher 450 Personen
Organisationskomitee inklusive Funktionen: Mathias Duschletta (Administration), Rafael von Ow (Bau), Christian Seiler (Sicherheit), Pascal Benesch (Finanzen und PR/Werbung), Larissa Wingeyer (Food & Beverage), Jonas Bürkli (PR/Werbung)
Interviewpartner inklusive Funktion: Pascal Benesch (PR/Werbung)
Wie entstand die Idee zu eurem Festival?
Anfangs 80er Jahre wollten sechs Engadiner Pfarrer ein Kulturfestival für die Engadiner Jugend auf die Beine stellen. Mit der Idee von Phil Benesch, ein Musikfestival unter freiem Himmel zu veranstalten, entstand dabei das erste Open Air Graubündens.
Welches war euer bisher bestes Jahr?
Jedes Jahr ist ein einzigartiges Jahr. Denn jedes Jahr warteten musikalische Leckerbissen auf das Publikum. Seit der Neuausrichtung für ein familiäres Publikum haben wir nur positive Rückmeldungen der Festivalbesucher erhalten. Es freut uns, dass jedes Jahr mehr Familien mit Kinder den Weg nach Chapella finden. Zuschauermässig war es in den 00er Jahren am besten, als bis zu 1500 Besucher das Chapella Open Air besuchten. Dabei kam das ganze Festival an seine Grenzen, da die Ressourcen für so ein grosses Publikum nicht geschaffen waren.
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Jeder Act verspricht, ein Highlight zu werden. Mit Andrea Bignasca startet das Open Air bereits hochkarätig. Anschliessend geht es mit einem romanischen Abend mit Rebels und Diabolics weiter. Der Festivalsamstag zeichnet sich durch die musikalische Abwechslung der Bands aus. Gestartet wird mit Malenco, welcher sich selber DER Troubadour Graubündens nennt. Nick Mellow gehört die Zukunft. Er steht auf dem nationalen Sprungbrett. Liquid Rooots bringt jedes Besucherbein zu Reggae-Klängen zum Tanzen. Soulcase überzeugt mit souligem Sound und unverwechselbarer Stimme. Rockig geht es weiter mit Red Lizard, bevor RundFunk mit funkigem Sound den Samstag abschliesst. Der letzte Festivaltag wird mit dem irischen Songschreiber Brendan Monaghan eröffnet. Suzie Candell and the Screwdriver mischt moderne Pop-Klänge mit Country, würzt mit altbewährten Rock- und Blues-Soli und serviert dem Publikum eine deftige Mischung aus erlesenen Coversongs und durchdringenden Eigenkompositionen. Mit Ski-Schuh-Tennis-Orchestra wird das 36. Chapella Open Air mit Tanzmusik abgeschlossen.
Wie viele Helfer sind vor Ort, wenn euer Festival steigt?
50 bis 60 eifrige Helfer sorgen jährlich dafür, dass das Chapella Open Air zu einem unvergesslichen Festival für Jung und Alt wird.
Gab es irgendwann auch mal ein Jahr, als die Durchführung auf der Kippe stand?
Nein, bis jetzt nicht.
Wie viele Stunden sind die OK-Mitglieder mit der Organisation beschäftigt?
Das kann nicht abschliessend beurteilt werden. Das OK trifft sich fünf bis sieben Mal pro Jahr zu gemeinsamen Sitzungen (zwei bis fünf Stunden), zusätzlich fallen je nach Funktion wöchentlich Stunden an.
Welche schweren Fehler kann man als Openair in Graubünden begehen?
Das ist schwierig zu sagen. Ich denke, man sollte besser zusammen arbeiten und falls möglich die Festivals nicht auf die gleichen Wochenende fallen lassen.
Wie steht es um euer Sicherheitskonzept, nach den Terrorangriffen auf Konzerte?
Das OK passt das Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern laufend den Gegebenheiten an. Wir rechnen aktuell auf Grund unserer Grösse nicht mit einem Terroranschlag.
Habt ihr beim OK hauptsächlich die gleichen Personen involviert oder wechselt das häufiger?
Wir sind ein sehr eingespieltes Team. Auf dieses Festival hin gibt es erstmals seit Jahren Wechsel im OK. Da die neuen OK-Mitglieder langjährige Helfer sind, stellt die Rochade für alle Beteiligten kein grösseres Problem dar.
Niemand redet gerne über Geld, aber wer war der bisher teuerste Act an eurem Festival?
Darüber kann ich leider keine Aussagen machen. Was definitiv gesagt werden kann, dass für die Band die Gage nie ausschlaggebend war für ihren Auftritt. Sie schätzen das dankbare Publikum und die atemberaubende Umgebung.
Was macht euer Openair aus?
Die Atmosphäre in der Engadiner Bergwelt, die natürliche Arena, die familiäre Stimmung auf dem Gelände, die Kinderbetreuung, ein abwechslungsreiches Verpflegungsangebot, musikalische Leckerbissen und viel Herzblut machen das Open Air jährlich zu einem unvergesslichen Open Air. Ganz nach unserem Leitbild – «echt bewegend».
Warum gehen die Leute jährlich zu euch und nicht an andere ausserkantonale Openairs?
Wir können auf eine grosses Stammpublikum (aus der ganzen Schweiz) zählen, welches das Chapella Open Air in ihrer Einzigartigkeit in vollen Zügen geniesst. Wir verzichten seit Beginn auf Sponsorenbanner, Alkoholausschank, Kommerz und sind ein Non-Profit Open Air. Die Festivalbesucher wissen dies sehr zu schätzen und begrüssen die familiäre Atmosphäre.
Welche Kosten werden zumeist unterschätzt von Organisatoren?
Ein gut durchdachtes Budget nimmt viele unvorhergesehene Kosten im Vornherein weg. Schlechte Witterung und trübende Wettervorhersagen können jedoch zu Einbussen bei den Einnahmen führen. Seit 16 Jahren besteht ein Trägerverein, welche kleinere Defizite ausgleicht.
Wie rege ist der Kontakt unter den verschiedenen Openairs?
Eine direkte Zusammenarbeit besteht momentan nur mit einzelnen Open Airs. Selbstverständlich ist eine engere Zusammenarbeit je nach Situation wünschenswert.
Ist es ratsam in Graubünden ein weiteres Openair auf die Beine zu stellen oder sollte man besser die Finger davon lassen?
Musikfestivals kommen und gehen in Graubünden. Es besteht eine grosse Dichte an Open Airs. Das Chapella Open Air ist einzigartig in seiner Art. Genau dies hat dazu geführt, dass das erste und älteste Open Air Graubündens seit 36 Jahren Bestand hält. Wenn jemand ein tolles Konzept hat, gibt es keinen Grund, es nicht zu versuchen, ein Open Air auf die Beine zu stellen.
Wie geht es weiter mit eurem Openair?
Wir ziehen wie jedes Jahr nach dem Open Air eine Bilanz und schauen danach, wie es weiter geht. Grundsätzlich steht dem 37. Chapella Open Air nichts im Wege.