«Wie ein Zwergenkrieg in Herr der Ringe»

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In einem Jahr kommt es voraussichtlich zur nationalen No-Billag-Abstimmung. Deren Ziel ist es, die Gebühren für die öffentlichen Schweizer TV- und Radio-Stationen abzuschaffen. An diesem «Gebühren-Topf» hängt in Graubünden vor allem Radiotelevisiun Svizra Rumantscha RTR, ein Tochterunternehmen von SRG SSR. GRHeute hat mit der Scuoler Direktorin Ladina Heimgartner über das Mediennutzungsverhalten von heute und über den Druck auf die Bündner Medienszene gesprochen.

Ladina Heimgartner, schauen Sie Netflix?

Ja. Aber auch RTL, VOX, 3+ und natürlich die SRG-Sender. Es ist wichtig für mich, die aktuellen Entwicklungen mitzuverfolgen. 

Das Mediennutzungsverhalten der jungen Leute ändert sich rasant. Was bedeutet dies für Euch als traditionelles Medium?

Probieren, Erfahrung sammeln, verbessern. Es ist ein ständiges Lernen. Manchmal gehen wir voraus. Und ebenso können wir von privaten Anbietern lernen: Netflix beispielsweise macht tolle fiktionale Serien, VOX spannende Unterhaltungsformate. Als Online-Video-Anbieter hat Neflix zum Beispiel intelligente Algorithmen entwickelt, die einerseits das individuelle Interesse fokussieren, andererseits aber den Konsumenten immer auch neue Themen entdecken lassen. Wenn ich also einmal einen Actionfilm mit Angelina Jolie anschaue, werden mir künftig deshalb nicht ausschliesslich Actionfilme vorgeschlagen, sondern z.B. Filme mit „starken weiblichen Hauptdarstellerinnen.“ 

Dieses Konsum-Tracking fördert aber auch die Entwicklung, dass Digitalisierung nicht freier macht, sondern dass man sich nur noch in seinem eigenen Mikrokosmos bewegt, oder?

Die sogenannten „Filterblasen“ oder „Echoräume“. Ja, das ist ein wichtiges Thema, das v.a. durch die sozialen Medien so richtig zum Tragen kam. Es ist kein Nachteil, dass uns Computerprogramme die Orientierung erleichtern. Es darf aber nicht sein, dass diese Programme interessierten Menschen nur noch das zeigen, was bereits der eigenen Gesinnung entspricht. Netflix macht das wie gesagt differenzierter als beispielsweise Facebook, wo die Wahrscheinlichkeit, auf überraschende Themen, neue Perspektiven und Impulse zu stossen, immer kleiner wird. Spannend ist, dass sich die Leute offenbar gar nicht gross daran stören. Viele denken im Gegenteil, es sei ja noch praktisch, wenn man massgeschneiderte Angebote erhält.

So werden alle irgendwann zu «Experten» innerhalb der eigenen Interessen, verlernen aber vielleicht, über den eigenen Tellerrand zu sehen. Als Direktorin von RTR müssen Sie angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklung nicht gut schlafen können, oder? Schliesslich leben Sie vom Verständnis und von der Solidarität der Rest-Schweiz?

Ich schlafe gut. Wenn nicht, dann rufe ich mir jeweils in Erinnerung, dass 94% der Schweizerinnen und Schweizer SRG-Programme konsumieren. Viele schauen und hören unsere nationalen Sender sehr gerne. Die Diskussion über die Abgaben wird in meiner Wahrnehmung vor allem auf der politischen Ebene geführt und spiegelt wohl nicht immer wieder, was für die breite Bevölkerung gilt.

Sie sprechen die No-Billag-Initiative an, über die das Schweizer Volk voraussichtlich nächstes Jahr abstimmen wird und die die Gebühren für die nationalen Radio- und TV-Sender verbieten will. Nehmen Sie diese Vorlage als bösartige Provokation wahr?

Die Initiative geht von Exponenten der Jungen SVP und der Jungen FDP aus. Eine ernsthafte, liberale Überzeugung scheint sie anzutreiben. Die Initiative stellt die Frage, ob es sich lohnt, für politisch und wirtschaftlich unabhängige öffentliche Medien 450 Franken im Jahr zu bezahlen. Ich nehme das sehr ernst, nur bin ich der Meinung, dass man die Frage um öffentliche Medien nicht nur aus der individuellen wirtschaftlichen Perspektive diskutieren und gesellschaftliche und die demokratie-politische Aspekte ausser Acht lassen darf. Mir ist aufgefallen, dass viele gar nicht wissen, worin die Bedeutung der öffentlichen Medien besteht und was der Gegenwert für die solidarische Abgabe ist. Vielleicht hat man es in den letzten Jahren bei der SRG auch verpasst, dies intensiver zu kommunizieren. 

Für viele einfache Bürger ist die Billag-Gebühr eine «Abzocke», die jedes Jahr einen Topf mit 1,2 Milliarden füllt. Eine unglaubliche Summe, oder?

Nicht wenn man sieht, was alles in den vier Sprachregionen damit produziert wird. Wie viele Sendungen, die Menschen erfreuen, wie stark daneben mit den Gebühren die Schweizer Identität und unsere Kultur – Schweizer Film, Schweizer Musik – gefördert wird, oder der Sport. 1 von 3 Menschen nutzt unsere Sportangebote wöchentlich, bei Grossanlässen sind es noch viel mehr. Die Alternative zum öffentlichen Modell ist ein Pay-TV-Modell. In England beispielsweise kostet allein ein Sport-Vollangebot via Pay-per-View jährlich über 700 Franken. Das ist fast doppelt so viel, wie all unsere TV- und Radio-Stationen, die Sportangebote über rund 100 Sportarten inklusive,  zusammen. Eine Kommerzialisierung des Angebotes würde das Portemonnaie des Einzelnen deutlich stärker belasten. 

Demgegenüber könnte man aber auch fragen, warum die Einwohner in Österreich und Deutschland 30% weniger für ihre eigenen Sender bezahlen, obwohl sie ein geografisch deutlich grösseres Gebiet abdecken müssen.

Sie geben die Antwort gleich selbst. Diese Länder haben mehr Einwohner, das heisst, dass die Kosten auf mehr Personen verteilt werden können. Ausserdem haben Deutschland und Österreich nur eine Landessprache, in der sie senden, was die Kosten natürlich erheblich reduziert.

Trotzdem: In unserer kleinen Schweiz leisten wir uns 17 staatliche Radio- und 7 TV-Sender. Das ist doch unverhältnismässig.

Das sehe ich nicht so. Die Schweiz hat vier Landessprachen und gemäss Verfassung müssen Deutsch, Italienisch und Französisch gleichwertig behandelt werden. In der Svizra Rumantscha haben wir natürlich ein wesentlich kleineres Angebot. Dies führt hauptsächlich zu dieser Anzahl an Programmen. Wir haben es ausgerechnet: Hätte die Schweiz nur eine Landessprache, würden die Billag-Gebühren auf 260.- sinken. Aber wenn schon alle zahlen müssen, dann sollen auch alle etwas davon haben. Es ist ja klar, dass beispielsweise Radio SRF 1 nicht alle Menschen in der Schweiz erreicht. Die Schweiz ist sehr vielfältig – wir produzieren für alle, das ist unser Leistungsauftrag. 

Die Abdeckung der gesamten Bevölkerung ist das eine, SRG SSR bedient aber auch zahlreiche Nischen, was diese Argumentation nicht stützt. Warum wird beispielsweise mit Radio Swiss Jazz eine begrenzte Nische mit öffentlichen Geldern finanziert?

Es liegt auf der Hand, dass die öffentlichen Programme eine gewisse Breite abdecken sollen. Im Grunde müsste man aber noch viel mehr Nischen bedienen, denn der Trend zielt eindeutig dahin: SAT1 macht das beispielsweise mit dem Spartensender SAT1 Gold, wo alte Konserven von Knight Rider bis MacGyver praktisch kostenfrei laufen, in deren Umfeld man aber gut Werbung verkaufen kann. Die Anzahl SRG-Sender ist seit Jahren konstant, sie wurde gar reduziert. Für die SRG ist es wichtig, einen Mix von Generalisten-Angeboten über alle Sparten und Nischen-Produkten zu haben.

Welche Nischen SRF abdeckt, scheint aber völlig willkürlich. Warum braucht es beispielsweise Radio Swiss Pop, wenn es schon SRF 3 gibt? Warum muss SRF da in Konkurrenz zu den Privaten treten?

Würde ein Privater Radio Swiss Pop anbieten, müsste er dazu Werbung verkaufen, um dies finanzieren zu können. Und dann wäre es nicht mehr Radio Swiss Pop. Der Jugendsender Radio SRF Virus beispielsweise bietet bis zu 50% Schweizer Musik. Kommerzielle Radiostationen haben in der Deutschschweiz im Durchschnitt 10 Prozent Schweizer Musik auf dem Sender, in der lateinischen Schweiz noch wesentlich weniger. 

Trotzdem stellt sich die Frage, warum man nicht nur das bezahlen soll, was man auch konsumiert. Das Verursacherprinizip ist schliesslich auch ein Grundsatz unseres Wirtschaftssystems, das einer solchen Verteilung von jährlich 1200 Billag-Millionen Franken diametral gegenüber steht?

Ich komme aus einem liberalen Elternhaus. In mir schlägt aber auch ein demokratisches Herz. Öffentliche Medien sollen – hier liegt auch ihr Ursprung – der Gesellschaft dienen und nicht kommerziellen Prinzipien folgen. Die SRG kann es sich durch die öffentliche Finanzierung „leisten“, unabhängigen und kritischen Journalismus zu betreiben. Nun sagen manche, der öffentliche Medienauftrag solle nur die Information umfassen. Nur würde die SRG so zum reinen Spartenangebot. Um gemäss unserem Auftrag alle Schweizerinnen und Schweizer zu erreichen, braucht es einen guten programmlichen Mix über alle Genres, um ein spannendes, vielschichtiges und ansprechendes Programm anzubieten. In einer auseinanderdriftenden Medienwelt wollen wir ein politisch und finanziell unabhängiger Knotenpunkt sein, der für Meinungsvielfalt und den Austausch zwischen den Interessengruppen sorgt.

Aber entspricht dies noch der heutigen Zeit? Viele Jungen lassen die alten, «analogen» Medien zu einem grossen Teil links liegen…

Die Digitalisierung hat viel in Bewegung gesetzt. Es geht aber darum, wie unsere Vision von der Schweiz und unseres Medienplatzes aussieht. Aus demokratiepolitischer Sicht müsste das Ziel doch sein „möglichst viele Menschen mit möglichst guten und ausgewogenen Inhalten“ zu erreichen. Die Relevanz eines starken Medienplatzes muss sich den Menschen aber auch erschliessen. Lange Zeit waren etwa die Unabhängigkeit des öffentlichen Medienhauses oder etwa Solidarität – alle Sprachregionen werden gleich behandelt – starke Argumente. Der kurzfristige individuelle Nutzen ist heute für viele vielleicht wichtiger geworden. Daher müssen sich neue Kernideen des öffentlichen Medienhauses herausbilden, mit denen sich die Menschen identifizieren können. 

Was meinen Sie damit?

Man sieht das am Projekt ‚Republik‘ rund um die beiden Journalisten Constantin Seibt und Christoph Moser. Sie wollen ein Onlinemagazin in die Welt rufen, das nicht von kommerziellem Erfolg abhängt. Beim Crowd-Funding hatten sie grossen Erfolg. Obwohl noch kein einziger Artikel steht, haben sie ihre Idee sehr gut verkauft. Die Resonanz ist gross. Das ist auch ein Zeichen der Zeit. Es geht um ein Lebensgefühl, das ein Medienangebot vermitteln muss. Mit diesem müssen sich die Zielgruppen identifizieren können. Wenn man das zukünftig als öffentliche Institution nicht hinbekommt, wird es langfristig schwierig.

Als Direktorin von RTR stehen Sie diesbezüglich auch unter Druck. Der Journalist René Hildbrand hat kürzlich auf persoenlich.ch einen brutalen Kommentar geschrieben, der RTR faktisch als Subventionsjäger mit beschränktem Nutzen bezeichnet. Was haben Sie gedacht, als Sie den Artikel gelesen haben?

Für mich war es überraschend, dass jemand so frontal auf Minderheiten losgeht. Wie jemand so direkt unsere grundföderalistischen Ideen und Grundwerte angreift. Das sind für mich Zeichen, dass es nicht einfacher werden wird. Natürlich können wir Rätoromanen auch nicht einfach sagen, wir hätten ein naturgegebenes Recht auf öffentliche Mittel – komme was wolle. Wir müssen sichtbar und spürbar sein und unseren Beitrag ans Ganze leisten. Darum ist es wichtig, die Sprachregionen in der Schweiz zu verbinden.

Wie soll das gehen? Für viele Unterländer ist das Rätoromanische ein folkloristischer Tupfer, mit dem man im realen Leben keine Berührungspunkte hat.

Ich möchte hier eine Motion des ehemaligen Bündner Ständerats Theo Maissen anführen, der genau diesen Austausch der Sprachregionen ins Zentrum gerückt hatte. Das ist gar nicht so einfach – abgesehen vom Sport: Wenn Roger Federer spielt und siegt, sitzt die ganze Schweiz gemeinsam ums Lagerfeuer. Man kann die Leute fragen, ob sie mehr über andere Sprachregionen wissen wollen, und alle werden das bejahen und wichtig finden. Am Ende ist es aber doch so, dass sich der Genfer vielleicht eher für Paris als für Zürich interessiert. Der sprachregionale Austausch ist ein zentrales Thema bei der SRG. Wir tauschen punktuell Moderatoren aus oder berichten in den tagesaktuellen Sendungen immer mehr man aus den jeweils anderen Sprachregionen, um für die Eigenarten der Sprachregionen zu sensibilisieren. Unsere romanische Dokumentarsendung  ‚Cuntrasts‘ am Sonntag kann man mit deutschen Untertiteln anschauen, ebenso mit italienischen und französischen in den anderen Sprachregionen. So erreichen wir Sichtbarkeit in den anderen Sprachregionen und in den sozialen Medien. Es sind Chancen, die wir nutzen müssen. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Berührungspunkte mit anderen Sprachregionen und unsere Visibilität im Rest der Schweiz für uns heute fast so wichtig sind wie die Angebote der romanisch sprechenden Bevölkerung.

Viele glauben aber, das Ende der rätoromanischen Sprache sei nur eine Frage der Zeit. Es wird immer weniger romanisch gesprochen und die Abwanderung aus den Tälern wird nicht kleiner.

Das stimmt. Allerdings muss man die Volkszählungen, auf der diese Schlüsse beruhen, immer relativieren. Eine Umfrage ist nur so aussagekräftig wie ihre Fragestellung. Für RTR ist es sekundär, ob  für unser Publikum Romanisch die Hauptsprache im Alltag ist oder nicht. Für RTR ist wichtig, dass die Leute die Sprache verstehen. Solange Kinder in den betroffenen Sprachregionen romanisch lernen, lebt die Sprache. Aber es ist wie mit der Demokratie: Das Rätoromanische ist nicht einfach da. Wenn man nichts dafür macht, geht es verloren. Es ginge viel verloren. RTR kann einen Beitrag leisten, dies zu verhindern. 

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Sorgen müssen Sie sich nicht machen. Die No-Billag-Initiative wird keine Chance haben und von fast allen Parteien und den Medien versenkt werden.

Zunächst bleibt abzuwarten, ob die Initiative alleine oder mit einem Gegenvorschlag vors Volk kommt. Wir Bündner müssen uns bewusst sein, was eine Annahme dieser Initiative für unseren Kanton bedeuten würde. Es wäre das Ende von RTR, von Tele Südostschweiz wohl auch, zumal der Regionalsender zu über 60 Prozent durch Gebühren finanziert ist. Auch Radio Südostschweiz profitiert existenziell von den Gebühren. Nach dem Exodus der elektronischen Medien würden die Bündner Medien brachliegen. Von den vielen Jobs, die verloren gehen, ganz zu schweigen. 

Würde das nicht im Gegenteil den Privaten erlauben, in diese Märkte einzutreten? Im jetzigen System der einseitigen Subventionierung werden sie faktisch ausgeschlossen.

Das ist ein Trugschluss. Das wesentliche Wachstum im Werbemarkt findet digital statt, Facebook und Google sind die grossen Player. Sie haben in diesem Markt weltweit die Nase weit vorn. Der Markt Graubünden ist viel zu klein, um darin mit Journalismus Geld zu verdienen.

RTR beschäftigt im Medienhaus in Chur 170 Personen. In seinem Kommentar behauptet René Hildbrand auf persönlich.ch, dass jeder Private Ihre Produktionen mit einem Drittel des Personalbestandes hinbekäme. Ein böser Vorwurf.

Ein unhaltbarer. RTR hätte keine Chance, im Umfang und mit dem heutigen Qualitätsanspruch weiter zu funktionieren. 

Qualität ist so ein Wort. In letzter Zeit hört man von den Medien oft das Wort «Qualitätsjournalismus», vielleicht um sich von der Content-Lawine des einfachen Bürgers zu differenzieren. Machen Sie es sich damit nicht etwas einfach?

Qualitätsjournalismus hat für mich viel mit einer definierten Absicht zu tun, welche Wirkung man erzielen will. Die Leser, User, Zuschauer oder Hörerinnen sollen sich eine eigene Meinung bilden können. Eine gute Journalistin oder ein guter Journalist ist sich seiner eigenen Meinung bewusst, jedoch bestrebt, dem Publikum alles Notwendige vorzulegen, damit eine eigenständige Meinungsbildung möglich ist. 

Aber entspricht dies wirklich der Realität? Gerade in den letzten Jahren stellt man in etablierten Medien oft eine Vermischung fest. Journalisten bringen mehr oder weniger subtil ihre persönliche Meinung in «objektiven» Berichten ein. Viele dieser Medien verdienen mit einem Leistungsauftrag für ein Lokal-Radio oder -TV an den Billag-Geldern mit – und sitzen damit mit der SRG im selben Boot. Genau diese «Journalisten» der privaten Verlage sollen nun objektiv über die No-Billag-Initiative berichten?

Sicher stehen letztlich immer Menschen mit persönlichen Meinungen hinter einem Artikel oder Beitrag. Von seriösen Journalisten muss eine kritische und professionelle Distanz aber erwartet werden können. Diesen Anspruch hat auch RTR an seine Redaktionen, natürlich auch, wenn es um „No Billag“ geht. 

Auch die SRG muss sich Fragen gefallen lassen: Letztes Jahr ist sie mit dem privaten Ringier-Verlag und der teilstaatlichen Swisscom die Kooperation «Admeira» eingegangen – ein Affront gegenüber den anderen Schweizer Medien-Playern.

Worum geht es bei der Idee einer gemeinsamen Vermarktungsfirma? Es geht um die Vision, wie der Medienplatz Schweiz in zehn Jahren aussehen soll. Die Konkurrenz für die Schweizer Medien sitzt im Ausland. Die Werbefranken fliessen heute weltweit zu einem grossen Teil zu Google und Facebook. Admeira ist ein Konstrukt, das allen Verlagen offen steht. Es gibt zwar die drei Eigentümer der Firma, aber wenn es um den Verkauf von Werbung geht, können alle mitmachen. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Situation in der Schweiz wie in einem Zwergenkrieg anmutet. Es ist wie im Herr der Ringe: In der Schweiz sind wir Gefährten, und über uns thront etwas Grosses, das niemand richtig abschätzen kann – obwohl ich unterstreichen möchte, dass nicht alles, was grösser ist, deshalb schlecht sein muss. Die Kräfte  zu bündeln, das ist die einzige Möglichkeit.

Als «Gefährte» gibt sich die SRG selbst aber ziemlich unzimperlich gegenüber den inländischen Kollegen: Online gräbt sie den Privaten Marktanteile ab, das derzeitige Werbeverbot scheint auch nicht sakrosankt zu sein. 

Heute bestehen rund 25% der SRG-Einnahmen aus Werbegeldern. Diese Einnahmen fliessen natürlich auch ins Programm. Bis auf weiteres untersagt Medienministerin Doris Leuthard die Online-Werbung auf den Online-Angeboten der SRG. Im Radio gibt es keine Werbeeinnahmen, im TV sind sie ebenfalls klar reguliert. Der unternehmerische Spielraum in Bezug auf Werbeeinnahmen ist stark beschränkt. 

Zuletzt wurde auch die Forderung laut, dass die SRG mit ihren öffentlichen Kanälen wenigstens ihre Video-Inhalte für eine Weiterverwertung an Private freigeben soll.

Das passiert ja auch schon in einigen Bereichen. Das Shared-Content-Prinzip hat sicher Zukunft. Problematisch sind aber vielfach die Urheberrechte. Und natürlich ist es auch eine Frage der Konditionen. Sinn macht ein Sharing-Modell für tagesaktuelle Beiträge. Ziel sollte sein, dass die privaten Medienhäuser ihre Ressourcen so wieder verstärkt in recherchierte Geschichten stecken können. So kann die Medienvielfalt in der Schweiz gestärkt werden – und darum soll es gehen. 

 

(Bilder: zVg.)