Gian Michael: «Gibt es DIE richtige Schule für Graubünden?»

Portrait_Gian-Michael125pIn der Februarsession des Grossen Rates wurden zwei Aufträge zum Thema Integration in der Schule behandelt. Einerseits wollten Bruno Claus (FDP Chur) und die Mitunterzeichner, dass die Einführungsklassen wieder zugelassen werden. Die Regierung war damit einverstanden. Der Auftrag wurde ohne grössere Diskussionen einstimmig überwiesen. Der zweite Auftrag stammte aus den Reihen der BDP mit mir als Erstunterzeichner und beabsichtigte, im niederschwelligen Bereich der Sonderpädagogik die Gleichstellung der Schulungsformen sowie die Kompetenzerteilung des präventiven Förderunterrichts an die Schulträgerschaften zu delegieren. Die Regierung mit EKUD Vorsteher Martin Jäger unterstützte dieses Anliegen nicht. Trotz heftiger Gegenwehr aus der Regierungsbank, der SP sowie Teilen der CVP, wurde der Auftrag überwiesen.

Sowohl der Auftrag Claus als auch mein Auftrag hatten den gleichen Auslöser, der in der Verschiedenheit unserer Strukturen im Kanton zu finden ist. Der Churer Bruno Claus setzte sich für ein Bedürfnis eines grossen Schulträgers ein. Die Einführungsklassen werden nur bei den grösseren Schulträgern wie z.B. in Chur, in Davos oder auch im Oberengadin, ein Thema sein. Als Vertreter einer peripheren Region wollte mein Auftrag, dass die zuständigen Verantwortlichen vor Ort im Bereich der Sonderpädagogik situationsbedingt Alternativen zur Integration suchen können und in eigener Kompetenz auch umsetzen dürfen. Die Voraussetzungen bei einer Schule z.B. in Landquart oder im Avers sind so verschieden, dass eine einheitlich vorgeschriebene Schulungsform weder in Landquart noch im Avers erfolgreich sein kann. Bei einem komplexen Thema wie bei der Sonderpädagogik gibt es nicht einmal innerhalb des gleichen Schulträgers ein Patentrezept. Die äusserlichen Einflüsse wie Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Heilpädagogen, Klassenstruktur, Anzahl und Art der Kinder mit besonderem Förderungsbedarf und weitere Komponenten bestimmen über den Lernerfolg aller Kinder in den Schulklassen und die Motivation der Lehrkräfte.

Bei der Beratung des Schulgesetzes an der Sondersession im März 2012 war immer wieder zu hören, DIE Schule in Graubünden gebe es nicht. Mit der Befürchtung, dass eben DIE Schule in Graubünden dann schlussendlich trotzdem umgesetzt werden muss, stellte der Averser BDP-Grossrat Robert Heinz zu Artikel 89 erfolgreich den Antrag, einen neuen Absatz aufzunehmen. Der neue Absatz 4 mit dem Inhalt «Die Regierung kann in begründeten Fällen, soweit die Erreichung der Bildungsziele gewährleistet bleibt, Ausnahmen bewilligen» sollte den Schulträgerschaften, aber auch dem Amt für Volksschule und Sport, vernünftige Lösungen ausserhalb des Gesetzes ermöglichen. Laut Aussagen des Regierungsrates wurde von dieser Möglichkeit bisher aber noch kein Gebrauch gemacht. Dies ist eine Aussage, die mich sehr erstaunt. Scheinbar ist bezüglich Informationsfluss zwischen Gesetzgeber und den umsetzenden Schulbehörden offensichtlich noch Handlungsbedarf. Ich bin mir sicher, in unserem vielfältigen, dreisprachigen Kanton gibt es sie definitiv nicht, DIE Schule in Graubünden!

Gian Michael, Fraktionspräsident BDP

 

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