Online Shopping, E-Marktplattformen, digitale Geldeinheit Bitcoin, Abwanderung aus ländlichen Bündner Gemeinden, starke Zentren auf Kosten der Regionen. Alle diese Schlagwörter gehören zur heutigen Zeit. Wegdenken können wir sie nicht mehr. Willkommen im digitalen Zeitalter. Ein rasantes Zeitalter. Die meisten fühlen sich darin wohl. Ich auch. Aber zwischen Mai und Oktober gönnen sich Hunderte von Bündner online Konsumenten wöchentlich eine Auszeit von der digitalen Welt. Sie besuchen den Churer Wochenmarkt. Dort treffen sie sich physisch, beschnuppern und betrachten die feinen Bio Produkte. Bezahlt wird bar. Man tauscht sich aus. Mündlich. In Deutsch, Italienisch und Romanisch. Und meist geht man noch auf einen Schwatz zum Kaffee. Chatten kann man dann wieder an den anderen Wochentagen.
Der Churer Wochenmarkt ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Austausch zwischen den Regionen und dem Zentrum zur Belebung der arg gebeutelten Churer Altstadt führt. Der traditionelle Markt ist aber auch eine Bereicherung für die Regionen: denn die rund 35 Bündner Anbieter verkaufen nicht nur seit 30 Jahren ihre Produkte von sehr hoher Qualität. Sie profitieren gleichzeitig von einem Werbeeffekt für ihre Talschaften.
Als ich am letzten Samstag beim Bergeller Stand milden Käse gekauft und mein italienisch etwas aufgefrischt hatte, bekam ich richtig Lust auf Bergeller Luft. Soglio, Bondo, die hohen Berge, faszinierende Kultur, südliches Klima und Kastanien: das Tal hat weit mehr zu bieten als feinen Käse. Dank dem Käse am Churer Wochenmarkt werde ich diesen Sommer einen Abstecher in den südlichen Teil Graubündens machen. Das Marketing hat also funktioniert. Und ganz ohne digitale Kommunikation.
Den Aufenthalt werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit dann aber doch online buchen.
Das Politforum auf GRHeute besteht aus 12 PolitikerInnen aus Graubünden. Jeden Donnerstag nimmt eine/r zu einem aktuellen Thema Stellung.
(Bild: GRHeute)