Das Hockey Pauer Ranking ist eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn interessantesten Meldungen, besten Spielern und lustigsten Aktionen der Woche. Ein Ranking, das man nicht immer all zu ernst nehmen sollte.
Nächste Woche beginnt in Paris und Köln die IIHF Weltmeisterschaft, das letzte relevante Hockey-Turnier in Europa. Und nach der NHL-Schockmeldung bezüglich der olympischen Spiele ist es definitiv Zeit, einen Blick auf die wichtigsten globalen Eishockey Wettkämpfe zu werfen. Die zehn relevantesten internationalen Cups der Welt:
10. Pan-amerikanisches Eishockeyturnier
Seit 2014 existiert das Pan-amerikanische Eishockey-Turnier. Eine wahrlich witzige Sache, die eigentlich auch einen noblen Gedanken mit sich trägt: Eishockey soll nicht nur in Kanada und den USA populär werden, sondern auch in ganz Mittel- und Südamerika. Argentinien, Mexiko, Kolumbien und Brasilien sind die komisch klingenden Eishockey-Nationen, die daran teilnehmen. Hockey Canada schickt jeweils eine siebtklassige Auswahl, und dominiert das Turnier. Unwichtig, aber irgendwie noch cool zu lesen. Top Scorer am ersten Turnier war übrigens kein Kanadier, sondern der Mexikaner Carlos Gomez mit 9 Toren und 12 Assists.
9. Swiss Ice Hockey Challenge / Deutschland Cup / Slovakia Cup
Ähnlich irrelevant wie das pan-amerikanische Turnier sind die Vorbereitungs-Turniere der Nationalmannschaften in unseren Gefilden. Die Swiss Ice Hockey Challenge, der Deutschland Cup und der Slovakia Cup finden jeweils inmitten während der nationalen Saisons statt und haben nebst der Standortbestimmung für die Nati-Zusammenzüge absolut keine Bedeutung. Teilnehmer sind dementsprechend immer nur die kleinen bis mittleren Nationen Europas, und einzig wirklicher Nutzen dieser Cups ist die Pause während der Regular Season für Spieler mit Blessuren – für alle anderen sind die drei Cups eher mühsam als wichtig.
8. Women’s World Championship
Das Frauen Eishockey gewinnt stetig an Bedeutung. In Nordamerika hat das weibliche Pendant zu unserem Lieblingssport bereits einen relativ hohen Stellengrad, und auch in Europa wächst die Relevanz. In Schweden und Russland sind bereits gute Entwicklungen im Gange, und auch in der Schweiz wird die Akzeptanz immer grösser. Dank „Superstars“ wie Florence Schelling, oder den Bündner Exporten wie den Waidacher Sisters oder Evelina Raselli wächst das Frauen-Hockey in der Eidgenossenschaft stetig. Dank dem 2:1 Sieg über Tschechien an der diesjährigen WM haben die Schweizer Ladies den Klassenerhalt geschafft und spielen auch nächstes Jahr gegen die besten Frauen der Welt.
7. US Pond Hockey Championship
Auf dem Lake Nokomis in Minneapolis, USA, findet jedes Jahr das weltweit grösste Hockeyturnier der Welt statt – zumindest was die Anzahl Teilnehmer betrifft. Auch wenn es offiziell die amerikanische Meisterschaft ist, so nehmen trotzdem Teams aus der ganzen Welt teil, und das Turnier gilt als inoffizielle Weltmeisterschaft von Amateuren. Weit über 100 Mannschaften kämpfen um die „goldene Schaufel“, die Trophäe für das beste Team auf offenem Eis. Der Event ist Kult genug, dass eine sehr sehenswerte Dokumentation darüber veröffentlich wurde, und regelmässig College- und ehemalige Profi-Spieler anlockt.
6. U-18 WM
Die U-18 WM ist die Weltmeisterschaft, die für die Profi-Scouts am meisten Relevanz hat. Die besten Teenagers der Welt messen sich an diesem Event auf höchstem Niveau und werden von Teams aus der ganzen Welt, vor allem aber von den NHL Scouts, genaustens unter die Lupe genommen. Vielleicht nicht das höchste Niveau aller Turniere, aber mit Sicherheit eines der intensivsten Turniere in diesem Ranking. Vor allem ist die U-18 WM die Standortbestimmung schlechthin für den jeweils folgenden NHL Draft.
5. Spengler Cup mit Schweizer Nati
Der Spengler Cup ist doch kein Nati-Turnier, mag jemand vielleicht sagen. Aber halt: Was ist mit Team Canada? Auch wenn es nicht die Crème de la Crème ist, so ist es doch eine Nationalmannschaft. Und es ist nicht lange nicht die einzige: Team USA, Tschechoslowakei und selbst Japan haben schon mit einer Nationalmannschaft am ältesten Turnier der Welt teilgenommen. Und mit der diesjährigen Teilnahme der Schweizer Nati (als Vorbereitung für die olympischen Spiele) darf man getrost von einem Nationen-Wettkampf sprechen.
4. Olympische Winterspiele
Ja, die olympischen Spiele waren der unbestrittene Zenit des Eishockeys. Alle vier Jahre trafen die besten Spieler der Welt aufeinander und kämpften für ihre Landesfarben um olympisches Gold. Unvergessen bleiben Spiele wie das Finale 2010 in Vancouver. Aber das war einmal. Solange sich nichts mehr an der Situation ändert, haben die olympischen Spiele massiv an (Relevanz-)Boden eingebüsst: Es war die Negativ-Meldung des Jahres für Hockey-Fans, und man darf nur hoffen, dass sich eventuell doch noch etwas ändert.
Das IOC spricht seinen Frust in ihrer Pressemitteilung ebenfalls aus: „Der Entscheid der NHL ist bedauernswert. Der IIHF hat die gleichen Konditionen wie bei vorigen olympischen Spielen angeboten (Übernahme der Versicherungs- und Reisekosten). Dass die NHL nun nicht mehr damit zufrieden ist, macht uns traurig. Das IOC verteilt 90% der Einnahmen in die Entwicklung des Sportes auf der ganzen Welt. Offensichtlich können wir nicht eine einzige nationale, kommerzielle Liga besser behandeln als den Rest der Sportwelt.“
Die Spielergewerkschaft der NHL, die NHLPA, geht bei ihrem Statement noch einen Schritt weiter: „Die Spieler sind ausserordentlich enttäuscht über den kurzsichtigen Entscheid der NHL. Die Gründe bezüglich Termin-Engpässe sind an den Haaren herbeigezogen, verglichen mit der Möglichkeit, unseren Sport auf einer weltweiten Bühne zu präsentieren. Die NHL glaubt, die Spieler bestrafen zu müssen, weil sie keine Konzessionen eingehen in den Vertragsverhandlungen mit den Clubs, aber in Wahrheit straft die NHL die weltweite Entwicklung des Eishockeys. Es ist extrem traurig für alle Spieler und Millionen von Hockey-Fans weltweit. Sogar noch mehr: NHL Spieler sind patriotisch, und es ist respektlos gegenüber den Spielern, ihrem Wunsch nicht nachzukommen, vor allem weil sämtliche finanziellen Probleme vom IOC und dem IIHF gelöst wurden. Das ist einzig und alleine die Schuld der NHL.“
Ohne die NHL Spieler verkommt das olympische Eishockey-Turnier zu einem drittklassigen Event, der farblos wirkt und weit hinter den Top 3 der internationalen Events zurückfällt. Ähnlich wie im Fussball wird sich mit der jetzigen Situation kaum jemand daran erinnern, wer Olympia-Gold holt, wenn nur mittelmässige Auswahlen aufeinandertreffen. Viele enttäuschte NHL Stars kritisierten den NHL Boss Gary Bettman dafür direkt:
Way to ruin the sport of hockey even more Gary #Olympics
— Brandon Prust (@BrandonPrust8) 3. April 2017
Disappointing news, @NHL won’t be part of the Olympics 2018. A huge opportunity to market the game at the biggest stage is wasted..
— Henrik Lundqvist (@HLundqvist30) 3. April 2017
3. World Cup of Hockey
Der World Cup of Hockey wurde 2016 wiedergeboren und steigt als jüngster Event gleich in die Top 3 ein. Das Turnier hat eigentlich viele Makel: Zum einen ist die Teilnehmerzahl limitiert. Zum anderen sind die Regeln und Teams derart schräg, dass es schwierig ist, den World Cup of Hockey ernst zu nehmen. Nichts desto trotz: Es ist der Cup mit dem hochkarätigsten Lineup überhaupt. Und dadurch, dass er nur alle vier Jahre stattfindet und von der NHL tatkräftig als „wichtigstes“ Turnier promotet wird, kann man davon ausgehen, dass die Relevanz des World Cup of Hockey weiter zunehmen wird.
2. IIHF WM
Die IIHF WM ist die kleine, alte, vergessene Grosstante. Verstaubt, träge, aber doch immer hier. Die offizielle Weltmeisterschaft hat nicht das Prestige der olympischen Spiele – dafür fehlt ihr die Relevanz. Sie hat auch nicht die Firepower des World Cup of Hockey – dafür fehlen die ganz grossen Namen. Aber die WM des Weltverbandes ist beständig. Zum Vergleich: Das Niveau ist höher als an den kommenden olympischen Spielen, die Kader sind besser besetzt. Und die Relevanz ist (momentan noch) höher als die des World Cup of Hockey – keine zusammengewürfelten All-Star-Teams, sondern Nationen, die nach traditioneller Art und Weise gegeneinander um eine Goldmedaille kämpfen. Auch wenn die IIHF WM seit langem in Gefahr ist, weiter an Relevanz zu verlieren, so ist sie in Zeiten des Wandels im Hockey-Universum eine Konstanz. Während die anderen Cups Kapriolen und Medienstories bieten, köchelt die IIHF WM weiter. Zwar auf kleiner Sparflamme, aber auf konstantem Niveau. Und wer sich das diesjährige schwedische oder kanadische Aufgebot anschaut, so liest sich das eigentlich relativ cool.
1. Junior World Championship
Nach der Meldung, dass die NHL nicht mehr an den olympischen Spielen teilnehmen wird, steht es ausser Frage, welches Turnier das Beste vom Besten darstellt. Die Junioren U-20 WM bietet das höchste Niveau, die besten Nati-Auswahlen, die höchste Relevanz, die intensivsten Spiele und die aussagekräftigsten Resultate. Sämtliche Stars von morgen sind vertreten, die Spieler vertreten ihre Heim-Nation. Das internationale Turnier rund um die Jahreswende ist eine Augenweide für Hockey-Fans und hat den anderen Cups den Rang abgelaufen.
Die Junior World Championship sind in der jetzigen Zeit das wichtigste Eishockey Turnier der Welt. Und zudem bot der Junioren Cup eine der berüchtigsten Schlägereien aller Zeiten, als Kanada und die Sowjetunion 1987 sich bis aufs Blut bekämpften. Da nützte auch Lichterlöschen nichts mehr.
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(Bild: Youtube)