Wer erinnert sich nicht an die „Felsenputzer“, die im April 2009 das World Wide Web eroberten. Das Video von Schweiz Tourismus verbreitete sich wie ein Lauffeuer, wurde innerhalb weniger Tage mehr als 100 Millionen Mal angeschaut und in sechs Sprachen übersetzt. Medien aus der ganzen Welt berichteten. Innerhalb von 24 Stunden klickten sich Tausende durch den „Felsenputzer-Eignungstest“ auf der ST-Website.
Doch dem nicht genug: Man verstand es, aus diesem virtuellen Hype eine ausgefeilte Kampagne zu kreieren und tatsächlich auch Buchungen mit den „Felsenputzer-Kursen“ zu generieren. Was eigentlich so nicht geplant war, wurde am Ende in messbares Marketing umgesetzt.
Und wie schaut das „virale Marketing“ im Tourismus heute aus?
Schaut man sich nach knapp 9 Jahren die Fülle der produzierten Videos und die Kampagnen (nicht nur im Schweizer Tourismus) an, scheint der Zenit der Lern- und Erfolgskurve lang überschritten zu sein.
Das jüngste Beispiel sah ich letzte Woche täglich an einer Sales Tour mit Schweiz Tourismus in Südostasien.
Der Spot: „Nature wants you back“ / „Zurück zur Natur“ soll das Nachhaltigkeitsjahr von ST in Bildern kommunizieren und natürlich letztlich dazu animieren, die intakte und einmalige Schweizer Natur zu geniessen oder diese zu verkaufen.
Doch ich schaute in eher fragende oder verhalten lächelnde Gesichter der asiatischen Tour Operator und Travel Agents. Und ich schaue auf eine ST-Website, die mich auf der Startseite mit einem bunten Durcheinander an Informationen und Themen begrüsst.
Dies ist nur eines der fragwürdigen Beispiele einer kaum mehr erfassbaren Flut an Film- und Fotobotschaften, hinter denen selten ein attraktives, buchbares Produkt steht, mit denen aber vor allem Tourismusorganisationen um Gäste werben wollen.
War die Messlatte des Erfolgs bei Tourismusorganisationen die Quantität der an Messen verteilten oder an Datenbank-Adressen versendeten Broschüren, so ist es heute wohl die nichtssagende Zahl der Views, Likes und Follower der Filme, Bilder und Posts in den sozialen Netzwerken.
Was daraus aber am Ende an Gästeankünften generiert wurde oder werden kann, scheint nur wenige zu interessieren.