Der Hamam im Schweizerhof auf der Lenzerheide ist nicht nur überall berühmt, sondern auch eine architektonische Perle. Zum zehnten Geburtstag trafen sich Architekt, Künstler am Bau und eine Saxophonistin.
Was die neue Pädagogische Hochschule in der Zürcher Europa-Allee, die Bibliothek in der Humboldt-Universität in Berlin, das Haus Bergfrieden in Saas und der Hamam im Schweizerhof auf der Lenzerheide gemeinsam? Sie alle wurden von Architekt Max Dudler gestaltet.
Was haben der neue Hauptsitz der SBB in Bern, das Lama Projekt in Sao Paolo, ein Schulhaus in Cham und der Hamam im Schweizerhof auf der Lenzerheide gemeinsam? Sie haben Kunst am Bau von Mayo Bucher.
Der Hamam wurde schon im Dezember zehn Jahre alt, gefeiert wurde gut einen Monat später. Mit der besten Saxophonistin Europas: Nicole Johänntgen. Machen Sie die Augen für einen kurzen Moment zu, räkeln sie sich eingemümelt auf einer XXL-Lederliege bei angenehmen Temperaturen und hören sie das Saxophon ein jazziges Happy Birthday spielen. Es ist ein bisschen rauchig, es tönt nach New Orleans, und dann, nach einer kleinen Kunstpause, bläst das Saxophon die Kerze aus.
Natürlich gehört das Saxophon nicht zum Interieur des Hamams, aber wer diese Akkustik einmal erlebt hat, der wünscht sich, es würde immer ein Saxophon im Hamam spielen. Der Hamam im Hotel Schweizerhof ist wirklich der Hammer und weit über die Gemeindegrenze bekannt. Man kann in den Social Media ein Bild von der Lenzerheide posten, und in acht von zehn Fällen ist einer der Kommentare: «Und das Hamam im Schweizerhof erst!»
Der Erfolg ist verdient, doch vor zehn Jahren waren sich die Schweizerhof-Gastgeber Andreas und Claudia Züllig nicht ganz sicher, ob es einer werden würde. «Es war ein Wagnis», sagte Claudia Züllig. «Das Wagnis» kostete fünf Millionen Franken, ein Viertel der Gesamtsumme, die zur Renovation des Hotels aufgewendet wurde.
Zum zehnjährigen Jubiläum haben sich die Zülligs ein weiteres Werk gegönnt: Ein Buch über ihre hoteleigene Perle. Es ist sehr wertig gemacht; mit Interviews mit Architekt und Künstler und vor allem eine Rarität: Es gibt nur 55 Stück davon. «Es ist ein Geschenk für Menschen mit Sinn für Kultur und Kunst», sagte Andreas Züllig. Käuflich erwerblich ist es nicht.
«Unsere Gestaltung folgt der Idee, ein urbanes Lebensgefühl auch im kleinen Massstab spürbar zu machen», sagt Max Dudler in dem Buch. «Die Atmosphäre eines Hamams ist äusserst vielfältig: Dampf, Licht, Material, aber auch Düfte, bilden zusammen eine Einheit, die sämtliche Sinne anspricht.» Ähnlich sieht es auch der Künstler Mayo Bucher: «Beim Hamam ging es mir ausdrücklich nicht um eine abstraktes Kunst- und Architektur-Projekt – sondern um ein sehr sinnliches Gesamterlebnis.» Was den beiden Herren, siehe oben, auch gelungen zu sein scheint.
Und zum Schluss noch dies: Was hat Altenrhein, wo der Rhein in den Bodensee fliesst, im Leben von Andreas Züllig und Max Dudler zu tun? Der Architekt wurde dort geboren, der Hotelier hat seine Jugendjahre im noch alten Hotel Bodan verbracht – als Kind eines Hoteliers. Der Kreis schliesst sich im Hamam im Hotel Schweizerhof auf der Lenzerheide.
(Bilder: Nicole Trucksess/Novitats, Schweizerhof)