Auf einer RhB-Zugfahrt ins Engadin habe ich einem Gespräch gelauscht. Es ging um die WM in St. Moritz. Ein paar Sitze weiter diskutierten die Mitreisenden über Medaillenchancen, das WM-Wetter und auch über das Material. „Früher waren die Skis unglaublich lang. Heini Hemmi wurde mit zwei Meter null sechs langen Skis noch Olympiasieger!“ Heute, so die Chronisten im Zug nach Filisur, seien die Skis höchstens noch verlängerte Schuhsohlen.
Ja, früher war alles länger. Nicht nur die Skis waren länger. Auch die Zeiten auf der Lauberhorn- oder Kitzbühlabfahrt waren länger. Und die Haare waren länger, und nicht nur die von Bernhard Russi.
Nein, überhaupt war alles länger. Früher. Die Anreise in die Ferien war länger, da weniger schnell unterwegs. Der Abspann bei den Krimis und Spielfilmen war länger. Man hat länger die Zeitung gelesen. Man hat länger mit den Nachbaren geredet – und dem Pöstler. Die Winter waren länger – als Konsequenz davon sind die Gletscher kürzer. Die Halbwertszeit unserer Alltagsgegenstände war länger. Die Beziehungen Verheirateter hielten länger. Die Gäste blieben länger. Man ass länger am Tisch zusammen. Man schlief länger und „verhockte“ länger am Stammtisch.
Früher gab es noch Langeweile. Früher kochte man länger und auch Langläufer lebten noch länger.
Ich durfte diese Kolumne noch vor der Abstimmung vom Wochenende abgeben. Ich wusste nicht wer gewonnen und wer verloren hat. Ich wusste nur, und der Volksmund weiss es schon seit jeher, dass früher nicht nur alles länger sondern auch besser war. Es ging uns um Längen besser. Die gute alte Zeit. Wie die Abstimmungen auch verlaufen sein werden, eines ist klar: in einigen Jahren werden wir sagen: früher war alles besser. Welcher Trost.