In der Kooperation zwischen der HTW Chur und der Hochschule SUES (Shanghai University for Engineering Sciences) werden in Shanghai chinesische Studierende durch Dozierende der HTW Chur mit dem Ziel unterrichtet, dass einige dieser Studierenden in Zukunft in das Tourismusstudium in Chur eintreten.
In diesem Rahmen fand nun im Januar ein erster Einsatz von Dozierenden der HTW Chur in Shanghai statt, und es konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Ein Einsatz in einem anderen Kulturkreis ist immer auch mit neuen Herausforderungen verbunden. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob unsere Schweizer Selbstverständlichkeiten kulturell dort ebenso geteilt werden und wie man den Unterricht an das unterschiedliche Verständnis anpassen kann. In einem solchen Prozess können beide Seiten profitieren, da man sich während diesem besser kennen und verstehen lernt.
Drei Dozierende durften in der neuen Kooperation diese Erfahrungen nun erstmals machen und daher waren diese für uns auch besonders eindrucksvoll und spannend. Wir wurden von unseren Austauschpartnern herzlich empfangen und wohl umsorgt durch das Chaos einer Megametropole geleitet. Shanghai ist mit seinen über 20 Millionen Einwohnern sowohl eine der dynamischsten Städte weltweit und zugleich auch ein Schmelztiegel für Menschen unterschiedlichster Herkunft aus dem asiatischen aber auch globalen Raum. Hier trifft Neu auf Alt und Historie auf Fortschritt. Alles ist in Bewegung. Aus den Bündner Bergen kommend kann man dies schon fast als Fantasmus erleben, werden unsere regionalen Entwicklungsprojekte doch in einem anderen Kontext geplant und diskutiert. Diese Erfahrungen sind für uns als junge Tourismusforscher und Lehrende spannend, da sie auch ein wenig an die Aufbruchsstimmung des Tourismus in Graubünden erinnern, wie sie uns in Geschichten transportiert wird. Andererseits konnten unsere Austauschpartner vor Ort von uns auch über den Schweizer Servicegedanken und die Qualität im Tourismus erfahren, welche nach der einen oder anderen Erfahrung in Shanghai noch etwas auf der Strecke bleibt. Dies kann man als Beobachter aber auch gut nachvollziehen, da für uns aus der Schweiz in Shanghai in einem enormen Tempo entwickelt wird. Nicht umsonst durften wir auch mit der Magnetschwebebahn mit Tempo 400 vom Flughafen in die Stadt rauschen, während unsere hiesigen Infrastrukturprojekte in solchen Dimensionen mehr oder weniger abgeschlossen sind.
Durch den engen Kontakt sowohl mit Studierenden als auch durch den Austausch mit den Dozierenden vor Ort konnten wir von der chinesischen Kultur deutlich mehr erfahren, als dies einem sonst als normalem Reisenden vergönnt ist. Dabei standen interessante Gespräche, der Besuch von unterschiedlichen Restaurants mit den verschiedenen typischen regionalen Gerichten Chinas und der Besuch der verschiedenen Stadtteile auf dem Menüplan. Insbesondere bei den Stadtrundgängen wurde einem dann wieder der Unterschied zur Schweiz bewusst: Ganze alte Stadtviertel werden abgerissen, neue rekordverdächtige Wolkenkratzer und Shoppingmalls werden gebaut und doch sieht man auch hier und da immer mal wieder ein Stück vom alten China, wie beispielsweise eine wunderschöne Wasserstadt vor den Toren Shanghais, die einen doch sehr an Venedig erinnert.
Dr. Frieder Voll ist Forscher und Lehrkraft am Institut für Tourismus und Freizeit an der HTW Chur. Der Geograph beschäftigt sich mit der nachhaltigen Entwicklung und Erreichbarkeit periphererer Bergregionen weltweit und insbesondere in Graubünden. Sein Augenmerk liegt besonders auf naturnahem und Wandertourismus.
Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.
(Bilder: Dr. Frieder Voll, Titelbild: Wolkenkratzer in Shanghai, Quelle: HTW Chur / sponsored content)