Ständerat Stefan Engler war es vorbehalten, dem neuen Schweizer Kombinations-Weltmeister Luca Aerni den Siegerstrauss zu überreichen. Anschliessend gratulierte Engler dem zweitplatzierten Marcel Hirscher, dann wandte er sich dem Bronzemedaillen-Gewinner zu, dem Beveriner Mauro Caviezel: «Viva la Grischa – hey, gratuliere, Mauro, super!»
Die Ski-WM 2017 in St. Moritz mutiert endgültig zu Schweizer Spielen. Auch ohne Edelmetall-Garantin Lara Gut (natürlich nur fast, die erste Medaille der Schweiz gewann natürlich die unglücklich Verletzte) rocken die Schweizer Skistars die Corviglia-Piste. Der Blick auf den Medaillenspiegel im alpinen Skisport hat schon lange nicht mehr so gut getan wie derzeit: 6 Medaillen, darunter 3 goldene, hat die Schweiz bereits gesammelt, mehr, als ihnen die meisten Experten für die ganze WM zugetraut hätten – und schon gar nicht ohne Lara Gut.
Eine schöne Zwischenbilanz: Die Schweiz hat nach dem grandiosen «Super Sunday» nicht nur den schnellsten Skifahrer der Welt in seinen Reihen, sondern auch den vielseitigsten. Obwohl dieses Résumé angesichts der Pisten-Lotterie von Montag etwas gewagt zu ziehen ist. Wie auch immer: Luca Aerni fuhr in der Kombination nach dem 30. Platz in der Abfahrt auf Platz 1 vor und überholte Slalom-Spezialist Marcel Hirscher, der nur die 29.beste Laufzeit hinlegte, um eine Hundertstel Sekunde. Hirscher war übrigens dasselbe Kunststück – im Slalom von Rang 30 auf 1 vorzufahren – an der WM 2015 gelungen.
Aus Bündner Sicht jubeln wir aber natürlich vor allem auch über die erste Bündner Medaille an der Heim-WM 2017: Mauro Caviezel schrammte nur um sechs Hundertstel an WM-Gold vorbei, aber das dürfte ihn wenig kümmern.
Dass er aber überhaupt auf dem Podest blieb, damit rechnete der lange und oft verletzt gewesene Beveriner nicht. Der Blick auf seine Verletzungshistory beantwortet dabei alle Fragen:
- Ein schwerer Sturz im Winter 2011/12 setzt Caviezel, den ehemaligen Silbemerdaillengewinner der Junioren-Super-G-WM 2006, für fast 2 Jahre ausser Gefecht.
- Nach einem Wadenbeinbruch im September 2015 verpasst er den gesamten folgenden Weltcup-Winter
- Kaum wieder gesund, zieht er sich im April 2016 eine Knieverletzung zu.
- In der Vorbeitung auf den WM-Winter bricht er sich einen Finger und muss erneut wochenlang pausieren.
Zwei 5. Plätze waren zuvor Caviezels beste Weltcup-Ergebnisse gewesen (Kombi in Kitzbühel 2014 und Super-G in Meribel 2015). In dieser Saison fuhr er nur in Santa Caterina in die Top 10. Bei seinem dritten und letzten WM-Start in St. Moritz – im Super-G wurde er 20., in der Abfahrt 21. – fuhr der 28-Jährige in der Kombi-Abfahrt auf Rang 14 und verbesserte sich anschliessend dank einer feinen Slalom-Leistung bis aufs Podest. «Richtig an die Medaille geglaubt habe ich vor den letzten Fahrern nicht mehr», sagte Caviezel nach Renn-Ende in die Mikrofons, «fürs ganze Team ist das ein bombastischer Tag.»
Eine Enttäuschung setzte es dafür erneut für Carlo Janka ab, der Obersaxner musste sich mit dem 7. Schlussrang zufrieden geben. Seine drei besten Medaillen-Chancen – im Super-G, in der Abfahrt und in der Kombination – sind nun verspielt. Ob im Riesenslalom was drin liegt, wird sich zeigen. Die einstige Paradedisziplin Jankas (er gewann immerhin schon Riesen-Gold an der WM 2009 und an den Olympischen Spielen 2010) gehört nicht mehr zu Jankas grössten Stärken.
(Bilder: Screenshot SRF)