Regierungsrat Christian Rathgeb, Martin Bühler (Leiter Amt für Militär und Zivilschutz; Stabschef KFS) und Divisionär Lucas Caduff stellen die Schlussrechnung der Brandkatastrophe.
Vom 27. Dezember 2016 bis am 12. Januar 2017 bekämpften täglich bis zu 100 Einsatzkräfte mit Unterstützung von militärischen und zivilen Löschhelikoptern die Waldbrände im Misox und im Calancatal. Die Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Gemeinden und den beteiligten Partnern Kantonspolizei, Feuerwehr, Forstdienst, Sanität, Zivilschutz und Schweizer Armee erfolgte sehr kooperativ und war von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Für die Schweizer Armee war es der grösste Löscheinsatz seit 20 Jahren. Gestern nun wurde wie geplant Bilanz gezogen. (GRHeute berichtete.)
Am 27. und 28. Dezember 2016 brachen aufgrund der seit Mitte November anhaltenden Trockenheit zuerst zwischen Mesocco und Soazza im Misox und anderntags in Braggio im Calancatal Waldbrände aus. In Mesocco mussten vier Personen aus zwei Wohnhäusern evakuiert werden, ein drittes war wegen Steinschlaggefahr nicht mehr zugänglich. Die Autostrasse A13 und die Kantonsstrasse H13 waren zeitweise wegen Steinschlaggefahr gesperrt. In Braggio näherte sich das Feuer den Wohnhäusern bis fünfzig Meter. Die Brände beschädigten insgesamt weit über hundert Hektaren Schutzwald. Menschen kamen keine zu Schaden und die Hochspannungsleitung Sils – Soazza, eine wichtige europäische Linie für den Stromtransport, blieb unversehrt.
Regionale Einsatzverantwortung – kantonale Koordination
Die Leitung blieb für die gesamte Dauer des Einsatzes in der Hand der regionalen Führungskräfte. Während der ersten ca. 48 Stunden führte der Chef der Regionenpolizei Mesolcina den Einsatz. Nachdem die Verkehrsachsen wieder durchgehend geöffnet und die Hochspannungsleitungen in Betrieb genommen werden konnten, wurde die Einsatzleitung an den heimischen Feuerwehrinspektor übergeben. Für die Schwergewichtsbildung bei den Löscheinsätzen zeichnete sowohl im Misox als auch im Calancatal ab Beginn der Löscheinsätze der jeweils zuständige Regionalforstingenieur mitverantwortlich. Die für Feuerwehr sowie Militär und Zivilschutz verantwortlichen Mitglieder des kantonalen Führungsstabs waren vor Ort und standen der Einsatzleitung beratend und unterstützend zur Seite. Sie koordinierten die Unterstützung durch die Armee und sorgten für die Nachführung zusätzlicher Einsatzkräfte und –mittel der Feuerwehren und des Zivilschutzes aus Nordbünden.
Erste Erkenntnisse und Konsequenzen
Der erfolgreich abgeschlossene Einsatz zum Jahresübergang 2016–2017 zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Blaulichtorganisationen, Forstdienst, Zivilschutz und Armee in Graubünden gut und bewährt ist. Die Beteiligten werden den Einsatz während der kommenden Monate detailliert auswerten, um die Lehren zu ziehen und die Fähigkeit zur Bewältigung von Ereignissen weiter zu verbessern. Folgende erste Erkenntnisse und Konsequenzen lassen sich bereits festhalten:
– Die ersten Reaktionen und Massnahmen der lokalen und regionalen Einsatzelemente der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste sowie der Regionalforstingenieure und der örtlichen Förster waren für den weiteren Verlauf der Ereignisbewältigung von entscheidender Bedeutung. Sie gilt es in Bezug auf solche Grossereignisse weiter auszubilden und zu befähigen. Die Verantwortlichen der Gemeinden und Regionen müssen kantonsweit in der Lage sein, selbständig und zeitgerecht die ersten Massnahmen zu treffen und rasch die notwendige Führungsinfrastruktur bereitzustellen.
– Der Bündner Zivilschutz konnte beweisen, dass er zeitnah und polyvalent die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Forstdienstes zu unterstützen vermag. Er stellte die Durchhaltefähigkeit sicher. Die Möglichkeiten zur raschen und einsatzbezogenen Mobilisierung müssen weiter entwickelt und optimiert werden.
– Ohne den Einsatz der Löschhelikopter der Armee, hätten die Schutzwälder von Soazza und Mesocco nicht geschützt werden können. Die Schweizer Armee präsentierte sich als unkomplizierter, verlässlicher und unverzichtbarer Partner. Der guten Zusammenarbeit mit der Armee ist – nicht nur im Ereignisfall – gerade in Graubünden einen hohen Stellenwert beizumessen.
(Quelle/Bild: Kapo Graubünden)