Rund ein Jahr nach seiner Autobiografie im charmanten Bündner Dialekt ist Ende 2016 Gian-Marco Schmids zweites Buch mit dem Titel «40» erschienen. Diesmal in Hochdeutsch. Diesmal ein Roman. Erneut aber ein Buch, das sich auch optisch sehen lassen kann und mit keinem anderen Buch zu verwechseln ist.
Bunt verpackt in Edelweiss lädt es ein zum Lesen. Das Buch ohne Seitenzahlen, poetisch geschmückt. Ein Buch mit Text auf liniertem Papier, gekrönt mit einer Zahl als Titel, die in diversen Zusammenhängen immer wieder auftaucht: Letzte legale Lieferung Mephedron in 40 Paketen à je 40 Kilo. Die letzten 40 Gramm. 40 Grad Hitze. Der 40-tägige Krieg. 40 Sprays. 40-tägige Reinigung. Und: Das Buch umfasst 40 Kapitel. Ich-Erzähler ist Herr Kill. Ein berühmter Musiker aus Chur. Er liefert sich ein in die Psychiatrie, wo er sich 40 (!) Tage lang aufhält. Und während er über seine Vergangenheit sinniert und philosophiert, schreibt er seine Gedanken auf und beobachtet die anderen Patienten. Wie sie ankommen, wie sie gehen. Verlorene Seelen, in sich gefangen. Sie fallen. Zerfallen. Menschen, die hoch oben waren und nun kaum mehr selber aufrecht gehen können.
Authentisch, kurz und aussagekräftig
Diverse Facetten aus Kills Vergangenheit stehen im Scheinwerferlicht. Erzählte Geschichten, als hätte sie der Autor am eigenen Leibe erfahren. Besondere Geschichten. Traurige. Solche, die einen nachdenklich stimmen. Schmid schafft es, mit nur wenigen Worten viel zu sagen. Der Leser konsumiert kurze Sätze mit einer unglaublichen Kraft und Authentizität. Es sind halt eben Geschichten, die irgendwie anders sind als die Geschichten anderer. Er schreibt über Vertrauen unter Freunden. Über die Schuld am eigenen Dilemma, über Escort-Girls und Pornostars, über das Berühmtsein, sich selbst verkaufen und beschissen werden, über Medikamente und Drogen – viele Drogen – und über das Glauben und Nichtglauben an die Liebe. Und natürlich geht Gian-Marco Schmid wie immer ins Detail und nennt die Dinge beim Wort, dort wo andere ein Blatt vor den Mund nehmen oder peinlich berührt schweigen.
(Bild: GRHeute)