Beispiele guter Architektur
Als gutes Beispiel hervorzuheben sind auf der Ebene der Siedlungsplanung in Chur die Siedlungen Böschengut 1 von Bearth & Deplazes (2001) bzw. Men Duri Arquints Böschengut 3 (2016-2018). Beide Siedlungen schaffen durch die Reduktion der verwendeten Materialien eine klare Einheit und eine räumlich vielfältig gegliederte Gruppe von gleichen und dennoch unterschiedlichen Bauwerken.
Ein Beispiel eines gelungenen Schulhauses mit Kindergarten kann das der Bau von Raphael Zuber in Grono (2011) genannt werden. Das Gebäude schafft innerhalb einer kompakten Struktur einen eigenständigen Bau mit identitätstiftendem Ausdruck. Durch seine Strenge und seine direkte Materialisierung, Fokussierung auf statischen und räumlichen Ausdruck ist der Bau trotz seines expressiven Äusseren alles andere als modisch, sondern ein Ausdruck unserer Zeit.
Als neuere Umbauten ist das Türalihus in Valendas der Architekten Ramun Capaul und Gordian Blumenthal (2014) durch ihre Radikalität hervorzuheben. Sie haben es geschafft den bestehenden Bau durch gezielte Eingriffe zu modernisieren, ohne dass dieser seinen ursprünglichen Charakter verliert. Gleichzeitig bildet der Bau zusammen mit dem Gasthaus am Brunnen (2014) von Gion A. Caminada den Kern einer erfolgreichen Wiederbelebung eines Dorfes.
Ein gelungener Neubau ist das neue Besucherzentrum in der Viamala (2014) von Ivano Iseppi & Stefan Kurath. Durch einen einfachen Baukörper errichten sie eine Eingangssituation zur Schlucht und eine sehenswerte Terrasse für einen Kaffee.
Architektonische Innovation entsteht an den Rändern
Architektonische Innovation – die Suche nach sinnvollen zeitgenössischen Lösungen – ist eine wichtige Aufgabe der heutigen Architekten. Um neue Lösungen zu finden, benötigen Architekten auch Freiräume. Dafür braucht es Platz für Aushandlungsprozesse und Vertrauen in alle Beteiligten. Dies ist in kleinräumigen Gegenden, wo sich die Personen persönlich kennen, einfacher möglich. Vermutlich deshalb arbeiten in Graubünden einige der interessantesten und innovativsten Architekten der Schweiz wie Peter Zumthor, Valerio Olgiati oder Valentin Barth und Andrea Deplazes oder die oben genannten jüngeren Planer. Sie konnten in den Dörfern Graubündens spezifische Lösungen entwickeln, die durchaus auch mustergültig für andere Orte und Gegenden sind. Diese Innovationskraft sollte vermehrt genutzt werden, um unsere Gesellschaft insgesamt zu stärken. Dieses Potential muss für die Entwicklung unserer Gesellschaft vermehrt fruchtbar gemacht werden.
Architektur ist die beständigste kulturelle Äusserung, die wir haben, weil sie direkt in unser Leben eingreift, über Generationen erhalten bleibt und Platz für unser Leben schafft. Gute Architektur soll Leben ermöglichen und dazu auch etwas elegant sein.
PROF. DANIEL A. WALSER ist Architekt und unterrichtet an der HTW Chur Architekturgeschichte, Architekturtheorie und Städtebau. Im Herbst 2017 startet an der HTW Chur der weiterentwickelte Bachelorstudiengang Architektur mit dem neuen Abschluss «Bachelor of Arts FHO in Architektur».
Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.
(Bild/Quelle: HTW Chur / sponsored content)