Etwas Neues am Corviglia

50 Jahre lang haben Hartly und Reto Mathis die Berggastronomie am St. Moritzer Hausberg geprägt und gehobener Küche am Berg zu internationalem Renommee verholfen. Nach diesem Winter hört Reto Mathis auf Corviglia auf.

1967 entschloss sich Hartly Mathis, bereits ein international ausgewiesener Spitzenkoch, auf den Berg zu gehen. Er wollte mit seinem „ersten Bergrestaurant für Gourmets“ beweisen, dass eine Skihütte mehr bieten kann als nur Würstchen und Spaghetti. Mit exquisiten Kreationen, die jedoch nie die Bodenhaftung verloren, brachte er die Gourmetküche in die Höhe und leistete damit auch einen massgeblichen Beitrag zum weltweit einzigen Image von St. Moritz.

Reto Mathis übernahm 1994 das Restaurant von seinem Vater und baute das gastronomische Angebot kontinuierlich aus. Auch er hat von den Besten gelernt und sich nach wie vor dem Besten verpflichtet.

Seit nunmehr über 20 Jahren empfängt der Koch aus Leidenschaft auf Corviglia, 2’486 m ü. M., internationale Gäste und ist heute einer der bekanntesten Gastronomen der Schweiz. Nach diesem Winter ist zum Frühling 2017 Schluss auf Corviglia. Reto Mathis wird sich dann um weitere anspruchsvolle Gastronomie-Projekte unter dem Dach der „Mathis Food Affairs“ kümmern.

Eigentümer der Räumlichkeiten sind die Engadin St. Moritz Mountains, Betreiber der Bergbahnen und auch in Sachen Gastronomie mit gewachsener Kompetenz. Nach gründlichen Abwägungen hat man sich dort entschlossen, ein neues zeitgemässes und innovatives Konzept auf den Weg zu bringen. Daran wird mit Hochdruck unter Beteiligung von externen Fachleuten in einem umfangreichen Prozess gearbeitet. Dazu äussert sich der Geschäftsführer von Engadin St. Moritz Mountains Markus Meili wie folgt: „Corviglia ist der Berg mit einem weltweit einzigartigen sportlichen Vermächtnis. Kein anderer Berg hat zwei olympische Winterspiele und bald die fünfte Alpine Skiweltmeisterschaft erlebt. Diesen Werten sind wir verpflichtet und sie sollen sich in einem neuen Gastronomiekonzept wiederfinden. Wir können nicht einfach Mathis ohne Mathis fortsetzen, Mathis ist einzigartig. Also werden wir etwas Neues machen und sind intensiv in konzeptionellen Ausarbeitungen, wie wir unsere Gäste ab Winter 17/18 überraschen und begeistern dürfen.“  Die Spannung bleibt also noch etwas erhalten.

Und obwohl der Abgang Mathis Platz schafft für Neues und Innovatives, hat es die Region St. Moritz schwer. Seit 2008 befindet sich die einstige Spitzendestination im Niedergang. Fast ein Drittel der Logiernächte sowie 1’000 Betten gingen seither verloren. Und auch Mathis geht aus wirtschaftlichen Gründen: «Nur vier Monate Geschäftsbetrieb, das kann ich mir nicht mehr leisten.“ Was auch immer Mathis ersetzen wird, die Luxushochburg St. Moritz wird sich früher oder später neu erfinden müssen.

 

(Bild: ZVG)