Samstag Abend in Andeer. Es ist dunkel, sehr dunkel. Von weitem sehe ich die helle erleuchtete Kirche durch die kalte, dunstige Luft. In der Vorsaison ist es ruhig in Andeer, das Thermalbad ist fast leer. Doch in der Kirche auf dem Hügel ist es alles andere als still und ruhig. Der Gospelchor Blue Wonderful aus Chur ist sich am Einsingen. Der helle und warme Kircheninnenraum vibriert lieblich zu den Chorstimmen, begleitet von einem Elektropiano.
Die meisten Sänger haben Strassenkleidung und Wintermäntel an. Schlagzeug und Gitarre richteten sich gerade ein. In einer Liederpause, die Information zum gemeinsamen Nachtessen in Dorfrestaurant nach dem Konzert: G’schwellti.
Barbara ist seit der Geburt des Blue Wonderful Gospelchor dabei. Sie hat eine Ausstrahlung und eine Stimme, wie ich mir eine Gospelsängerin vorstelle. Viele Chorleitungen seien in den 16 Jahren gekommen und gegangen, aber die Freude am Singen bleibt, meint sie.
Fünf Minuten vor Acht. Alle Sitzplätze in der Kirche sind besetzt. Der Chor und die Musiker sind mittlerweile auf der Empore und haben sich nun alle festlich Schwartz/blau gekleidet. Claudia Trepp ist nervös, sogar noch etwas nervöser als bei anderen Konzerten. Für die Präsidentin des Blue Wonderful Gospelchor ist es heute ein Heimspiel.
In der Kirche wird es dunkel, nur ein blauer Scheinwerfer beleuchtet den Chorraum. Kongodrums ertönen und der Chor setzt ein, mit dem südafrikanischen Lied: I Pharadisi. Nebst den traditionellen, englischen Gospelsongs ertönen immer wieder Lieder die eine Beziehung zum afrikanischen Kontinent haben. Der zweite Song ist aber doch ein Highlight: “D’W. Nuss vo Bümpliz“ in einer Gospelversion. Es reisst die Zuschauer förmlich mit zu klatschen oder auch diskret mit zu trällern.
Modern und aber nicht schrill geniessen die Zuschauer aus dem Schams und Umgebung ein Adventskonzert von Leuten wie sie selbst. Im Bluewonderful Chor sind alles Laien, unter der Leitung von Nico Merkli (Dirigent) und Ernesto Biondo (Piano).
In Zeiten von Castingshows ist ja jeder entweder ein unentdecktes Gesangtalent aus der Dusche oder ein Experte der Jury. Beide Gruppen sind heute Abend nicht vertreten. Die Freude am Singen und die gefühlvoll interpretierten und präsentierten Lieder lassen alle Vorbehalte verbleichen. Manchmal ist es sinnlich, manchmal pompös. Die Begleitung vom Ernesto Biondo am Piano runden, zusammen mit E- Gitarre (Marco Grischott) und Schlagzeug (Jerôme Keel) das Konzert gekonnt ab.
Nach 2 Zugaben läuft der Blue Wonderful Gospelchor mit dem Lied: I’m on my way zurück auf die Empore. Nochmals grandioser Applaus und die Band lässt es ein letztes mal grooven. Am Ausgang lege ich ein Nötchen in die Gospel-Sammelbox. Der Eintritt ist grundsätzlich frei. Sämtlicher Erlös der Spenden geht an den gemeinnützigen Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten.
Das war das letzte Konzert für dieses Jahr. Nächstes Jahr folgen noch 4 Konzerte In Chur, Wesen, Landquart und Ilanz. Auf jeden Fall eine gute Entscheidung für einen kalten Samstag Abend.
(Text/Bilder: Daniel Luginbühl)