May Day-Röbi: «Als wir mit Mundart angefangen haben, wurden wir belächelt.»

Die Rockdinos May Day sind zurück. Letzte Woche gab die Zizerser Band auf Facebook bekannt, dass ihr neues 9. Album mit dem Titel «VIII» nächstens erscheinen wird. Warum die Zizerser ihr Debütalbum «Gnuag vo eu» nicht mehr mitzählen und wie die erste Platte mit dem neuen Sänger Thomas Graf klingen wird, haben wir bei den Urgesteinen nachgefragt.

1979 wurde in Zizers eine Band mit dem Namen Alcatrazz gegründet. Mit dem Wechsel zum Namen May Day folgte auch gleich der Wechsel zum Mundartrock. Nun im Jahre 2016 hat die Band über 30 Jahre Musikgeschichte, unzählige Konzerte und Auszeichnungen für ihre Pionierleistungen im Namen des Bündner Mundartrocks auf dem Buckel und doch sind sie immer noch aus Freude an der Sache mit dabei. Sie stehen nun mit dem langerwarteten neuen Album in den Startlöchern. Zeit genauer nachzufragen beim Gründungsmitglied und Bassisten Röbi Rohner.

Lieber Röbi, soeben habe ich gesehen, dass Mausi Patt wieder bei euch spielt. Was ist mit Gerry Tönz passiert? Hatte er keine Zeit mehr?

Gerry hat uns per Ende August mitgeteilt, dass er aus persönlichen Gründen gerne aufhören würde. Das haben wir respektiert. Wir hatten eine super Zeit und wünschen Gerry alles Gute für seine musikalische Zukunft.

Mausi Patt hattet ihr ja schon als Gitarrist für «Schtairock». Wolltet ihr an den Klang dieses Albums anknüpfen oder ist auf der Platte noch Tönz zu hören?

Das Album war ja schon im Kasten, die Gitarren Parts wurden von Ainga eingespielt. Wir mussten uns schnell nach einem neuen Gitarristen umsehen. Mausi war unser Wunsch-Kandidat, und siehe da, es hat geklappt. Momentan bereiten wir uns intensiv auf die Live-Geschichten vor.

Der Name eures neuen Albums bedeutet acht. Warum zählt ihr «Gnuag vo eu» nicht mehr zu euer Diskografie?

Haha, weil wir das Vinyl schlicht vergessen haben. Im Ernst, wir haben die CDs gezählt, Tonträger wären es mit der Single nämlich schon 10!

Edi und du sind die zwei letzten Gründungsväter der Band. Vermisst ihr ab und zu die 90er mit euren grossen Erfolgen?

Jede Zeit hat ihr Gutes. Was für eine Phrase…
Wir hatten super Zeiten, fette und magere Jahre, Rock’n’Roll halt. Was bei uns immer da war, ist die Freude an der Musik, die Lust, dem Publikum etwas zu bieten, kreativ zu sein. So gesehen vermissen wir nichts.

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Erstmals hatte bei eurer Produktion Lou Geniuz die Finger im Spiel. Welche neuen Wege seid ihr beim Aufnahmeprozess gegangen und wie waren die Aufnahmen?

Das war die längste Produktion meines Lebens. Wir haben vier Jahre daran gearbeitet. Erst im Übungsraum, dann im Studio und Zuhause. Wir haben ausser Drums und Vocals alles selber aufgenommen. Allen voran Ainga hat ein Riesen-Pensum geleistet. Er ist der Produzent innerhalb der Band und für das Resultat massgeblich verantwortlich. Bei Lou fühlten wir uns sehr gut aufgehoben und haben wertvolle Inputs erhalten. Den Mix machte Ainga bei Rinorecords. Alles in allem haben wir eine Riesen-Freude an unserem neuen Baby.

Acht Jahre liegt euer letztes Album zurück. Waren es die Personalwechsel, die das neue Album dermassen rauszögerten?

Sicher hat das zu grossen Verzögerungen geführt. Am Ende aber war es wohl der Umstand, dass wir uns auf totalem Neuland bewegten. Eigenproduktion bedeutet weniger finanziellen Druck, dafür ist die Gefahr, dass man mehr Zeit zum «Feilen» aufwendet, sehr gross.

Wie ist eigentlich der aktuelle Stand bei eurer CDs? Bei welchen Alben habt ihr überall Edelmetall gekriegt?

Erfreulicherweise werden immer noch von allen Alben Exemplare verkauft. Der genaue Stand ist mir nicht bekannt. Ich kriege nur mit, was übers Internet auf unserer Homepage bestellt wird. Interessant dabei ist, aus welchen Teilen der Schweiz die Bestellungen kommen. Ausser der Westschweiz sind alle dabei.

Über die Jahre haben wir doch einige Tonträger verkauft. Für eine «Goldene» mussten damals noch 25’000 Exemplare über den Ladentisch gehen. Das haben wir mit «Uftaut» erreicht. Heute ist es schwieriger, es reichen deshalb noch 15’000, glaub ich wenigstens. Vielleicht auch weniger.

Nun seit ihr schon eine Weile mit Thomas Graf am Gesang unterwegs. Ist er schon ein halber Zizerser?

Er arbeitet intensiv daran. Wir haben ihn für die Einbürgerung vorgeschlagen.

Ihr hattet immer viele Umbesetzungen. War ein Ende von May Day nie ein Thema?

Eigentlich nein. Veränderungen sind immer auch Chancen. Wieder so eine Phrase…
Klar ist es nicht leicht, wieder fast neu anzufangen, aber es hat immer Spass gemacht, und die Chemie hat immer gestimmt.
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Was ist euer Rezept für eine solche Langlebigkeit?

Spass an der Musik. Spass daran, andern Menschen Freude zu bereiten, Teil einer coolen Truppe zu sein.

Wird es auf der neuen Scheibe auch eine Ballade geben?

May Day ohne Balladen wäre schon etwas komisch. Für gewisse Themen eignen sich Balladen hervorragend. Lasst euch überraschen.

Ihr habt viele Bands kommen und gehen gesehen. Welche Bündner Acts haben euch am Meisten geprägt?

Ich weiss nicht, ob man im Zusammenhang mit Bündner Bands von Prägen sprechen kann. Als wir mit Mundart angefangen haben, wurden wir von der Szene belächelt. Man hat uns nicht eine lange Karriere vorausgesagt. Mittlerweile gibt es mehrere sehr gute Gruppen. Man muss sich selber treu bleiben, um glaubwürdig zu sein, Mundart versteht jeder.

Wie geht es weiter mit dem Bündner Mundartrock? Wird er wieder einen Aufschwung erleben?

Das bestimmt das Publikum, zum Glück. Es wäre zu hoffen.

Was erwartet eure Fans auf dem neuen Album?

12 Songs voll Herzblut und Wehmut.

Als abschliessende Frage: Welches Album deiner Diskografie hörst du heute am Liebsten?

Ich würde sagen, das noch nicht existierende «Best of».

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Die neue May Day Album «VIII» wird voraussichtlich noch dieses Jahr erhältlich sein. Mehr Informationen dazu auf  may-day.ch

Für alle Neuankömmlinge in Graubünden haben die Zizerser auch noch einige Perlen ausgepackt.

Hier ein paar Evergreens der Zizerser:

Mit André Renggli am Gesang:

Mit Martin Wittwer am Gesang: