[tps_title]Doch wer gewinnt denn nun wirklich?[/tps_title]
Täglich erscheinen in den USA zu jedem Bundesstaat verschiedene Umfrageergebnisse, aus denen die Fernsehstationen und Prognoseinstitute ihre Voraussagen ableiten. Einig sind sich fast alle, dass Clinton den einfacheren Weg zu den für die Wahl notwendigen 270 Wählerstimmen hat. In den letzten Tagen vor der Wahl ist der Vorsprung jedoch geschrumpft und das Rennen ist heute knapper denn je. Die Mobilisierung der Wähler spielt eine entscheidende Rolle. Dabei könnten drei Faktoren entscheidend sein:
- Republikaner sind 2016 enthusiastischer zu wählen als Demokraten, wobei es in beiden Partien eine grosse Anzahl an Wählern gibt, die Vorbehalte ihren Kandidaten gegenüber haben.
- Bei den Frühwählern, welche ihre Stimme bereits abgegeben haben, ist in den meisten Staaten ein Rückgang bei den schwarzen Wählern von 3-5% festzustellen. Diese wählen traditionellerweise und nun besonders in diesem Jahr mehrheitlich demokratisch.
- Clinton verfügt über eine viel besseres Groundgame als Trump. Sie verfügt über ein grosses Netz an Helferorganisationen in allen Staaten und diese werden sich auch heute noch die Ohren wund telefonieren, um ihre Wähler an die Urne zu bewegen.
Starten wir unsere Prognose mit den Staaten, die als solide Republikaner- oder Demokraten-Staaten gelten:
Clinton
California (55), Connecticut (7), Delaware (3), DC (3), Hawaii (4), Illinois (20), Maine (3), Maryland (10), Massachusetts (11), New Jersey (14), New York (29), Oregon (7), Rhode Island (4), Vermont (3), Washington (12), Minnesota (10)
- 195 Stimmen
Trump
Alabama (9), Alaska (3), Arkansas (6), Idaho (4), Indiana (11), Kansas (6), Kentucky (8), Louisiana (8), Mississippi (6), Missouri (10), Montana (3), Nebraska (4), North Dakota (3), Oklahoma (7), South Carolina (9), South Dakota (3), Tennessee (11), Texas (38), West Virginia (5), Wyoming (3)
- 157 Stimmen
Dann gibt es einige wahrscheinliche Republikaner- oder Demokraten-Staaten:
Clinton
Michigan (16), New Mexico (5), Virginia (13), Wisconsin (10)
- 44, total 239
Trump
Georgia (16), Iowa (6), Nebraska 2nd Congressional District (1), Ohio (18), Utah (6)
- 47, total 204
Clinton führt also vor der Entscheidung in den so genannten Battleground-Staates mit 239 zu 204 Wählerstimmen. Es sind noch 95 Electoral-Votes zu vergeben:
- Südosten: Florida (29), North Carolina (15) 44 total
- Nordosten: Maine 2nd CD (1), New Hampshire (4), Pennsylvania (20) 25 total
- Westen: Arizona (11), Nevada (6), Colorado (9) 26 total
Nach wie vor unentschieden steht es in Florida. Weil Clinton wahrscheinlich Pennsylvania gewinnen wird, ist Florida für Trump ein Must-Win-State. Gehen wir davon aus, dass Pennsylvania an Clinton geht und Trump Florida für sich verbuchen kann, so steht es 259 zu 233 für Clinton.
Es verbleiben noch 46 Wählerstimmen. Clinton genügen in den verbleibenden Staaten 11 Stimmen, Trump braucht noch 37 für die Wahl. Ein Sieg in North Carolina oder in Arizona würde Clinton reichen.
Doch es kann auch anders kommen. Nehmen wir mal an, dass Clinton Colorado und Maine gewinnt und Trump in den übrigen Staaten siegt (North Carolina, New Hampshire, Arizona, Nevada). Clinton würde 10 und Trump 39 Wählerstimmen dazu gewinnen. Das Endergebnis würde dann 269 zu 269 lauten – unentschieden.
Obwohl dieses Szenario auf vielen Zufällen basiert, so ist es doch nicht unmöglich. Und ob der bisherigen Geschichte wird jeder, der an Karma glaubt, es sogar für das realistische Szenario halten.
Doch was dann?
- Zuerst einmal gäbe es eine Unmenge von Nachzählungen, Gerichtsverfügungen und beide Kandidaten würden sich mehrmals zum Sieger der Wahl erklären (2000 lässt grüssen).
- Man würde dann irgendwann feststellen, dass es tatsächlich ein Unentschieden ist.
- Am 19. Dezember würde das Electoral College zusammen treten, um die Wählerstimmen abzugeben und den nächsten Präsidenten zu wählen beziehungsweise in diesem Falle das Unentschieden festzustellen. Die Wahlmänner sind moralisch an das Ergebnis ihres Bundesstaates gebunden und haben auch immer so gewählt. Würde aber nur einer dieser Wahlmänner ausscheren, so könnte Trump oder Clinton als Gewinner aus dem College hervorgehen und rechtmässig gewählter Präsident werden. Glauben wir trotz allem (doch wir glauben daran, doch, doch, doch …) an die gute Sache und gehen davon aus, dass sowohl Trump und Clinton mit sauberen Karten (doch, doch …) spielen und die Wahlmänner unbestochen (doch …) und unbeinflusst (doch …) richtig wählen und das Unentschieden festgestellt wird.
- Dann würde es erst richtig interessant. Die Regelung sieht dann nämlich vor, dass das Repräsentantenhaus den Präsidenten und der Senat den Vizepräsidenten wählen würde.
- Da Trump mehr Staaten (viele kleine mit wenig Wählerstimmen) gewinnen wird und das Repräsentantenhaus republikanisch bleiben sollte, dürfte Trump als Präsident gewählt werden.
- Anders im Senat: Dort ist es durchaus möglich, dass die Demokraten die Oberhand gewinnen und folglich eine demokratische Vizepräsidentin wählen: Hillary Clinton.
Seien wir ehrlich: Unter den gegebenen Umständen wäre das wohl das beste Szenario. Die beiden würden sich gegenseitig kontrollieren und es würde uns vier Jahre gute Unterhaltung bieten. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, dass die 1st und 2nd Lady Melania Trump und Bill Clinton viel Zeit miteinander verbringen würden …
God bless America… und uns alle bitte auch.
(Bild: Pixabay/GRHeute)