Eine aktuelle Statistik der Daten zu Lawinenopfern in der Schweiz zeigt: Im gesicherten Gelände nahm die Anzahl Opfer während der letzten 80 Jahre markant ab. Im freien Gelände sank sie nach einer Spitze in den achtziger Jahren und ist seitdem relativ konstant – trotz mehr Schneesportlern abseits der Piste.
Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos beschäftigt sich mit der Auswertung der Lawinenopfer in der Schweiz. Wie das SLF am Dienstag mitteilte, starben in den Schweizer Alpen und im Jura in den vergangenen 80 Jahren fast 2’000 Personen in mehr als 1’000 Lawinen.
In gesicherten Gebieten, also auf Strassen und Bahnschienen, Siedlungen und Skipisten, ging die Opferzahl in den letzten Jahrzehnten signifikant zurück. Starben dort Ende der 40er-Jahre im 15-jährigen Durchschnitt noch 15 Personen pro Jahr in Lawinen, waren es 2010 weniger als 1 Person pro Jahr. Die meisten dieser Lawinen lösten sich spontan, und fast die Hälfte der Opfer auf Verkehrswegen und Skipisten waren Arbeitsunfälle.
Laut SLF dürften grosse Investitionen in Lawinenverbauungen, bessere Gefahrenkarten, erfolgreiche Sperrungen, Evakuationen oder künstliche Lawinenauslösungen massgeblich dazu beigetragen haben, dass heute in gesicherten Gebieten viel weniger Menschen in Lawinen sterben als früher.
Trotz Boom – weniger Opfer
Ein ganz anderes Bild zeigt sich, wenn man die Anzahl Lawinenopfer im freien Gelände abseits von Siedlungsgebieten, Verkehrswegen oder Pisten untersucht. Bei den Unfällen im freien Gelände handelte es sich während der letzten 80 Jahre fast immer um Personen, die zum Zeitpunkt des Unfalls in ihrer Freizeit auf Ski-, Snowboard- oder Schneeschuh-Touren oder Variantenfahrten unterwegs waren. In der grossen Mehrheit der Fälle lösten die Opfer die Lawinen selber aus. Lag das 15-jährige Mittel zu Beginn der fünfziger Jahre teils noch bei weniger als zehn Opfern pro Jahr, stieg es in den sechziger und siebziger Jahren stark an, und erreichte in den achtziger Jahren mit fast 27 Lawinenopfern pro Jahr einen traurigen Rekord.
Der starke Anstieg der Opferzahlen im freien Gelände geschah während einer Phase, in der sich der Wintertourismus stark entwickelte, der Bau von Skigebieten boomte und die Mobilität der Bevölkerung zunahm. Obwohl die Anzahl Freizeitsportler abseits der gesicherten Gebiete weiter zunahm, gingen die Opferzahlen in den neunziger Jahren jedoch zurück (im Mittel jährlich 20 Opfer). Die verstärkte Präventionsarbeit (z. B. Lawinenkurse für SAC- und J+S-Tourenleiter), eine bessere Information über die Lawinensituation oder die immer weiter verbreiteten Lawinennotfallgeräte (LVS, Sonde, Schaufel) dürften zu diesen positiven Zahlen beigetragen haben.
Sicher in die neue Saison
Um Lawinenunfälle möglichst zu vermeiden, rät das SLF Freizeitsportlern, die sich abseits der Pisten bewegen möchten, sich ausbilden zu lassen, um die richtigen Verhaltensweisen abseits der Piste zu lernen und Gefahrenstellen mit Hilfe von Lawinenwissen frühzeitig zu erkennen sowie sich über die aktuellen Lawinengefahr zu informieren und in jedem Fall die Lawinen-Notfallausrüstung dabei haben.
(Grafiken: SLF Davos)