Landi-Knatsch um Davoser Schlitten

Blick online berichtete gestern über einen potenziellen Imageschaden für die Landi. Der beliebte Davoser Schlitten soll für den Fachhändler nicht in der Schweiz, sondern in Prag hergestellt werden.

«Der gute alte Davoser ist ein Stück Schweizer Kulturgut. Unverwüstlich und robust sind die Holzschlitten. Und diese werden seit über 130 Jahren nach alter Manier vorwiegend von Hand in der Schweiz gefertigt.» Dies schrieb Blick online gestern und verwies auf die Landi, die Davoser Schlitten als Importe aus Tschechien für 49 Franken verkauft. Die soll den Schweizer Schlitten-Markt gefährden.

Interessant ist, dass, wenn man Davoser Schlitten Landi googelt, folgenden Eintrag zu sehen bekommt.

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Hergestellt in der Schweiz? Drauf geklickt ist dann ordnungsgemäss das Euro-Zeichen als Herstellungsort angegeben.

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Ob eine frühere Version in der Schweiz hergestellt wurde, ist uns nicht bekannt. Die Landi sieht im Import des Davoser Schlittens sowieso kein Problem. «Der Name Davoser bezeichnet bei den Schlitten die Schlittenart und steht nicht für die Herkunft. Daher entsteht für uns hier kein Widerspruch», gibt die Landi Blick Online gegenüber zu verstehen.

Tatsächlich gibt es neben den Davoser Schlitten auch andere Schlittenarten mit Bezeichnungen einer Gemeinde, z.B. den Aroser Schlitten. Dass der Name aber nicht auf dem Ort Davos beruht, stimmt auch nicht. «Der Name rührt von dem ersten historisch belegten und offiziellen Schlittenrennen her, das 1883 in Davos stattfand und bei dem dieser Schlittentyp zum Einsatz kam», zitiert Wikipedia.

Zwar ist unbestritten, dass der Davoser Schlitten die Bauart beschreibt und nicht (wie vielleicht ganz zu Beginn seiner 130-jährigen Geschichte) die Herkunft. Ein ähnliches  Beispiel: Der Berliner. Die süsse Eierspeise hat seinen Ursprung zwar auch in der norddeutschen Stadt. Aber wer denkt schon daran beim Reinbeissen? Es geht um die Art, was er ist und wie er gemacht ist, weshalb man ihn konsumiert.

Trotzdem: Dass der Davoser Schlitten kein (zumindest) Swiss-Label-Produkt sein soll, ist nicht nur aus nostalgischen Gründen schwer zu verdauen. Für einen der etablierten Schlittenbauer der Schweiz ist die Landi-Import-Politik eine besonders schlechte Nachricht. «Die machen den Markt kaputt», meint Patricia Opprecht (38) vom grössten Schweizer Schlittenbauer 3R zu Blick Online. Der traditionelle Davoser-Schlitten kostet bei 3R 209 Franken. Graubünden selbst profitiert aber auch davon nur indirekt: Der Schlittenbauer 3R hat sein Domizil im Thurgau.

 

(Bild: Wikipedia/Markus Hagenlocher)