«Opfer unseres eigenen Erfolges»

Nach fast zehn Jahren ist der ehemalige Skirennfahrer Silvano Beltrametti letzte Woche als OK-Präsident der Weltcup-Rennen in Lenzerheide zurückgetreten. Für seine Nachfolge wurde eine nahe stehende, interne Lösung gefunden. Peter Engler, CEO der Bergbahnen Lenzerheide, wird die Weltcup-Geschicke auf der Lenzerheide weiter führen. GRHeute hat ihn interviewt.

Peter Engler, darf man zum neuen Amt gratulieren?

Ja, man darf. Ich habe gerne zugesagt. Nicht nur, weil es ein spannendes Amt ist, sondern auch im Sinn der Destination. Silvano hat uns schon vor zwei Jahren gesagt, dass er vor der Saison 2016/17 aufhören würde. Er hat dann an der letzten OK-Sitzung nochmal bekräftigt, dass er es ernst meint, und so konnten wir uns vorbereiten und haben angefangen, Lösungen zu suchen.

Also ein gutes «Auseinandergehen»?

Absolut. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Silvano, und er bleibt im Vorstand der Weltcuprennen ja auch als Vizepräsident dabei.

Die letzte Ski-Saison schien aus Lenzerheidner Sicht zuerst unbefriedigend. Die FIS hatte Ihnen nur ein Frauen-Rennen zugesprochen, nach der Verschiebung eines anderen wurden es dann immerhin zwei. Diese wurden dann aber zu einem richtigen Skifest, oder?

Ja, das war schon genial. Auch für mich als Verantwortlicher der Bergbahnen. Der Winter war lange so schlecht – die Bilder, die an diesem Wochenende aus der Lenzerheide um die Welt gingen, waren sehr wichtig. Die Botschaft war: ‚Es gibt einen Winter in der Schweiz‘. Ich glaube, dass wir danach vor allem dank diesen TV-Bildern sehr gute Ostern hatten.

Ursprünglich wollte die Lenzerheide aber eigentlich einen fixen Platz als Ausrichter der Weltcup-Finals, oder?

Das stimmt, und es hat uns sicher auch geschmerzt, dass wir zuletzt keinen Weltcup-Final mehr erhielten. Wir sind im Grunde Opfer unseres eigenen Erfolges geworden. Als die Lenzerheide 2005 das erste Weltcup-Finale austrug, wollte niemand sonst diesen Anlass durchführen. Plötzlich wollten ihn alle, weil man sein Potenzial erkannte. Und das ist heute nicht anders.

Auch St. Moritz hatte ihn.

Im letzten Jahr fand der Weltcup-Final wegen der bevorstehenden WM 2017 in St. Moritz statt. Wir haben das Gespräch mit der FIS gesucht, uns ausgesprochen und dargelegt, was die Wünsche der Lenzerheide sind. Das Einvernehmen mit dem internationalen Skiverband ist gut.

Peter Engler.
Peter Engler.

Nach der WM im nächsten Frühling findet das Weltcup-Finale in Aspen statt, 2018 kommt Åre (WM-Gastgeber 2019) dran, 2019 Soldeu in Andorra und 2020 Cortina d’Ampezzo. Wann kommt die Lenzerheide wieder zum Handkuss? 

Für 2021 sieht es für die Lenzerheide gut aus. Wir müssen uns noch offiziell bewerben, aber die FIS weiss, dass wir das Weltcup-Finale 2021 wollen. Wir haben das auch bereits vorbesprochen.

Und wie siehts mit Weltcup-Rennen aus?

Im nächsten Winter gibt’s keine auf der Lenzerheide, in der Saison 2017/18 sind zwei Frauen-Rennen im Slalom und im Riesenlslalom (9./10. März 2018, die Red.) bestätigt. Danach ist die Planung noch offen.

Sie sind als Bergbahn-Chef und OK-Mitglied ja schon lange mittendrin. Gibt es mit Ihnen als Präsident des Kern-OKs Änderungen?

Der Anlass auf der Lenzerheide ist gut aufgestellt. Das OK unter Silvano Beltrametti hat die Weltcup-Events so erfolgreich aufgebaut, dass wir gut positioniert sind. Grundlegendes müssen wir nicht ändern.

Seit einigen Wochen sind die Olympia-Pläne Graubündens auf dem Tisch. Die Lenzerheide ist dabei als Biathlon-, aber nicht als Ski-alpin-Destination vorgesehen. Ärgert Sie das?

Nein, denn die Olympischen Spiele müssen wir als Aufgabe des ganzen Kantons ansehen. Von der Positionierung der Destinationen war klar, dass St. Moritz als mehrfacher WM-Gastgeber die Skirennen austrägt, Arosa die Skicross-Bewerbe und die Lenzerheide mit dem neuen Zentrum die Biathlon-Wettkämpfe. Natürlich hoffe ich aus Sicht der Bergbahnen natürlich, dass die eine oder andere Nation zum Training auf der Lenzerheide wird. Aber wie gesagt: Die Olympischen Spiele muss man als Kandidatur des ganzen Kantons anschauen.

 

(Bild: EQ Images/Harald Steiner/zVg.)