Sicher kennen Sie das aus eigener Erfahrung: Nach der Ankunft am Flughafen jammert der Taxifahrer über die unfaire Konkurrenz durch Uber, beim Check-In im Hotel jammert der Concierge über die schwache Belegung, der Wirt im halbleeren Lokal jammert über die zu tiefen Preise und der Masseur schaut gleich zwei Mal hin, wenn sie ihm nur einen Fünfliber als Trinkgeld hinstrecken. Wollen Sie so ihre Ferien in Erinnerung behalten?
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Ich will die Situation nicht verniedlichen, aber ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass es immer dieselben Leute sind, die jammern? Nur wer aktiv mit der Krise umgeht, kann sie einigermassen gesund überleben – und mit Tüchtigkeit und etwas Glück sogar gestärkt aus ihr hervorgehen. Ja, ich glaube daran, dass die gegenwärtige Lage bei allem wirtschaftlichen Druck auch eine sehr grosse Chance bietet. Wer jetzt seine Strukturen, seine Angebotsgestaltung, sein Marketing und nicht zuletzt seine eigene Einstellung und die seiner Mitarbeitenden unter die Lupe nimmt, wird auf Ideen kommen, die er in «guten Zeiten» nie gehabt hätte.
Egal ob in der Hotellerie, der Gastronomie oder dem Einzelhandel: Nur wer sich aktiv auf die Rahmenbedingungen (und dazu gehört auch die gegenwärtige Krise) einstellt, wird am Ende einer Saison einigermassen auf dem Punkt landen können, den er sich als Unternehmer vorgenommen hat.
Wer dem Gast die Ohren volljammert, macht gleich zwei Fehler: Er verdirbt dem Gast den Tag (denn wer will in seinen Ferien schon ständig von den wirtschaftlichen Problemen anderer hören) und er verpasst die Chance vom Gast zu erfahren, was ihn freut und was ihn ärgert.
«Ja, das ist eine Wirtschaftskrise, aber wir sind in keiner Krisenstimmung», schreiben Kohl & Partner. Sie haben Recht.
Reto Branschi, ab und zu müssen ja sogar wir zwei uns in den gemeinsamen Gesprächen sagen, dass wir nicht jammern, ob den Herausforderungen? Bei unseren Gesprächen fallen mir aber primär zwei Dinge immer wieder von Neuem auf. Erstens wenn wir auch mal «jammern», dann tun wir dies immer mit einem Lachen oder einem begleitenden lockeren Spruch und zweitens schliessen wir die Gespräche immer mit Lösungsansätzen zur Besserung. So ist mir noch in bester Erinnerung, wie wir uns über den Einstieg von Sölden bei der Tour de Suisse genervt haben. Eingestimmt sind wir in die Jammer- und Empörungsrufe der Schweizer Touristiker. Noch besser in Erinnerung ist mir jedoch das Telefonat vor rund einem Jahr, welches mich zu Hause am Mittagstisch erreichte. Du hast um Punkt 12.15 Uhr gefragt, ob ich mit Arosa dabei bin, Sölden bei der Tour de Suisse raus zu drücken. Gemeinsam mit Davos und St. Moritz. Ich habe dir gesagt, dass ich ein Telefonat an meinen Präsidenten machen muss und dich gleich zurückrufe. Der Rest ist «Geschichte». Wir überzeugen seit der TdS 2016 als Graubünden Power und starke Antwort auf die Empörung und das Jammern zu dem Thema. Schliessen möchte ich mit diesem kleinen Video:
Freude an der Arbeit auch in einer Wirtschaftskrise (wie Kohl und Partner korrekt schreibt) ist die Basis für künftigen Erfolg. So geniessen wir zurzeit das 10-Jahre Jubiläum der «Alpine Pearls» in Berchtesgaden. Die Vereinigung von Ferienregionen, welche sich der sanften Mobilität verschrieben haben, konnte nicht 100‘000 neue Gäste anlocken mit der Strategie. Aber kleine Erfolge stellten sich für alle Mitglieder ein. Diese feiern wir heute. Nichts mit Jammern, sondern stolz auf kleine Erfolge, auch wenn die Zahlen deshalb nicht in die Höhe schnellen!
Danke für deine Einstellung und deine stets lösungsorientierte Haltung. Weiter so. Und zum Nachahmen empfohlen!
Pascal Jenny
Tourismusdirektor Arosa
Die Tourismus-total-Expertenrunde von GRHeute berichtet und kommentiert einmal wöchentlich über aktuelle Tourismusthemen für Graubünden. Unverblümt und direkt von der Front.
(Bild: GRHeute)