Invasive Neophyten nehmen in der Schweiz zu. Die ortsfremden Pflanzen verdrängen nicht nur die heimische Vegetation, sondern können auch gesundheitsschädlich sein und Allergien auslösen. Was mit herkömmlichen Methoden eine echte Sisyphusarbeit ist, wird jetzt mit elektronischen Waffen bekämpft. Mit Erfolg, wie erste Tests auf dem Feld zeigen.
Etwas ist anders dieses Jahr beim Neophyten-Bekämpfungsteam in den Gemeinden Bonaduz und Rhäzüns. Wurden die fremden Pflanzen vor dem fachgerechten Ausreissen bisher mit Bleistift und Papier dokumentiert, kommen dieses Jahr erstmals Tablets zum Einsatz. «Wir waren erst etwas skeptisch, ob sich die raue Arbeit mit der Elektronik verträgt», meint Betriebsleiter Andi Weber, «aber die Vorteile haben uns rasch überzeugt. So geht es nicht nur schneller, sondern wir können auch die zukünftigen Massnahmen effizienter planen». Jede Pflanzenansammlung wird punktgenau digital aufgezeichnet; die Daten landen anschliessend auf einem Server. Das mühsame Zusammentragen der einzelnen Pläne entfällt.
Aus gutem Grund: Neophyten gezielt bekämpfen
Heinz Zaugg, Leiter der GIS-PLAN AG, sitzt in seinem Büro an der Gäuggelistrasse in Chur. «Neophyten destabilisieren unter anderem ganze Bachufer und schädigen auch Bauten». Er zeigt auf detaillierte Berechnungen: «Es sind nicht nur die möglichen gesundheitlichen Risiken, welche Probleme verursachen. Ein Aushub für ein Einfamilienhaus kann zum Beispiel bis zu vier Mal teurer werden, wenn sich herausstellt, dass Neophyten auf dem Baugrund wachsen. Damit rechnen viele nicht». Seit 2008 ist für Gemeinden der Umgang mit Neophyten national reglementiert. Ziel ist es, die Problemarten zu kontrollieren und möglichst auszurotten. Die Bekämpfungsmethoden reichen je nach Pflanze vom Ausreissen über Ausstechen, Mähen, Ausgraben, Entfernen der Blüten- bzw. Fruchtstände bis zur chemischen Bekämpfung in Ausnahmefällen.
Neu: Digitale Datenerfassung im Feld
Die Idee, Neophyten mit Hilfe modernster GIS-Technologie zu bekämpfen, wurde von Andi Weber, Leiter der Gemeindebetriebe Bonaduz/Rhäzüns, eingebracht. Er gab von Anfang an wertvolle Tipps, wie die selbst entwickelte Software für die Bedürfnisse der Bekämpfungsteams optimiert werden kann. Das Team der GIS-PLAN AG hat von Anfang an mit offenen Standards gearbeitet, um die Plattform flexibel zu halten. Erste Feldtests haben nun gezeigt, dass das Potenzial sehr hoch ist. Praktische Verbesserungsvorschläge konnten bereits umgesetzt werden.
Gerüstet für die Zukunft
Das geografische Informationssystem «GIS-PLAN Neophyt» ist einfach zu nutzen und schnell zu erlernen. Die erhobenen Daten lassen sich am Desktop Computer wie auch mobil betrachten, erfassen, messen, analysieren, exportieren und plotten. Mit Hilfe des GPS werden die Daten direkt vor Ort erfasst und die Bestandesinformationen aufgenommen. Aktuelle topographische Karten stehen als Hintergrund zur Verfügung. Die Flächen des vorherigen Jahres werden ebenfalls dargestellt und dienen als Referenz für die neue Bekämpfungs-Kampagne. Neben Kosteneinsparungen kann «GIS-PLAN Neophyt» mit weiteren Anwendungen und Geodaten wie z.B. Nutzungsplanungen und Infrastrukturmanagement in einem WebGIS verbunden werden.
(Bild: zVg.)