tourismus.total: Sehnsucht nach Ruhe

Wo geht man hin, wenn man mit seiner besten Freundin ein verlängertes Wochenende geniessen will? Lange Jahre war die Antwort für mich selbstverständlich: in eine Grossstadt natürlich – nach London, Paris oder Barcelona. Dieses Jahr allerdings war alles ganz anders. Nicht nach einer pulsierenden Mega-City stand uns der Sinn, sondern nach Ruhe und Natur.

Letzte Woche machten wir uns also auf den Weg, um eine Destination zu besuchen, die sich zu hundert Prozent der Natur und der Stille am Berg verschrieben hat. Ich kannte den Ort schon von einem früheren Besuch und war gespannt zu sehen, was sich in zehn Jahren alles verändert hat. Zu meiner Freude: praktisch nichts! Wir verbrachten herrliche Tage in absoluter Ruhe und Abgeschiedenheit.

Offensichtlich bin ich nicht alleine mit diesem Bedürfnis nach Stille und Entschleunigung. Auch bei vielen meiner Bekannten und bei den Gästen in unserem Hotel ist die Sehnsucht nach Ruhe immer stärker spürbar. Und selbst die Tourismusforschung hat sich diesem Thema angenommen.

Vor einigen Wochen war eine Studentengruppe der Universität Innsbruck zu Besuch auf der Lenzerheide. Anlässlich ihres fünftägigen Aufenthalts beschäftigten sich die Geographie-Masterstudenten mit den wichtigsten aktuellen Herausforderungen im Schweizer Alpentourismus. Dabei tauschten sie sich auch intensiv mit lokalen und regionalen Tourismusexpertinnen und -experten aus. Der Konsens nach diesen Diskussionen: Die Klimaveränderung und der damit zusammenhängende Anstieg der Schneegrenze sind die grossen Herausforderungen für den Kanton Graubünden. Die „Alpendestination der Zukunft“ muss in erster Linie über eine intakte und attraktive Landschaft verfügen.

Studenten und Tourismusexperten waren sich in diesem Zusammenhang auch einig, dass für gewisse Orte ausserhalb der bekanntesten Skidestinationen, der zukünftige Erfolg nicht im Neubau von Skianlagen liegt, sondern – im Gegenteil – im Rückbau bestehender Infrastrukturen. Ich bin gespannt, welche Destination zuerst den Mut hat, um vor vielen Jahren gebaute Anlagen abzubrechen und die daraus entstehenden Chancen für einen naturnahen und stillen Tourismus konsequent zu nutzen.