Thomas Waser: «Alle opfern hier sehr viel»

Mit sieben Punkten aus vier Spielen ist 2.-Liga-interregional-Aufsteiger Chur 97 ansprechend in die Saison gestiegen. Wir haben Trainer Thomas Waser zum Interview gebeten.

Wie bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf leistungs- bzw. resultatsmässig zufrieden?

Mit der Punkteausbeute bin ich insgesamt zufrieden. Vor der Saison hätte ich dies jedenfalls sofort unterschrieben. Im Spiel gegen den FC Uster hätte es aber bei zwölf zu zwei Torschüssen definitiv ein Dreier sein können oder sogar müssen. Trotzdem war ich von der Leistung meiner Mannschaft sehr angetan. In der Auswärtspartie gegen den FC Kosova konnten wir nochmals zulegen, haben sehr diszipiniert gespielt und vor allem defensiv ausgezeichnet gearbeitet. Die drei Punkte gegen diesen starken Gegner, der unbedingt aufsteigen will, waren auf jeden Fall verdient und gaben uns viel Mumm für die kommenden Aufgaben. Die Heimniederlage gegen den starken, bisher aber klar unter Wert klassierten FC Kreuzlingen kam für mich nicht ganz unerwartet, denn sie deutete sich bereits im Training und in der unmittelbaren Spielvorbereitung an. Die Spieler glaubten von Anfang an zu wenig an ihre Chance. Zudem erbrachten einige von ihnen eine schlichtweg ungenügende Leistung und wir machten den Thurgauern das Toreschiessen durch unnötige Eigenfehler leicht.

Ist das Kader, vor allem in der Verteidigung, nicht sehr knapp bemessen und was gedenkst Du dagegen zu unternehmen?

Wir verfügen über 20 Kaderspieler, darunter verschiedene Akteure, die flexibel eingesetzt werden können. Wie haben sicher nicht übermässig viele nominelle Verteidiger, haben uns jedoch bewusst dafür entschieden, auf eigene junge Spieler zu setzen und so den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

Wir haben uns nach der letzten Saison das Ziel gesetzt, das Defensivverhalten der Mannschaft zu verbessern, wobei dies allerdings noch etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Ich vertraue meinen Spielern aber voll und ganz und bin sicher, dass wir gemeinsam einen Schritt nach vorne machen werden. Da wir auch auf eigene Nachwuchsspieler zurückgreifen können, sind grundsätzlich keine weiteren Transfers mehr geplant, ausser es ergebe sich spontan noch etwas, das für uns stimmt. Ich bin aber von der Qualität der Mannschaft überzeugt.

Warum hast Du nicht auf der Verpflichtung eines neuen Assistenztrainers beharrt, nachdem Ivan Quintans Chur 97 verlassen und als Spieler zum USV Eschen/Mauren gewechselt hat?

Es ist überhaupt nicht so, dass ich von Vereinsseite her keinen Assistenztrainer bekommen würde. Es muss aber in erster Linie für mich stimmen, das heisst ich muss mit ihm eng zusammenarbeiten können und wir sollten auch ähnliche Auffassungen darüber haben, wie wir spielen und wie wir die Mannschaft führen wollen. Deshalb ist es nicht ganz so einfach, einen passenden Assistenztrainer zu finden, da ich keinen brauche, der mir nur die Hütchen aufstellt. Derzeit unterstützen mich unser Torwarttrainer Romano Cabalzar sowie Cyril Joos tatkräftig, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

Die Zusammenarbeit mit meinem letztjährigen Assistenztrainer Ivan Quintans war super und daher wäre die Türe für eine allfällige Rückkehr als Trainer oder als Spieler sicher offen. Das heisst aber nicht, dass wir damit rechnen und alles weitere wird sich zeigen.

Hat sich das Defensivverhalten Deiner Mannschaft gegenüber dem Vorjahr effektiv deutlich gebessert und hängt das auch mit der Taktik zusammen?

Ich hoffe, dass dem so ist, denn das ist sicher eines unserer Ziele. Wir haben versucht, den Fokus in den vergangenen Wochen auf die Defensivarbeit zu legen und allein schon deshalb hat uns der Zu-null-Sieg gegen den FC Kosova sehr gefreut. Die Spieler ziehen im Training alle voll mit und es macht grossen Spass, mit ihnen zu arbeiten. Wir waren und sind uns bewusst, dass wir eine junge Mannschaft haben, die einerseits über viel Entwicklungspotential verfügt, die anderseits aber auch etwas Zeit und vor allem Kredit braucht. Wären wir nicht davon überzeugt gewesen, dass unsere Spieler die notwendigen Schritte gehen können, hätten wir in diesem Bereich wohl auch versucht, zu reagieren.

Wir haben die Taktik zweifellos etwas angepasst. Aber auch die Gegner agieren anders, als dies in der vergangenen Saison meistens der Fall war. Nicht zuletzt befinde auch ich mich erst am Anfang meiner Trainerkarriere und lerne tagtäglich dazu. Sollten nun all diese Faktoren im Endeffekt dazu führen, dass wir uns fortlaufend festigen und entwickeln, dann bin ich überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Rechnest Du im weiteren Verlauf der Meisterschaft mit Problemen?

Es wird sicher auch schwierige Phasen geben, das ist klar. Besonders nach Niederlagen – wie der gegen den FC Kreuzlingen – zeigt sich, wie gut ein Team wirklich funktioniert. Ich vertraue aber den Spielern auch in dieser Hinsicht, denn sie haben nicht zuletzt in der schwierigen Schlussphase der letzten Saison Charakter bewiesen. Zudem ist unser Kader in der Breite sehr gut besetzt, was zur Folge hat, dass sich einige Akteure um wenige Positionen streiten, was eine unserer Stärken sein sollte. Wenn sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt, wird dem auch so sein. Es wird immer unzufriedene Spieler geben. Damit gilt es umzugehen und ist eine meiner wichtigsten Aufgaben als Trainer. Trotzdem müssen wir als Team immer zusammenstehen, gemeinsam in die vorgegebene Richtung marschieren und persönliche Interessen dem Gesamterfolg unterordnen.

Was wünscht Du Dir von den Fans und dem Umfeld?

Von den Fans wünsche ich mir lautstarke Unterstützung, eine positive Grundhaltung und vor allem etwas mehr Geduld. Meine Jungs arbeiten in jedem Training hart und versuchen stets, ihr Bestes zu geben. Trotzdem gibt es nun aber sowohl im Amateur- als auch im Profibereich zwischendurch Phasen, in denen nicht alles so klappt, wie man es sich wünscht und genau dann sind wir auf den Support der Zuschauer angewiesen.

Auch vom Umfeld und von den Medien erhoffe ich mir Geduld, eine grundsätzlich positive Haltung und eine realistische Einschätzung der Dinge gemessen an unseren Möglichkeiten. Zudem sollten wir als Verein weiter zusammenrücken und dafür besorgt sein, dass Chur 97 eine gute Adresse ist oder wird. Alle opfern hier sehr viel Freizeit und bringen Herzblut ein, sodass das Endprodukt dann auch überwiegend mit Freude behaftet sein sollte.