Am kommenden Wochenende wird der Churer Stadtpark zum grossen Festplatz am ParkLive. Wir haben mit dem Vorstandsmitglied des VBMs, Remo Menn, gesprochen.
In den Jahren 2007 und 2008 war der Verein Bündner Musikszene in aller Munde.
Der Non-Profit-Verein unter der damaligen Leitung von Curdin Cantieni hatte einen medialen Hype ausgelöst und wurde zu einer wichtigen Adresse für Bündner Bands, die ihre ersten Schritte im Musikbusiness wagten.
Wie sieht es heute aus mit dem Verein Bündner Musikszene?
Korrekt, Curdin Cantieni hatte damals mit sehr viel persönlichem Engagement den bereits aus den Registern gelöschten Verein Bündner Musikszene wieder zum Leben erweckt und einen neuen Verein unter gleichem Namen gegründet. Aus persönlichen Gründen konnte Curdin den Verein ein paar Jahre später nicht weiter präsidieren – nebst engagierten Vereinsmitgliedern wurde also auch ein neuer Präsident/In gesucht. Beides leider ohne allzugrossen Erfolg. Die bisherigen Vorstandsmitglieder sprangen somit in die Bresche und führen bis heute den Verein zu dritt weiter. Aufgrund reduzierter Ressourcen wurde beschlossen, sich vorübergehend nur noch auf die Durchführung des ParkLive zu konzentrieren.
Seit Jahren ist der VBM für das Programm des Parklive! – Festivals verantwortlich und verwandelt den Stadtpark in ein Musikmekka während der Festlichkeiten rund um das Churer Fest. Was geht hinter den Kulissen ab?
Der Stadtpark / ParkLive wird von vier Vereinen organisiert; der Tamilen Verein, die Pöckianer, die Mountain Flyers und der VBM. Die Vorbereitungen sowie die Durchführung ist aufwändig. Die Vereinsmitglieder aller Vereine engagieren sich ehrenamtlich vor- und während dem Fest. Diese gemeinsame Arbeit verbindet aber auch Vereinsmitglieder und die Stimmung am Fest ist trotz teils harter Arbeit sehr gut.
Acht Jahre gibt es den Verein Bündner Musikszene nun. Wie hat sich der Verein im Verlaufe der Zeit gewandelt?
Wie bereits erwähnt, konzentriert sich der Verein ausschliesslich auf die Durchführung des ParkLive. Was sich bestimmt zum Positiven verändert hat, ist die Tatsache, dass wir für das Musikprogramm seit 2015 die Bürgergemeinde Chur als Sponsor gewinnen konnten. Die Bürgergemeinde Chur unterstützt für drei Jahre das ParkLive Festival mit einem substanziellen Beitrag. Mit diesem Beitrag können wir einerseits den Bands eine Spesenentschädigung zahlen, andererseits aber auch punktuell bekanntere Acts engagieren, um das Programm aufzuwerten. Das ParkLive Festival ist für den VBM nicht mehr selbsttragend, Kulturbeiträge der Stadt und des Kantons wurden im 2014/2015 ersatzlos gestrichen. Umso wichtiger zeichnet sich für uns dieses Sponsoring der Bürgergemeinde Chur ab.
Zudem ist es schwieriger geworden, junge Nachfolger zu motivieren, sich freiwillig für den Anlass zu engagieren. Dieser Wandel hat einen wesentlichen Einfluss auf die Vereinsaktivitäten und wird ohne Besserung mittelfristig zu einem akuten Problem werden.
Was sind eure aktuellen Ziele als Verein?
Es wäre schön, wenn die «junge» Bündner Musikszene uns Oldies künftig ablösen und das Zepter in die Hand nehmen würde. Ebenfalls ist es das Ziel, die Partnerschaft mit der Bürgergemeinde Chur zu verlängern und allenfalls sogar auszubauen. Der ParkLive hätte unserer Meinung nach das Potenzial sich zu dem «Churer Openair» zu entwickeln – die Kulisse sowie die Lage des Stadtparks ist schon mal einmalig.
Graubünden ist gross und vielfältig, wenn es um Musik geht. Wie haltet ihr Euch auf dem Laufenden?
Natürlich lesen wir wp.grheute.ch, um all die heissen Bands in Graubünden ausfindig zu machen.
Welche Acts sind eure Hoffnungsträger in Zukunft?
Das ist sehr individuell. Kommt selbst in den Stadtpark, hört euch unterschiedliche Bands und Musikrichtungen an, findet eure Favoriten – und dann unterstützt diese aktiv in dem ihr darüber spricht, an Konzerte geht und ihre Alben kauft.
Wie schwierig ist es das Churer Fest Programm zusammenzustellen?
Es gab ja in den Jahren zuvor auch schon heftige Kritik von der Rap-Fraktion beispielsweise.
Bei der Programmgestaltung ist es wichtig, dass man objektiv die Bands auswählt und nicht eigennützig jedes Jahr die eigene Band oder Kollegen engagiert. Zudem wollen wir sehr jungen, regionalen Bands ebenfalls eine Chance geben, auf einer professionell ausgestatteten Bühne aufzutreten. Am Abend spielen etwas etabliertere Formationen – diese Zeiten sind sehr beliebt, da kann man nicht allen gerecht werden.
Die Kritik bezüglich Hip Hop kam hauptsächlich von dir und noch einer weiteren Ecke – so heftig war das also gar nicht. Der aktuelle Vorstand bildet sich leider nicht aus der Rap-Fraktion, daher muss ich zugeben, hatten wir da eine kleine Wissenslücke. Ich muss aber leider wieder darauf zurückkommen: Eine solche Wissenslücke kann unter anderem auch darin geschlossen werden, in dem sich die jungen Bündner Rapper (und andere Musiker) auch mal an einem Helferaufruf des VBMs melden. Sei dies für den Aufbau- und Abbau der Bühne oder einer Unterstützung an der Bar. Genau so kommen regionale Musiker in den Kontakt mit den Programmverantwortlichen – ein enorm wichtiger Austausch entsteht und damit kann bestimmt früher oder später ein Auftritt am ParkLive garantiert werden.
Dieses Jahr haben wir mit ALI, UGR & Churer Gschichta sowie Giganto Mattiu & Band sicherlich drei vielversprechende Hip Hop Acts im Programm.
Wie viele Mitglieder zählt der VBM aktuell?
3 Vorstandsmitglieder und ein Paar alteingesessene Kollegen aus der Musikszene, welche uns jedes Jahr aktiv während dem Fest unterstützen und somit Mitglieder sind.
Gratulation zum diesjährigen Programm! Warum sollte man sich den Stadtpark am Churer Fest nicht entgehen lassen?
Danke, es freut uns, dass das Programm dich anspricht. Hauptsächlich möchten wir einen Kontrast zu den österreichischen Drei-Mann-Partybands bieten. Bei uns wird es mal poppig, mal laut, mal schrill, mal spielt Hip Hop, dann Rock und am Sonntag wird es bluesig. Somit bieten wir Abwechslung für alle und freuen uns, wenn möglichst viele in den Park kommen – egal ob Jung oder Alt, Bündner oder Zürcher – geniesst ein Bier und entdeckt neue, ehrliche Musik.
(Bilder: zVg.)