Die grosse Stunde hat geschlagen! Bereits 8 Tage vor der Abgabefrist der Petition, die sich für eine Verlängerung der Polizeistunde im Churer Welschdörfli stark macht, fand gestern um 14 Uhr vor dem Churer Rathaus die Übergabe der Unterschriften statt. Roni Szepanski, Geschäftsführer vom Selig und Palazzo, ist erfreut und zeigt sich zuversichtlich.
Der grosse Medienansturm vor dem Churer Rathausgebäude bei der gestrigen Übergabe der Unterschriftensammlung für die Petition «Nachteule – Welschdörfli» blieb aus. Das Bedürfnis der Bevölkerung für die Verschiebung der Polizeistunde von heute 3 auf 4 Uhr scheint jedoch gross zu sein. Stadtpräsident Urs Marti zeigt sich sichtlich erfreut, über das Interesse und die über 1’500 gesammelten Unterschriften, die bereits acht Tage vor Ablauf der Frist eingetroffen sind. Gleichzeitig betont er auch: «Nicht jede Petition löst wirklich eine Aktion aus!»
GRHeute war bei der erfolgreichen Übergabe live dabei und unterhielt sich im Anschluss exklusiv mit Roni Szepanski. Darüber, wie er die Lage einschätze und wie Chur von einer Verlängerung der Polizeistunde im Welschdörfli zukünftig profitieren kann. Er sieht in der Verlängerung nicht nur einen Vorteil für die Wirte aus dem Welschdörfli, sondern durchaus auch eine Win-Win-Situation für den Churer Tourismus.
Für Recht, Ordnung und Sauberkeit sei gesorgt
«An einem normalen Wochenende sind die Gassen um 3 Uhr morgens brechend voll. Die letzte Freinacht vergangenen Sonntag hat es wieder gezeigt: Ab 4 Uhr in der Früh, leeren sich die Strassen automatisch. Die Nachtschwärmer wollen um diese Zeit nach Hause; und sie gehen friedlich von sich aus, ohne dass man sie darauf hinweisen muss», so Szepanski. Auf die Frage hin, was sich die Arbeitsgruppe von Wirten im Welschdörfli von der Verlängerung erhoffen, erläutert Roni ganz klar: «Damit herrschen deutlich weniger Probleme. Ich weiss, es hört sich paradox an, doch es ist tatsächlich so. Man hat viel weniger Konfliktpotenzial, weil sich nicht mehr alle zur selben Zeit auf der Strasse aufhalten. Wir stellen an den Wochenenden private Security à jeweils zwei bis vier Mann zur Verfügung, die für Recht, Ordnung und Sauberkeit sorgen sollen – zusätzlich zur Polizei-Patrouille, die anwesend ist. Unsere Security soll zudem auch gezielt gegen Littering vorgehen. Indem sie die Nachtschwärmer darauf sensibilisieren und somit das Welschdörfli im Endeffekt sauber halten.»
Für mehr Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und auswärtige Nachtschwärmer
Doch natürlich geht es bei der Verlängerung nicht nur um die erhöhte Sicherheit und Sauberkeit in der Churer Ausgangsmeile. Die «Nachteule» soll den Wirten im Welschdörfli sogar Mehreinnahmen von bis zu 25% erbringen und auswärtige Nachtschwärmer nach Chur locken. «Wir wollen damit nicht nur die Einheimischen, sondern besonders auch die Auswärtigen ansprechen. Wenn Leute von ausserhalb wissen, dass sie in Chur bis 4 Uhr in der Früh im Ausgang verweilen dürfen, bedeutet dies, dass wir ihnen eine Karenzfrist bis halb fünf gewähren dürfen. Ab 5 Uhr fahren bereits die ersten Züge. Das ist für diejenigen von ausserhalb sehr attraktiv. Denn so haben sie direkten Anschluss nach Hause. Davon profitieren schlussendlich alle. Nicht nur wir Wirte, sondern auch die Nachtschwärmer und die Stadt Chur, da dadurch weniger Lärm und weniger Menschen mitten in der Nacht auf den Churer Strassen herumlungern», davon ist Roni Szepanski überzeugt.
Doch die Knack-Frage steht noch im Raum: Was geschieht, wenn einzelne der knapp 20 Wirte mit den Mehrkosten für die Aufwände der Security, die monatlich auf sie zukommen, nicht einverstanden sind? Scheitert dann das Projekt «Nachteule»? Szepanski sieht die Kosten, die für jedes Lokal anfallen weniger als Risiko, als vielmehr die Stunde, die länger konsumiert werden kann als Chance, Mehreinnahmen zu generieren: «Gerechnet mit einer Patrouille von jeweils höchstens fünf Security-Mitarbeitern pro Abend, muss ein Lokal mit etwa 100 Franken pro Abend, sprich 800 Franken im Monat rechnen. Die zusätzlichen Einnahmen, die ein Lokal durch die Verlängerung erwirtschaften kann, überschreitet die Kosten der Security bei weitem.»
«Andere Städte managen das ja auch problemlos»
Ob um 3 Uhr morgens noch genügend durstige und hungrige Nachtschwärmer im Churer Welschdörfli weilen ist zu hoffen und wird auch durch die eingereichten Stimmen bestätigt. Für Stadtpräsident Urs Marti ist dabei entscheidend, dass alle Vorkehrungen in Bezug auf Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit in Folge einer Vereinbarung zwischen den einzelnen Wirten im Welschdörfli klar und einheitlich getroffen werden. Sollte dem so sein, steht der fliegenden «Nachteule» kaum mehr was oder wer im Flugweg.
Wie der Stadtrat auf die eingereichten Unterschriften reagieren wird, bleibt zum heutigen Zeitpunkt abzuwarten. Sicher ist aber, dass der Stadtrat Bedingungen stellen und zu Beginn erstmals eine Testphase starten würde. «Schliesslich managen das andere Städte ja auch problemlos», so Stadtpräsident Urs Marti bei der gestrigen Übergabe.
(Bild: GRHeute, Screenshot Online-Petition)