«Schreiben ist mein Leben», sagt Lilly Bardill, die 81-jährige Autorin und vierfache Mutter aus Chur. Zu ihren bekanntesten Büchern zählen «Wie kann ich fliegen ohne Flügel?», «Lasse mich wieder Mensch sein» und «Alter schützt vor Freude nicht». Ihre neuste Erzählung «Wenn die Wasser strudeln in Venezia» aus dem Driftwood Verlag spielt in den Jahren 1940 bis 1960. Unter anderem in Venedig, Rom und Schottland.
Augenzwinkern und Schmunzeln
Die positive Einstellung der Autorin ist in dieser Geschichte klar wiederzuerkennen. Sie schreibt lebendig und froh und mit einem immer wiederkehrenden Augenzwinkern. Geschrieben ist die Erzählung aus Sicht der kleinen Indubia del Pietro, einem Mädchen, das mit ihren Eltern, ihrer Nonna und den beiden Haushaltshilfen Giorgio und Antonetta in einem uralten «palazzo» lebt. Mitten in «Venezia». Ihre vier Brüder besuchen ein Internat in der Schweiz und sind nur an Feiertagen und in den Ferien zu Hause. Die Augen ihrer Eltern sind eher aufeinander als auf ihre Kinder gerichtet. Aber, dass sich deren Welt nicht ständig um sie dreht, das schätzt Indubia sehr. Mit ihrer vermeintlich schwerhörigen «Nonna» erlebt sie wunderschöne Alltagsgeschichten, die das starke Band zwischen den Beiden aufzeigen. Sie will spielen, entdecken und Fragen stellen. Was ist Krieg? Was ist der Tod? Wie fühlt sich Liebe an? Indubia durchschaut die Erwachsenen. Sieht rasch, dass sie das Wichtige oft nicht erkennen und nie ganz im Hier und Jetzt sind. Doch sie nimmt es mit Humor. Mit einem Lachen. Sie folgt mutig ihrem eigenen Weg. In Begleitung ihrer geliebten Nonna. «Wir beide, die Nonna und ich, wir hielten – für andere unsichtbar – zusammen wie Pech und Schwefel.»
Kindliche Fantasie und Spielerei
Lilly Bardill ist extra nach Venedig gereist, um sich vom Wasser, Land und Leuten inspirieren zu lassen. Um sich in das venezianische Leben einzufühlen und die Orte detailgerecht und möglichst bildlich darzustellen. Das Buch verzaubert, bezaubert, lässt den Leser lächeln und schmunzeln. Selbst bei Themen wie der Armut, die mit den Augen eines Kindes dargestellt wird, ist Positives zu erkennen. Das Buch gibt einen schönen Einblick in das damalige Leben einer Grossfamilie in Venedig, in die italienische Sprache sowie in eine Zeit, in der Grosseltern, Eltern und Kinder noch unter einem Dach wohnten. Eine Zeit, ohne grosse materielle Schätze, mit wenigen technischen Hilfsmitteln und kaum vorhandenem Geld. Eine Zeit, in der die kindliche Fantasie und Spielerei wohl noch eine etwas grössere Rolle spielten. Zufriedenheit und Zusammenhalt standen im Vordergrund. Was die Lebenseinstellung der Autorin widerspiegelt.
(Bild: zVg.)