UGR mit starkem Debüt

Eigentlich hatte ich irgendwie was total Anderes vom neuen Album von UGR erwartet. Ich dachte, das wird Battle-Rap inklusive Hass und Häme gegen Alles und Jeden. Doch beim genauen zuhören merke ich, dass hier weit mehr Fleisch am Knochen ist, als ich zuerst vermutete.

16 satte Tracks liegen nun vor mir bereit und ich höre viel Sozialkritik. Die Churer distanzieren sich klar von der Upperclass und vom aufgesetzten Geldanhäufen. Die Workingclassheros legen mehr Wert auf Loyalität und feiern ihre gemeinsame Verbrüderung. Einige der Beats nehmen einem mit zurück zu den goldenen Zeiten des Hip Hops mit Samples aus alten Soulschinken. Andere Lieder wiederum erklingen frisch und mit einem Schuss Modernität. Abgerundet wird das Album mit klassischen, epischen Hymnen von Geesbeatz, wie beispielsweise dieser hier:

Allgemein kann man soundtechnisch vor den Jungs nur den Hut ziehen. Denn, die Bretter, die DJ Babon und Geesbeatz hier zaubern, müssen sich im nationalen Vergleich hinter niemandem verstecken. Natürlich hat der Musikzauberer Lou Geniuz, wie bei fast jeder CD aus Graubünden, beim Feinschliff auch wieder seine Finger im Spiel, was den Longplayer noch die verdiente Krone aufsetzt.

UGR verzichten auf ihrem Debüt fast komplett auf Gäste, was durch das galante Wechselspiel der beiden MCs JP und Sefs, jedoch nie an Spannung verliert, da sie sich ständig gegenseitig fordern und pushen.

Einziger Gast auf dem Tonträger ist der QR7000-Mitstreiter der Untergrundjungs Sm. Ich weiss nicht warum, aber irgendwie fällt genau dieser Track «Problem» beim Durchhören komischerweise für mich aus dem Konzept. Vor und nach diesem Track passen die Songs sehr organisch aneinander, verfolgen einen roten Faden und sind trotzdem abwechslungsreich und frisch.

Besonders angetan bin ich von den jeweiligen Solotracks, da ich fast ein bisschen neidisch auf diese zwei Kompositionen bin. Diese zwei Tracks sind einfach grandioser Storyteller-Rap und diese Jungs haben Einiges zu erzählen. Sie heben ihre Stimme gegen die Schere zwischen Arm und Reich und gegen Gewalt. Sie machen dies in einer natürlichen Lässigkeit ohne erhobenen Zeigefinger oder gar Besserwisserisch zu wirken. Das sind eben Jungs aus dem echten Leben, die hart für ihr Geld arbeiten.

Jungs, die ihrer Leidenschaft beherzt nachgehen und nicht in einer Seifenblase wie andere Rapper leben.

Doch die Jungs haben neben sozialkritischen Liedern auch, richtige Partykracher wie «Ou Yeah!» oder «Gangsta» am Start. Die sind verdammt catchy und werden sicherlich zwei grosse Highlights an jedem zukünftigen Konzert der Jungs.

Fazit:
UGR haben sich viel Zeit genommen für ihr Debüt, was den Tonträger der Churer zu einer runden Geschichte macht. Das gutdurchdachte Werk ist facettenreich und lebt durch ihre bedingungslose Ehrlichkeit in den Texten und viel Liebe zum Detail. So klingt Chur. So und nid anderscht!

Das Album «So und nid anderscht» erscheint heute schweizweit!

Mehr Infos zu UGR auf ihrer Facebookpage.

 

(Bilder: Facebook)