Eigentlich wollten wir uns ja nur etwas gönnen; gemütlich auswärts Essen gehen, eine gute Flasche Wein geniessen, danach vielleicht noch einen Espresso Macchiato trinken… doch in unserem Lieblingslokal war bis auf den letzten Platz alles ausgebucht, und so gingen wir in die Pizzeria im Dorf.
Beim Betreten des Restaurants schlug uns gähnende Leere entgegen, weder Personal noch Gäste waren zu sehen, wir mittendrin, verloren. Nur zögerlich erschien eine Kellnerin aus einem Nebenraum – ob das Restaurant denn geöffnet sei – fragten wir höflich. Die Antwort, die wir bekamen? Ein unverständliches Murren. Die rüde auf den Tisch geschlagenen Speisekarten dienten ebenfalls nicht als Einladung zum Bleiben. Unsere Bestellung wurde wortkarg notiert, die Auswahl des Weines mit einem überheblichen Seufzer quittiert. Ein Restaurant an bester Lage in einem Bündner Kurort – der unterkühlt wirsche Service spiegelte die Leere des Lokales wider.
So dauerte es dann auch ein halbes Jahr, bis wir uns wieder in eine Pizzeria wagten, diesmal auf Ischia, Italien: Gerade eben parkiert, wollten wir gegenüber der Pizzeria das Münz für das abgestellte Mietauto in den Parkautomaten einwerfen, schon rief uns der Kellner mit einem Lachen über die Strasse zu, wir können es ruhig bleiben lassen, schliesslich kontrolliere heute keiner mehr. Die Begrüssung beim Betreten des Restaurants? So ungemein herzlich, das Schulterklopfen so kollegial, als ob wir in dieser Pizzeria Stammgäste wären. Extra Beilagen für die Pizza wurden mit einem «Certo» entgegengenommen, die Wahl der Getränke glich einer Verkostung auf dem Weingut Castello di Meleto…
Nach einer langen und mühsamen Woche verspürte ich letzten Freitagabend keinerlei Lust und Musse selbst zu kochen, nein, ich kaufte mir auf dem Heimweg zwei Tiefkühlpizzen. Mit diesen beiden Tiefkühlpizzen unter dem Arm trottete ich an der erwähnten Bündner Pizzeria vorbei nach Hause.
Dabei bohrte in meinem vor Hunger knurrenden Magen vor allem eine Frage: Wie kann es sein, dass in der Schweiz – dem Land mit den angesehensten Gastronomie-Schulen der Welt – im grössten Tourismus Kanton des Landes, an manchen Stellen die touristische Kerndienstleistung so unterschätzt wird und der Gast zur Last wird?
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