Nadine Vinzens spricht über Mobbing und Träume

Der wohl schönste Bündner Export, Ex-Miss Schweiz und Schauspielerin Nadine Vinzens, äussert sich GRHeute gegenüber erstaunlich offen über ihr aktuelles Leben, ihren Plan B, die Suche nach Zufriedenheit und Erfolg, Ängste, Wünsche und Geschichten, die das Leben schreiben.

Glanz und Glamour, ein Leben in der Traumfabrik von Los Angeles. Tausende junge, schöne und talentierte Frauen suchen ihr Schauspielglück in der Stadt der Engel, doch nur wenigen gelingt der Durchbruch im hartumkämpften Show-Business. Dank ihres beruflichen Erfolgs im Modelbusiness und ihrem grenzenlosen Ehrgeiz in der Schauspielerei könnte heuer für Nadine Vinzens wohl so mancher Wunsch in Erfüllung gehen. Doch auch die 32-jährige kennt abseits der High-Society-Welt die dunklen Seiten des Lebens, die Suche nach Liebe und des Erfolgs. Dies gab sie erstaunlich ehrlich und kompromisslos bei einem exklusiven Interview mit GRHeute zu. Auch Vinzens kämpfte in ihrer Vergangenheit mit gnadenlosem Psychoterror in der Kindheit und dem Druck der Öffentlichkeit und der Gesellschaft. Doch in ihrem Fall führten sie diese Umstände zum Erfolg ihrer heutigen Karriere.

10 Jahre Los Angeles, unzählige Castings und Vorsprechen, diverse Modeljobs und kleinere Projekte. Der Reiz oder Ehrgeiz, den Glauben an den grossen Durchbruch nicht zu verlieren sieht Nadine darin, dass sie niemals aufgehört hat an ihre Ziele zu glauben. Und manchmal, so träumt sie auch von einem perfekten Vorstadt-Leben à la Desperate Housewives in der Wisteria Lane.

Was waren deine schönsten Erlebnisse in deiner bisherigen Karriere?

Da gibt es ganz viele natürlich. Eines war sicher, als ich als 2002 zur Miss Schweiz gekürt worden bin. Das werde ich niemals vergessen – das Gefühl war einfach unglaublich. Zudem hatte es mir unglaublich viele Türen geöffnet. Es folgte der Umzug nach Amerika und damit die Möglichkeit, die Schauspielschule zu besuchen. Mein Kindheitswunsch ging endlich in Erfüllung. Später dann meine erste Hauptrolle im Kinofilm «Marry & Johnny». Das war schon immer mein Traum und hat mich unglaublich glücklich gemacht. Danach kam eines nach dem anderen.

Womit hast du dir deinen Unterhalt in den vergangenen 10 Jahren verdient und welchen Standard hast du gelebt?

Einerseits mit meinen Filmen, die ich bisher gedreht habe. Sicherlich auch mit dem Verdienst vom Missen-Jahr und mit dem Modeln. Ich habe immer sehr einfach gelebt. Hauptsache ist, man fühlt sich wohl, wo man ist und lebt. Eine Zeit lang habe ich in einer Loft am Meer in Marina Del Ray gelebt, was rückblickend sehr toll war. Danach hat es mich aber wieder mehr in Richtung Hollywood und Beverly Hills gezogen.

Nadine Vinzens Jobs

Los Angeles – die Traumfabrik! Tausende schöne, junge Frauen suchen ihr Schauspielglück in der Stadt der Engel. Was ist dein Erfolgsgeheimnis, aus der Masse hervorzustechen?

Das ist schwierig zu sagen, was mein Erfolgsgeheimnis ist. Ich glaube aber, dass es sehr wichtig ist, dass man an sich selbst glaubt, egal wie die Umstände sind oder was das Umfeld denkt. Denn, wenn man ein Ziel oder einen Traum hat, den man verwirklichen will, muss man dran bleiben und daran arbeiten. Es ist auf jeden Fall nicht immer einfach, doch nur so kommt man im Leben weiter. Aufzugeben ist einfach. Doch der Erfolg kommt nicht vom Aufgeben, sondern vom Weitermachen. Auch wenn man manchmal denkt, dass es nicht mehr weiter geht.

Wir kennen uns bereits ein Leben lang und ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem du nicht von der grossen Hollywood-Schauspielerei geträumt hast. Hattest du niemals einen Plan B und wenn doch, wie würde dein Leben dann aussehen?

Ja, das ist so und ich mag mich auch noch sehr gut daran erinnern (lacht).
Nein, für mich gab es nie wirklich einen Plan B, doch wenn, dann wäre es bestimmt etwas in der gleichen Branche. Nebst Modeln und Schauspielerei reizt mich auch die Tätigkeit als Produzentin, zu schreiben oder mich mit dem Thema Mode-Fashion näher zu beschäftigen. Eine eigene Fashion-Linie zu haben wäre auf jeden Fall interessant.

Mit 32 Jahren stehst du vor deinem ersten richtigen Durchbruch in Hollywood. Wie geht’s danach weiter? Könntest du dir vorstellen, dein berufliches «Spielfeld» zu erweitern?

Ja, auf jeden Fall. Wie bereits gesagt, reizt es mich, eines Tages als Produzentin arbeiten zu können. Dann interessiert mich natürlich auch die Musik, woran ich derzeit auch arbeite, oder eine eigene Fashion-Linie zu kreieren, ein Buch oder ein Script zu schreiben.

Seit deinem Miss Schweiz Titel im Jahr 2002 stehst du ständig in der Öffentlichkeit. Jeder deiner Schritte, Bewegungen und Handlungen werden beobachtet und kritisiert. Gab es in all diesen Jahren Momente und Ereignisse, bei denen du dir Anonymität gewünscht hättest?

Nun, ich bin ja sozusagen damit aufgewachsen und musste schon früh lernen, damit umgehen zu können. In diesem Business muss man das können. Es gab aber auch sicherlich Momente, die eher unangenehm waren. Beispielsweise, wenn ich Dinge über mich gelesen habe, die absolut nicht der Wahrheit entsprachen.

Worin siehst du deine persönliche, grösste Herausforderung in deinem Leben?

Ehrlich gesagt basiert mein Leben auf meiner Karriere. Dass ich Erfolg mit meinen Projekten habe und alles so gelingt, wie ich mir das vorgenommen habe. Und das natürlich in jeder Lebenslage. Das ist eine grosse Herausforderung und bezieht sich natürlich auch auf mein Privateben. Es ist mir sehr wichtig, dass ich immer gesund bleibe und dass ich das mache, was mir Freude bereitet.

Träumst du manchmal auch von einem perfekten Vorstadt-Leben à la Desperate Housewives in der Wisteria Lane?

Natürlich würde ich sehr gerne jemanden an meiner Seite haben, mit dem ich Pferde stehlen könnte. Aber eine Familie mit Kindern habe ich bislang nicht geplant. Alles kommt zu seiner Zeit.

In deinen nächsten beiden Filmprojekten spielst du die Hauptrolle. Worum geht es bei diesen Filmen und was macht die beiden Rollen so absolut zutrefflich auf deine Person, deine Erscheinung? Gibt es Parallelen zwischen diesen beiden Rollen?

Bei «Something’s in the Water» spiele so zusagen eine Person mit zwei Gesichtern. Gleichzeitig einen guten und einen etwas dunkleren Charakter. Über den zweiten Film darf ich leider noch nicht viel mehr preisgeben. Die Vorbereitungen kommen erst noch, worüber ich mich wahnsinnig freue. Parallelen zu meiner Person gibt es aber keine. Doch ich werde auf jeden Fall Erlebnisse oder gewisse Gefühle, die ich in meiner Vergangenheit erlebt habe, in den Charakter mit einfliessen lassen.

Die Schauspielerei hat etwas Magisches, beinahe Mystisches an sich. Ein spannender Beruf, doch wie interessant ist dein Leben tatsächlich?

Wenn ich nicht auf Set bin oder an einem Shooting teilnehme, keine Castings und Meetings habe, liebe ich es einfach, Sport zu treiben und trainieren zu gehen, Basketball oder Drums zu spielen. Mich mit Musik zu beschäftigen, Konzerte zu besuchen, mit Freunden essen zu gehen oder mich am Strand von L.A. aufzuhalten. Jedoch fürchte ich mich vor der Dunkelheit, Schnaken und Spinnen und ich mag es überhaupt nicht, wenn man sich auf jemanden nicht verlassen kann. Oder wenn man nicht weiss, woran man beim Gegenüber ist. Ich träume von einer Reise nach Australien, mit Delphinen schwimmen zu gehen und eine Organisation zu haben, welche sich für Tierrechte einsetzt. Ich liebe es natürlich auch zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen.

Was ist dein Schlüssel zur Schauspielerei?

Ich selbst und das Leben um mich herum. Schon seit klein auf, hatte ich immer den Traum, Schauspielerin zu werden. Ich liebe es, in einen fremden Charakter zu schlüpfen und diesen zum Leben zu erwecken. Es ist eine Welt, die mich wirklich unglaublich fasziniert und mir unheimlich viel Energie gibt.

Auch du hast in deiner Vergangenheit viel erlebt, das verletzend und enttäuschend zugleich war. Bist du nachtragend? Und wie hast du dich in deiner Persönlichkeit seither verändert?

Ich bin absolut nicht nachtragend. Ganz im Gegenteil! Über alles, was mich in meinem Leben oder in meiner Kindheit durch Mobbing verletzt hat, sehe ich heute hinweg. Im Moment ist es garantiert nicht einfach, doch ich sehe alles als eine Erfahrung an. Eine Erfahrung, die man erlebt, die einen aber auch stärker macht. Es ist immer wichtig, das man sich auf das konzentriert, was einen glücklich macht. Alles andere ist nebensächlich. Und wenn man mal doch schlechte und einschneidende Erlebnisse macht, so ist es das Wichtigste, dass man gute Freunde und eine Familie hat, die hinter einem stehen.

Nadine Vinzens Interview

 

(Bilder: zVg.)