Die Meldung hat eingeschlagen wie eine Wasserbombe!
Doch der Reihe nach:
Eigentlich ist es ja normal. Was in der globalen Wirtschaft schon lange gang und gäbe ist, trifft uns nun im Kern, an der Quelle. Der Ausverkauf der eigenen Identität. Wir haben uns arrangiert, dass z.B. Calanda den Rhein runter bis Holland verkauft wurde. Dass Valser in den USA fluid gemacht wird. Dass die Swiss nach Deutschland ausgeflogen ist.
Seit kurzem ist nun klar: Als nächstes sollen es die Stauseen sein, inkl. Inhalt.
Die Aussage von Alpiq-CEO Jasmin Staiblin, die Wasserkraft, je nach Optionen, auch nach China zu verkaufen, bringt die ganzen Wirtschaftsmachenschaften auf den See-Grund. Nun stehen wir auf dem Sprung, unsere primären Ressourcen zu verkaufen. Im grossen Stil. Die Wasserkraft ist bei uns erschöpft, also sollen es andere richten. In der globalen Wirtschaftswelt ist das völlig normal und warum sollte es mit der Wasserkraft anders sein als mit Flugzeugen? Als deutsche CEO hat Staiblin wohl nicht das emotionale Verhältnis und die Wertevorstellungen zu unseren Quellen, wie es vielleicht der neue Graubünden-Ferien-CEO Martin Vincenz hätte. Daher sieht sie dies wohl entspannter.
Im Angesicht dessen, dass der Wasserrubel nicht mehr fliesst, könnten sich die Wasserkraftbetreiber um Restwassermengen kümmern. Dies würde nicht nur die Firma Swiss River Adventures in Ilanz freuen, sondern auch andere Spezies, wie Fische oder auch Touristiker wie Hans Kaspar Schwarzenbach an den Rheinquellen weiter oben. Leise bewundere ich ihn schon seit seinen Zeiten in Arosa, als ich als kleiner Sport- und Eventmanager auf der anderen Seite in Lenzerheide ein paar Fäden zu ziehen versuchte. Schwarzenbach ist das schwarze Schaf in der Touristikerherde auf den grünen Weiden im Wasserschloss Graubünden. Aktuell setzt er sich im Rahmen der eidgenössischen Abstimmung für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. Das sei für Graubünden touristisch sehr wertvoll, argumentiert er. Mir gefällt das, wenn einer gegen den Strom schwimmt. Zugegeben ist das in der Nähe der Rheinquellen auch nicht so schwierig, bei den Restwassermengen…
Wo wir nun wieder beim Thema wären. Wenn Alpiq und andere ganze Staudämme in die Verkaufsvitrinen stellen, brechen sie auch emotional einen Damm.
«Chi chi venda sia aua, venda sia orma.» Zu Deutsch: «Wer das Wasser verkauft, verkauft seine Seele.» Und nicht nur einen See. Wenn alles in China ist, können wir nicht mal mehr gegen den Strom schwimmen. HK Schwarzenbach, GRF und den anderen bleibt nur noch, die Chinesen als potentielle Gäste für ihre Stauseeimmobilien zu bewerben.
Ernst Bromeis-Camichel
Wasserbotschafter und Expeditionsschwimmer
(Quelle: http://www.srf.ch/news/wirtschaft/alpiq-ceo-staiblin-verkauf-an-chinesen-nicht-ausgeschlossen)
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