Die Repower AG hat gestern mitgeteilt, dass sie eine Kapitalerhöhung plant und neue langfristige Investoren an Bord holt. Der bisher grösste Aktionär, der Kanton Graubünden, ist zwar immer noch substanziell beteiligt, verliert aber das Sagen im Bündner Energiekonzern. Ein Kommentar.
2012 übernahm die Regierung des Kantons Graubünden zusammen mit der Axpo 25% der Repower-Aktien von der Alpiq und wurde damit entgegen verschiedener Warnungen Mehrheitsaktionär der Energiefirma. Der Zeitpunkt war ungünstig, fielen doch die Energiepreise und damit auch der Wert der Repower in der Folge ins Bodenlose. Die Wasserkraft, das Flaggschiff des Konzerns, wurde durch nationale und internationale Subventionen anderer erneuerbarer Energien schachmatt gesetzt, die internationalen Engagements der Repower zum Beispiel in Deutschland oder Osteuropa scheiterten. Erinnerungen an die gescheiterte «Hunter»-Strategie der damaligen Swissair werden wach. Auch damals verbrannte sich ein heimischer Konzern die Finger an einer wenig fokussierten, international ausgerichteten Unternehmensstrategie, mit folgenschweren Kosten.
Die Bündner Regierung liess sich das zusätzliche Engagement bei der Repower gemäss einem Bericht der Handelszeitung 85,6 Millionen Franken kosten. 2013 doppelte die Kantonsregierung nach und übernahm auch die zweite Hälfte der abgestossenen Alpiq-Aktien zum selben Preis.
Am Montag gab die Repower bekannt, dass das Aktienkapital der Firma um 150 Millionen Franken aufgestockt wird und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und der Anlagefonds UBS-CEIS an Bord geholt werden. Für die Repower bedeutet dies eine mehr als willkommene Geldspritze. Der Konzern drohte trotz neuer strategischer Ausrichtung an fehlender Liquidität zu ersticken und erhält eine kurze Verschnaufpause, um die neue Strategie – alternative Energieformen, konzentriert auf die Räume Schweiz und Italien – umzusetzen. Kurz deshalb, weil im Moment die Produktionskosten der Energie am Markt nicht gedeckt werden können.
Für den Kanton Graubünden endet damit der Ausflug in das Mehrheitsverhältnis bei der Repower fatal. Weit über 150 Millionen wurden in den Sand gesetzt, die Repower ins Unterland verscherbelt. Der Kanton wird vom wichtigsten Leuchtturm der Bündner Energiepolitik noch 20-22% halten. Die Mehrheit hat sich nach Zürich verlagert (EKZ, UBS-CEIS, Anteil des Kantons Zürich an der Axpo). Wieweit die Bündner Interessen damit gewahrt werden können, wird sich weisen. Und es bleibt die Frage, ob der Grosse Rat das Gebaren der Regierung in der Causa Repower einfach schluckt.
(Bild: Lago di Poschiavo, Wikipedia)