Davos, 06.02.2016, Eishockey National League A, HC Davos - HC Lugano. Der Davoser(Ersatz)-Torhueter Gilles Senn. (Jakob Menolfi/EQ Images) *** Local Caption ***

Der HCD ist für die neue Saison gewappnet

Der HC Davos hat das Kader für die kommende Saison praktisch beisammen und ist für einen Angriff auf den NLA-Titel gewappnet.

Ende März publizierte der HCD ein provisorisches Kader für die Saison 2016/17. Der Verein hat bereits während der Saison ganze Arbeit geleistet und viele wichtige Verträge verlängert. Und auch nach dem Ausscheiden fiel der Blick schnell nach vorne. Dank einer aktiven Offseason hat der HCD mehr oder weniger das komplette Kader beisammen:

Torhüter

Gilles Senn, Joren van Pottelberghe

Abwehr links

Beat Forster, Claude Paschoud, Simon Kindschi, Sven Jung, Ruben Rampazzo*

Abwehr rechts

Félicien Du Bois, Noah Schneeberger, Fabian Heldner, Marco Forrer, Jens Nater*

Flügelstürmer links

Dick Axelsson (SWE), Dino Wieser, Mauro Jörg, Jerome Portmann, Nando Eggenberger

Center

Perttu Lindgren (FIN), Samuel Walser, Enzo Corvi, Marc Aeschlimann, Chris Egli

Flügelstürmer rechts

Andres Ambühl, Marc Wieser, Gregory Sciaroni, Dario Simion, Tino Kessler

Zuzüge

Joren Van Pottelberghe (Linköping), Daniel Rahimi (SWE/Linköping)

Abgänge

Leonardo Genoni (SCB), Samuel Guerra (ZSC), Devin Setoguchi (?), Marcus Paulsson (?)

*noch offen

 

Der HCD hat grosse Vorarbeit geleistet: Mit den Verträgen von Wieser, Simion, Kindschi, Paschoud, Walser, Helder und Corvi wurde bereits während der letzten Saison ein wichtiger Baustein für die kommende Spielzeit gelegt. Dementsprechend erfreut sind die Davoser Fan über die momentane Situation: Abgesehen von einem vierten (und allfällig fünften) Ausländer ist der HCD für die neue Saison gerüstet.

Tor

Im Tor findet die einzige und grösste Veränderung statt: Nach 539 Partien heisst die Nummer 1 beim HCD nicht mehr Leonardo Genoni. Der langjährige Rückhalt der Davoser wechselt nach fast einem Jahrzehnt zum Meister Bern und wird in Zukunft kantonale Duelle gegen Jonas Hiller (EHC Biel) austragen.

Der HCD geht wie immer seinen eigenen Weg und lässt zwei 19-jährige Rohdiamanten ins Rennen. Die beiden Jungtalente Gilles Senn (letztjähriger Backup) und Joren Van Pottelberghe (Neuzuzug von Linköping) kämpfen um den Starter-Spot und werden im Idealfall die Nummer Eins unter sich ausmachen, wie dies damals Berra und Genoni taten. Das ist zumindest die Hoffnung der Organisation und der Fans.

Torhueter Joren van Pottelberghe vom Team Schweiz (Toni Koskinen/EQ Images)
Torhueter Joren van Pottelberghe vom Team Schweiz (Toni Koskinen/EQ Images)

Mit dem besten Goalie-Ausbildner der Liga, Marcel Kull, ist die Zuversicht berechtigt. Auch wenn der HCD zu Beginn Lehrgeld zahlen werden muss, so zeigt die Erfahrung, dass Goalies in Davos tendenziell nicht schlecht aussehen. Die Landwassertaler mussten in den letzten 15 Jahren schon mehrere Nationaltorhüter ziehen lassen (Lars Weibel, Jonas Hiller, Reto Berra) und konnten die entstandenen Lücken formidabel füllen.

Optimismus bezüglich der beiden Jungtalente Senn und Van Pottelberghe ist berechtigt, eine Veränderung gegenüber den letzten Jahren wird es aber auf jeden Fall.

Verteidigung

In der Verteidigung ändert sich praktisch nichts: Auf dem Papier wird der HCD dank dem Neuzuzug des schwedischen Schwergewichts Daniel Rahimi (Linköping) stärker, und der Abgang von Samuel Guerra scheint nach den letzten Playoffs fast schon ein «Addidition durch Subtraktion»-Deal zu sein.

Der Kern um Felicien Du Bois, Beat Forster und Noah Schneeberger ist zurück. Forster wird zwar ein weiteres Jahr älter sein, dafür werden die Jungtalente Kindschi, Paschoud, Heldner und Jung weiter an ihren Rollen wachsen. Insgesamt wird die Davoser Verteidigung leicht stärker (und nochmals etwas böser) als im Vorjahr.

 

Sturm

Auch im Sturm gibt es dank den vielen vorzeitigen Vertragsverlängerungen wenige Veränderungen zu berichten. Devin Setoguchi und Marcus Paulsson erhalten wie erwartet keine neuen Verträge. Und auch Alexandre Picard wird sich voraussichtlich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen.

Ansonsten bleibt der Sturm des HCD intakt: Ambühl, Wieser, Wieser, Lindgren, Axelsson, Jörg, Corvi, Walser, Sciaroni, Simion. Die üblichen Verdächtigen werden erneut Rückendeckung von einer Hand voll Jungtalenten erhalten: Chris Egli, Marc Aeschlimann und Tino Kessler werden zurück sein, zudem werden die ehemaligen Elite-Junioren Jerome Portmann und Nando Eggenberger voraussichtlich zu Eiszeit kommen.

Ausländer

Eine offene Frage sind noch die Ausländer-Lizenzen 4 und 5. Der HCD hat bereits einige Spieler ins Auge gefasst, und gemäss Südostschweiz sind zwei Kandidaten in der engeren Auswahl: Mattias Sjögren (KHL/Kasan) und Viktor Stalberg (NHL/Rangers).

 

Sjögren ist ein kreativer Spieler, der letzte Saison in der KHL nicht überzeugen konnte und von Kasan gerne verkauft werden würde. Das Jahr zuvor gewann der hart spielende Center aber noch die Peter Forsberg Trophy für den besten Stürmer der schwedischen SHL. Der 28-jährige Schwede kann allgemein auf eine erfolgreiche Karriere in seiner Heimat zurückblicken.

Viktor Stalberg spielte 412 Spiele in der NHL und erzielte dabei 152 Tore – solide Werte für einen Drittlinien-Spieler. Der 30-jährige Stalberg ist wahrscheinlich auch bei einigen NHL-Teams ein Thema. Wenn sich der Schwede aber für den HCD entscheiden sollte, dürfen sich die Fans auf einen der schnellsten Spieler der Schweiz gefasst machen. Der Flügelflitzer hat einen blitzschnellen Schuss und kann in der Angriffszone richtig wirbeln.

Was beide Schweden gemeinsam haben: Sie sind beide gross und schwer (Sjögren 189 cm/97 kg, Stalberg 190 cm/97 kg) und scheuen den Körperkontakt nicht. Der HCD wird also weiterhin das Heavyweight-Team der Liga bleiben.

Und dann wäre da noch die offene Frage nach weiteren Söldnern. Arno Del Curto hätte lieber noch einen fünften Ausländer, um in der CHL voll angreifen zu können. Laut Präsident Domenig ist ein fünfter Ausländer zur Zeit aber ausgeschlossen, der Saisonbeginn erfolge gemäss Südostschweiz mit maximal vier Söldnern.

Der HCD liegt mit dieser Taktik nicht schlecht: Oftmals werden interessante Spieler für die NLA erst später verfügbar, nämlich wenn Ende September die Trainings-Camps der NHL enden, und viele talentierte Spieler aufgrund des Salary Caps oder limitierten Kaderplätzen ohne Vertrag dastehen. So ist Davos letzte Saison zum Beispiel an Devin Setoguchi gekommen, was immer das auch heissen mag.

Auf jeden Fall bleibt es spannend zu verfolgen, wie der HCD das fast vollständige Kader komplettieren wird. Wir bleiben dran.

 

(Bilder: Jakob Menolfi, Toni Koskinen/EQImages, Quelle: HCD)