Mit dem Sweep in den fünf Nordost-Staaten ist Donald Trump der magischen Zahl von 1‘237 Delegierten näher gekommen, schlussendlich aber nicht mehr als vorausgesagt wurde. Die Vorentscheidung wird am 3. Mai in Indiana fallen. Die Analyse zu den US-Wahlen von GRHeute.
Für eine sichere Nomination benötigt Donald Trump 1‘237 pledged delegates, welche mit ihrer Stimme gebunden sind und ihn im ersten Wahlgang wählen müssen. Trump fehlen dazu noch 281 Delegiertenstimmen.
Ordnen wir einem ersten Schritt die wahrscheinlich klaren «Winner-takes-all-States» zu:
- Ted Cruz wird am 10. Mai Nebraska (36 Delegierte) sowie am 7. Juni Montana (27) und South Dakota (29) gewinnen.
- Donald Trump wird am 7. Juni alle 51 Delegiertenstimmen in New Jersey einheimsen. Er braucht also immer noch 230 Stimmen für die 1‘237.
Dann wird Donald Trump in den proportional wählenden Staaten weiter gut abschneiden. Am 10. Mai in West Virginia (30 von 34 Delegiertenstimmen), am 17. Mai in Oregon (11 von 28), am 24. Mai in Washington State (16 von 44) und am 7. Juni in New Mexico (12 von 24) wird Donald Trump insgesamt 69 Delegierte dazu gewinnen, so dass ihm noch 161 Delegierte fehlen.
Showdown in California
Es verbleiben zwei Staaten, in denen die Entscheidung fallen wird: 57 Delegiertenstimmen werden am 3. Mai in Indiana vergeben und schlussendlich am 7. Juni im alles entscheidenden California 172 Stimmen.
Beginnen wir mit California. Der Grossteil der Stimmen wird in den 53 Districts (je 3 Delegierte) vergeben. Schlecht für Cruz ist, dass der jeweils Zweite in einem District leer ausgeht. Der Sieger eines Districts bekommt alle 3 Delegiertenstimmen. Insgesamt werden so also 159 Stimmen vergeben. 10 Stimmen gehen zudem an den Kandidaten, der im ganzen Staat am meisten Stimmen erzielt und 3 Stimmen liegen bei der republikanischen Partei von California.
Trump liegt in Umfragen mit 49% der Stimmen in California klar vor Cruz (25%). Cruz ist für ein gutes Groundgame bekannt und wird sich auf einzelne Districts konzentrieren können. Nehmen wir an, dass Cruz 13 der 53 Districts gewinnen kann, so würde er, mit den drei Parteistimmen, 42 Stimmen aus California entführen. Trump würde dann mit 130 Delegierten und einem Total von 1‘206 Delegierten unter der Nominationsgrenze von 1‘237 Delegiertenstimmen liegen.
Indiana weist die Richtung
Vor California wird aber noch in Indiana gewählt. Die 57 Delegierten werden nach dem Prinzp «the Winner takes it all» verteilt: 27 in den Districts (9 Districts x 3 Stimmen) und 30 Delegierte für den Kandidaten mit den meisten Stimmen im Staate Indiana.
Um in California überhaupt noch eine Chance zu haben, braucht Cruz in Indiana einen Vollerfolg, ohne Stimmen für Trump. Sein Fokus liegt darum logischerweise schon länger in Indiana: So hat er die fünf Nordost-Staaten fast kampflos Trump überlassen und tourt schon seit bald zwei Wochen durch Indiana.
Zudem hat er sich mit John Kasich darauf geeinigt, dass Kasich in Indiana nicht antritt und Cruz dafür in Oregon und New Mexico das Feld Kasich überlässt. Der Deal ist umstritten und Trump wird logischerweise nicht müde zu betonen, dass man in der Wirtschaft für solche Absprachen ins Gefängnis komme.
Es bleibt auch die Frage, wie stark das Momentum von Trump nach dem Erdrutschsieg in New York und dem daraus folgenden Sog in den fünf Nordost-Staaten nun in den mittleren Westen überschwappt. Dringt Trump mit seiner Botschaft «die Wahl ist entschieden» und «der Deal von Cruz und Kasich ist korrupt» durch, so könnte Trump in Indiana genügend Delegiertenstimmen für eine Vorentscheidung gewinnen.
Gelingt Cruz in Indiana jedoch der Sweep, so wird es für Trump schwierig, am 7. Juni genügend Delegierte auf sich zu vereinen, um eine sichere Nomination einzufahren.
Kampf um die Unpledged Delegates
Nach dem 7. Juni geht es dann noch mehr als einen Monat, bis die Republikaner ihren definitiven Kandidaten nominieren. Und spätestens dann werden die 109 ungebundenen Delegierten ins Zentrum der Medien rücken. Sie werden bereits heute von den Kandidaten stark umworben und einige haben auch bereits ihre Präferenz für einen der Kandidaten (11 für Cruz, 1 für Trump) öffentlich gemacht.
Sollte Trump also in die Nähe der 1‘237 Delegiertenstimmen kommen, so wäre es sehr gut möglich, dass er mit den Unpledged Delegates die Nomination trotzdem im ersten Wahlgang schaffen könnte.
Bis es soweit ist, bleibt es spannend. Hier die Prognose der verbleibenden Staaten im Überblick:
(Bild: Donald Trump – Wikipedia)