Hinter der Marke «Graubünden» steckt viel Deutschland und noch viel mehr Österreich. Neben der Programmierung und Umsetzung der Internetseiten von Lenzerheide, Arosa und Savognin soll Graubünden Ferien auch für eine lukrative Google-AdWords-Kampagne eine Empfehlung für eine Agentur in Österreich ausgesprochen haben. Konkurrenten aus Graubünden gingen leer aus, ein offener Wettbewerb fand nicht statt.
Kürzlich startete Graubünden Ferien im Auftrag der regionalen Hotelbranche eine umfassende Recherche und Evaluation möglicher Agenturen, die die Kompetenz besitzen, mittels Onlinemarketing-Massnahmen den Bündner Tourismus künftig anzukurbeln. Nach welchen Kriterien in der Evaluation genau gesucht wurde, ist nicht öffentlich bekannt. Bekannt ist aber, dass keine Bündner, auch keine Schweizer Agentur, sondern ein österreichisches Unternehmen die Evaluation gewann und somit von Graubünden Ferien für die Umsetzung der Kampagne an die Bündner Hoteliers weiterempfohlen wurde.
Dabei handelt sich um die Agentur «OMP Tools GmbH» in Salzburg, die mit automatisierten Google-AdWords-Kampagnen primär den Hoteltourismus in Graubünden zukünftig ankurbeln soll. Eine Onlinekampagne, die von Dutzenden namhaften regionalen Agenturen problemlos hätte ausgeführt werden können. Die Evaluation erfolgte «freihändig». Das heisst, keine andere Agentur hatte die Gelegenheit, mitzubieten und ein Angebot zu unterbreiten, denn ein offener Wettbewerb fand nicht statt.
Beim ansässigen Agenturgewerbe stösst dies auf harsche Kritik und wenig Verständnis. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass offenbar Preisgründe ein Kriterium bei der Evaluation eine tragende Rolle gespielt hätten, weil die Kosten im Ausland bekanntlich deutlich tiefer lägen.
Kritik aus den regionalen Gewerbereihen
Die Empfehlung zur Vergabe solcher Aufträge von dieser Grösse und Wichtigkeit hinsichtlich der Repräsentation und Wirtschaftlichkeit unserer Region an ausländische Agenturen kommt bei den regionalen Gewerbetreibenden schlecht an. Nicht zuletzt, weil ausländischen Firmen die Nähe und das Verständnis für unser Kulturerbe in Graubünden fehlt. Dieser Fall zeigt einmal mehr die Notwendigkeit einer Diskussion darüber, ob künftig nicht mehr für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit regionaler Unternehmen und Stärkung unserer Wirtschaft, insbesondere der Tourismusbranche gemacht werden sollte.
Pikant: Das erste Mal ist es nicht, dass die Tourismusorganisationen in Graubünden ausländischen gegenüber inländischen, regionalen Agenturen den Vorzug geben. Die Webseiten lenzerheide.com sowie arosa.ch wurden von der «elements.at New Media Solutions GmbH» in Salzburg (A) programmiert, savognin.ch setzt auf das Können der «VoxelAir GmbH» Werbe- und Internetagentur in Stuttgart (D).
Dass Graubünden Ferien den regionalen Hoteliers nun auch für eine Google-Adwords-Kampagne ein österreichisches Unternehmen empfiehlt, bringt das Fass bei den Agenturen zum Überlaufen.
Graubünden Ferien äussert sich vage
Auf Anfrage von GRHeute, weshalb kein einziges Bündner Unternehmen in die Evaluation miteinbezogen worden sei, erläuterte der Mediensprecher von Graubünden Ferien, dass ihnen nicht bekannt gewesen sei, dass es in Graubünden Agenturen gäbe, die eine solche Dienstleistung zur Verfügung stellten. Schliesslich betont Graubünden Ferien, dass den einzelnen Destinationen letztendlich frei stehe, mit welchen Unternehmen, ob im In- oder Ausland, zukünftig zusammengearbeitet werden soll.
Schade, wenn man bedenkt, dass bei einer gründlicheren Recherche die eine oder andere Agentur aus der Region durchaus in der Lage gewesen wäre, eine solche automatisierte Google AdWords-Kampagne zu starten, die zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit in unserer Tourismusbranche positiv beitragen würde.
(Bilder: Graubünden Ferien)