Es hat am Sonntagnachmittag nicht sein sollen mit der vorzeitigen Qualifikation des EHC Chur für die Playoff-Finalspiele gegen den EHC Dübendorf.
Zugegeben, es war sicher eine enttäuschende Darbietung, welche die Einheimischen ihren Fans geboten haben, denn sie waren in dieser Partie gegen einen cleveren Gegner wirklich absolut chancenlos. Es ist jetzt aber auch nicht nötig und völlig unangebracht, plötzlich alles, was die Mannschaft von Marc Haueter bisher in den Playoffs geleistet hat, in Frage zu stellen oder gar in den Dreck zu ziehen. Er als Trainer und seine Spieler werden zweifellos selbst ratlos und am meisten enttäuscht sein und sich fragen, wie der eklatante Leistungsabfall überhaupt möglich war.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt
Die Antwort liegt vielleicht darin, dass der Erfolg im Sport nur bis zu einem gewissen Punkt planbar ist, zumal man ja nur die eigene Leistung beeinflussen kann. Es hat nach den überzeugenden und verdienten Siegen in den zwei Playoff-Halbfinalspielen vergangener Woche sowie der Führung in der Serie «Best of Five» zwar fast alles für den EHC Chur gesprochen, das heisst das Momentum schien nach dem Break in Biasca endgültig auf die Seite der Bündner gewechselt zu haben. Ein einziger Sieg gegen einen Gegner, der nach der Heimniederlage in den Seilen zu hängen schien, trennte sie vom angestrebten Ziel. Und was passiert? Der Gedanke, das mit einer sicherlich etwas fragwürdigen Begründung auf den Sonntagnachmittag verschobene Spiel unter allen Umständen für sich entscheiden zu müssen, hatte sich derart intensiv in den Köpfen der Spieler des Stadtclubs eingenistet, dass sie anscheinend innerhalb von 72 Stunden verlernt hatten, Eishockey zu spielen.
Der Druck, den sich die Churer wohl selbst auferlegt hatten und der von der erwartungsfrohen und erfreulich grossen Zuschauerkulisse dann auch noch verstärkt wurde, wirkte wie ein Bumerang. Nichts gelang und alles schien sich gegen sie verschworen zu haben. Nicht nur war der scheinbar angezählte Gegner um einiges stärker als erwartet und spielte seine körperlichen und taktischen Stärken voll aus, sondern auch die Schiedsrichter schienen nicht ihren allerbesten Tag erwischt zu haben und fällten Entscheidungen, die bei allen Anwesenden nur Kopfschütteln verursachten. Sie aber für die klare Niederlage verantwortlich machen zu wollen, wäre zu einfach und würde an der Realität vorbeiführen, denn zu viel hat bei den Einheimischen selbst nicht zusammengepasst.
Das Fazit von der Geschichte
Wenn es Marc Haueter und seinen Spielern gelingt, das Spiel als negative Erfahrung abzuhaken und die richtigen Lehren daraus zu ziehen, ist noch gar nichts verloren. Denn der EHC Chur hat in der Vergangenheit wiederholt bewiesen, dass er genau dann zu Überraschungen fähig ist, wenn niemand mehr mit ihm rechnet. Und dass seine Spieler Eishockey spielen können, haben sie in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Es liegt nun aber auch an den Fans, die Mannschaft in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, sie nach Biasca zu begleiten und dort nochmals für Stimmung zu sorgen.
Und vielleicht werden es ihnen die Churer dann mit einer ausgezeichneten Leistung und allenfalls gar mit einem Sieg und der Qualifikation für den Playoff-Final danken, auch wenn im Moment nicht allzu viel dafür zu sprechen scheint. Denn die sportliche Entscheidung fällt immer noch auf dem Eis!