Unzählige Menschen sind mit Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, verbunden. Das Buch «Lebens(t)raum Chur» von Karin Hobi-Pertl, das Anfang Dezember 2015 im Driftwood Verlag erschienen ist, erzählt von 30 Menschen, die mit Chur verwurzelt sind und die offen über ihr Leben sprechen. Hinter jedem Einzelnen stecken faszinierende Pläne und Gedanken. Und der Mut, den eigenen Träumen zu folgen.
So fand gestern Abend in der Schuler Buchhandlung Chur im Rahmen der Buchveröffentlichung eine offene Diskussionsrunde statt. Fünf der 30 Porträtierten, Graziella Montalta, Lilly Bardill, Martin Bundi, Hubi Pazeller und Ivo «FiFi» Frei, sowie Stadtpräsident Urs Marti sprachen zum Thema: Ist Chur ein langweiliger Lebensraum oder Lebenstraum, der zur Verwirklichung der eigenen Träume Platz schafft? «Die Diskussionsrunde ist eine Fortsetzung zu unserem Buch Lebens(t)raum Chur. Sie soll Menschen zusammenbringen, die sich für Chur interessieren. Kritiker, Macher, Träumer, Heimwehchurer, Zugezogene und andere. Der Abend soll verschiedene Blickwinkel aufzeigen und zu Gesprächen, neuen Ideen und Gedanken anregen», so Karin Hobi-Pertl.
Über 50 Interessierte, Freunde der Bündner Hauptstadt und solche, die ihre Träume, Hoffnungen und Pläne in Chur bereits realisieren durften, fanden sich ein und genossen den Abend unter der Leitung und Moderation von Thomas Hobi und der musikalischen Umrahmung von Astrid Alexandre.
Was zu Beginn etwas holprig, gar zurückhaltend seinen Anfang genommen hatte, endete in einer interessanten, teilweise hitzigen Diskussion mit einer Prise Galgenhumor darüber, wohin Chur in Zukunft schreiten soll und wird.
Fragen darüber, wer wirklich seinen Traum lebt, ob Neid und Eifersucht die Treiber unserer Gesellschaft und schliesslich unserer Wirtschaft sind und ob die Älteren unter uns die freie Narrenfreiheit geniessen, bewegten nicht nur die geladenen Diskussions-Gäste, sondern fanden auch sichtlich Anerkennung im Publikum. Während die Einen eher wortkarg und leise Red und Antwort standen, schienen andere wie Martin Bundi – der etwas andere Treuhänder, Ivo «FiFi» Frei – der sich selbst als «Pünktlischiesser» bezeichnet und Lilly Bardill – die 1945 das Kino in Chur als Top-Highlight der Stadt empfunden hat, mit viel Engagement und Herzblut daran interessiert, aus Chur eine attraktive Zukunftsstadt zu gestalten – so wie anno dazumal.
GRHeute mischte sich unters Publikum und hielt schliesslich einige Statements der geladenen Diskussionsgäste fest, die wir euch keineswegs vorenthalten wollen. Statements, die zum Nachdenken anregen, die für die Zukunftsmacher unserer Stadt ein Hinweis auf das Chur von morgen liefern sollen. Martin Bundi zu Lilly Bardill: «Das Gute an der heutigen Zeit ist, wenn du heute ins Churer Kino gehst, triffst du immer noch dasselbe an, wie im Jahr 1945!»Ivo «FiFi» Frei: «Wie der Föhn in Chur, gehört auch der Neid dazu», über die Zukunftsfähigkeit von neuen Ideen und Visionen, die mit einer gesunden Mischung aus Vernunft und Verrücktheit einhergehen und wie diese bei der einheimischen Bevölkerung ankommen.
Urs Marti in Bezug auf die Einreichung von neuen Ideen bei der Stadt Chur: «Wer einen Namen hat oder sich einen Namen gemacht hat, erhält auch Mal schneller ein Ja!»
Der Abend hat schliesslich gezeigt: Ideen, Visionen und Träume, sowie Gesprächsstoff wären reichlich vorhanden, doch oftmals scheitern sie, weil unsere Gesellschaft noch nicht bereit dazu ist, einen Schritt über die Grenzen hinauszuwagen. Das katalogisierte Schubladendenken und die konservative Schüchternheit,lassen uns manchmal an Ort und Stelle treten. Vielleicht täten unserer Stadt ein Hauch frischer Wind oder eine Handvoll kreative, mutige Quer- und Andersdenker ganz gut – solche wie Lilly Bardill, Martin Bundi oder Ivo «FiFi» Frei.
(Bilder: Flurin Bergamin)