Dieses Wochenende fand in St. Moritz der Polo World Cup statt. Einmal mehr wagte sich auch die Redaktion von RTL «Exclusiv Weekend» ins Getümmel und filmte Pelzträgerinnen beim Cüpli-Trinken.
Das Poloturnier von St. Moritz ist für die Superreichen wie der 1. Mai für die Gewerkschaften. Wer es nach St. Moritz geschafft hat, der verdient es auch, mindestens einmal im Leben für RTL «Exclusiv Weekend» gefilmt zu werden. Dieses Mal hat es eine italienische Marquise geschafft, ihr Name tut im Prinzip nichts zur Sache und ist nach einer Viertel Stunde schon wieder vergessen. Aber ihr Pelzmantel! Und ihre Klunker an Ohren, Hals und Händen. Gefragt, wie teuer sie im Schnee herumläuft, antwortete sie: «Wir sprechen hier von gut 500 000 Franken.» Sie hat, wie Normalos auch, viel zu viel Kleider und viel zu viel Schmuck nach St. Moritz mitgenommen, aber: «Es ist immer gut, wenn man Auswahl hat.» Die Auswahl stellt sie zu Hause selbst zusammen, gepackt wird von einer Gouvernante, die es in den Ferien auch wieder auspackt. «Ich packe nie selbst», lacht sie in die Kameras.
Eieieiei. Aber bevor hier der Gedanke nach Neid aufkommt: Nein. Nicht wirklich. Der Preis dafür – dicke Lippen für die Frauen, dickes Portemonnaie für die Männer – ist dann doch zu hoch. Und dann das belächelt werden derer, die keine Ahnung von diesem Lifestyle haben. Never ever. Wenn Neid, dann höchstens auf die schönen Häuser mit Disco-Hallenbad und einer Küche für die Bediensteten – von der, die in «Exclusiv Weekend» gezeigt wurde, hätte man in Downton Abbey nur träumen können. Überhaupt wünschte man sich beim Anblick der Poloturnier-Klientel Mäuschen, wie es sie auf Downton Abbey eben gibt: Immer wieder mal der Blick in die unteren Kasten.
Für Society-Kenner übrigens sehr, sehr bitter: Jürg Marquard und seine Raquel kamen nur kurz vor. Sie durften auch gar nichts sagen. Dafür aber Raquels Tochter Bianca Gubser, deren Mann, so erfährt man, in der neuen Galerie von Heidi Klums Lover Vito irgendwie Kunst kaufte. Heidi Klum war auch zu sehen, an der Seite ihres Vito, aber sie hielt ihre Handtasche dermassen demonstrativ vor den Kopf, dass man sogar als Society-geiler Reporter merken durfte, dass sie wirklich rein gar nichts sagen will. Aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht weil der Reporter ihr danach das Foto verweigerte?
Wer als wandelndes Pelzmonster durch den Schnee stapft, seinem Chinchilla einen Rollkragenpullover von Chanel (Kostenpunkt: 3000 Franken) anzieht, der muss das Shitstörmli nicht wundern. So geschehen auf Twitter, wo sich ein paar ziemlich, äh, despektierlich über die «Snowciety» äusserten.
Dekadenz in Reinkultur #Poloturnier #St.Moritz
Wenn selbst Hunde teuren Pelz tragen müssen und im Chaneltäschli herumgetragen werden…— Rillana64 (@rillana64) 14. Februar 2016
5 Minuten «Exclusiv» auf RTL gesehen. Napalm auf St. Moritz. Jetzt. — Silvereisen™ (@silvereisen) 14. Februar 2016
#exclusivweekend
Ich kann es mir nicht mal leisten das Wort «St. Moritz» auszusprechen.— toulouse81677 (@toulouse81677) 14. Februar 2016
Zum Glück brachte uns Alessandro Della Vedova, Gemeindepräsident von Poschiavo, auf den Boden der Wirklichkeit zurück.
Wer sagt, dass Graubünden teuer ist? Gute Pizza Margherita mit Kübel nur Fr. 18.20. Restaurant Sonne in St. Moritz! pic.twitter.com/mK6loUJVNi — A. della Vedova (@AdVedova) 13. Februar 2016
PS: Bei Glanz und Gloria fand das Poloturnier nicht statt.
(Bild: Screenshot RTL)