Saisonrückblick: Rätia Volley mit lachendem und weinendem Auge

 

Rätia Volley hat die Saison mit einer unerwarteten Auswärtsniederlage abgeschlossen. In einer Kehrauspartie unterlagen die Rätierinnen in der 18. Runde der 1. Liga-Meisterschaft der Frauen dem Absteiger VBC Kanti Baden zwar mit 2:3 Sätzen, bleiben aber dank eines gewonnenen Punktes trotzdem Tabellenvierte. Die Saisonbilanz von Rätia Volley fällt insgesamt sicher positiv aus, auch wenn eigentlich durchaus noch mehr drin gelegen wäre.

Das von Evelyn Hösli und Pascal Kessler trainierte und gecoachte Team überzeugte von Saisonbeginn an mit guten Leistungen und hatte das ursprüngliche Saisonziel, die Wahrung des Ligaerhalts und eine Platzierung im Mittelfeld, praktisch schon nach der Vorrunde sicher gestellt. Vielleicht hätte man die Erwartungen zu dem Zeitpunkt aber doch etwas nach oben schrauben müssen, um das Team zu motivieren, ohne es übermässig unter Druck zu setzen. Zumindest das Coaching hätte diese taktische Massnahme in der entscheidenden Phase sicher vereinfacht.

Die Rätierinnen begannen die Saison mit einem Paukenschlag, fegten sie doch im Auftaktspiel den grossen Favoriten VBC Züri Unterland mit 3:0-Sätzen vom Platz. Und in der Rückrunde errangen sie unter anderem auswärts gegen den VBC Einsiedeln, den sie schon in der Vorrunde bezwungen hatten, einen beeindruckenden 3:1-Sieg. Einige wirklich unnötige Punktverluste verhinderten dann aber eine Sensation, das heisst die Qualifikation von Rätia Volley für die Aufstiegs-Playoffs in die NLB. Zwölf Siegen stehen nur sechs Niederlagen gegenüber, und von den 36 Punkten erkämpften sich die Bündnerinnen 19 in der Vorrunde und 17 in der Rückrunde.

Fortschritte in allen Bereichen

Nach dem Trainerwechsel war man gespannt, wie sich Rätia Volley wohl in dieser Saison unter der neuen Führung schlagen würde. Man wurde durchaus positiv überrascht, denn nicht nur das Team als solches vermochte weitgehend zu überzeugen, sondern alle Spielerinnen machten gegenüber dem Vorjahr einen Schritt vorwärts.

Volley2Wenn die Serviceabnahmen funktionierten und die Passeuse alle Möglichkeiten hatte, die Bälle zu verteilen, waren die Rätierinnen im Angriff kaum zu stoppen. Waren die Abnahmen ungenau, verlor das Angriffsspiel aber sofort an Druck und Variabilität. Auch in der Blockabwehr und in der Feldverteidigung waren die Fortschritte unübersehbar. Oft setzten sie die gegnerischen Teams zudem mit harten und präzisen Anschlägen unter Druck.

Alles in allem spielte Rätia Volley vor allem viel befreiter auf als im Vorjahr.

Eine grosse Schwäche war aber die fehlende Konstanz. Man passte sich gerne der Spielweise schwächerer Gegner an und verlor so unnötigerweise Punkte. Man war aber auch jederzeit fähig, sich gegen Spitzenteams zu steigern und gewann gegen diese in 10 Spielen immerhin 16 Punkte.

Eine Einzelkritik würde der zumeist überzeugenden Teamleistung nicht gerecht werden. Zweifellos grossen Einfluss hatten aber routiniertere Spielerinnen wie Laura Pargätzi, Nicole Meisser, Ursina Thöny und die amerikanische Verstärkung Sage Martinson, die als Passeuse und als Teamplayerin einmal mehr ein sicherer Wert war. Positiv überrascht und so viel Druck auf die arrivierten Kräfte ausgeübt haben auch Lara Cortesi, Daniela Spitz, Andrea Spitz und Sandra Spitz sowie die Nachwuchstalente Melanie Gruber, Nina Gallmann, Michelle Degiacomi und Jelena Gruber. Kaum zum Einsatz kamen aus verschiedenen Gründen Melanie Flisch und Leutrina Shaqiri.

Was bringt die Zukunft?

Letztes Ziel von Rätia Volley dürfte in dieser Saison die Verteidigung des Titels im Bündner Volleyball-Cup sein. Da auch das Nachwuchsteam in der 2. Liga der Frauen eine gute Figur macht und in der vorderen Tabellenhälfte platziert ist, muss man sich um die Zukunft des Auswahlteams eigentlich keine allzu grossen Sorgen machen. Verbessert werden sollte aber die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsvereinen, welche die Basis bilden und die Spielerinnen für Rätia Volley abstellen.

 

 

(Bilder: Thomas Gruber)