Ein Jahr vor der WM: Die Schweizer formieren sich

Der Montagskommentar auf GRHeute.

Noch genau ein Jahr bis zu den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2017 in St. Moritz: Der Super-G-Sieg von Carlo Janka von gestern auf der Olympiapiste 2018 im koreanischen Jeongseon hat den Countdown für das Sport-Highlight des nächsten Winters endgültig eingeläutet.

Noch im letzten Herbst sahen die Schweizer Aussichten für die Heim-WM düster aus, vor allem beim vermeintlich starken Geschlecht. Die Verletzungshexe nistete sich schon im Sommer 2015 bei den Skigenossen ein und ist auch heute noch ein Stammgast im Schweizer Lager – vor allem aus Bündner Sicht: Zuletzt mussten Sandro Viletta und Marc Berthod die Saison verletzungsbedingt an den Nagel hängen. Von den Verletzungen der beiden Speed-Asse Beat Feuz und Patrick Küng ganz zu schweigen. Und dann ist da Carlo Janka, dessen lädierter Rücken seit Monaten kaum Trainings erlaubt.

Die Hoffnungen der Schweizer sind zwar fragil, aber sie sind in den letzten Wochen deutlich zum Leben erwacht: Derweil Feuz in diesem Jahr ein fulminantes Comeback feierte und gesund zweifellos zu den schnellsten Speed-Spezialisten gehört, hat der Obersaxner Carlo Janka die ganze Saison die Fahne für das Schweizer Männer-Team hochgehalten. Janka ist diesen Winter insgesamt schon neun Mal in die Top 10 gefahren, darunter in fünf der acht Abfahrten. Und wer dermassen regelmässig in diese Elite fährt, kann jederzeit auch den Sprung aufs Podest oder ganz an die Spitze schaffen – bisher reichte es Janka mit dem 3. Platz bei der Abfahrt in Kitzbühel im vielleicht wichtigsten Rennen der Saison aufs Stockerl. Die fast gleiche Saisonbilanz weist Janka auch im Super-G auf, wo der Bündner in fünf Rennen drei Top-10-Platzierungen und am Sonntagmorgen den Sieg herausfuhr. 

Die Schweizer Ski-Fans dürfen optimistisch sein: Mit Janka und Feuz haben wir – bleiben sie denn gesund – in den Speed-Disziplinen zwei ganz heisse Eisen im Feuer. Dazu kommen der Rückkehrer Patrick Küng und vielleicht auch ein gesunder Sandro Viletta, der nach zwei schwachen Saisons seit dem Kombinations-Olympiasieg 2014 an seiner Heim-WM nochmals gross auftrumpfen will. Und mit Marc Gisin (und dem in Südkorea überraschenden Samnauner Thomas Tumler) gibt’s auch den einen oder andern Fahrer aus der zweiten Garde, für die eine Steigerung nicht unmöglich scheint. Wenn jetzt auch noch der Bündner Gino Caviezel im Riesenslalom (zusammen mit Justin Murisier) bis nächsten Winter einen Schritt nach vorne schafft – wie auch Daniel Yule im Slalom – dann sollte die Schweizer Mannschaft mit dem Heimbonus auch überall mitfahren können. In den Speed-Disziplinen haben sie reelle Chancen, vor eigenem Publikum die eine oder andere Medaille zu holen.

Ein noch besseres Bild geben die Schweizer Frauen ab. Das Kader ist zwar auch dünn, weist aber reichlich Star-Power auf: Lara Gut, die sicher in vier Disziplinen Medaillenchancen hat, dann aber auch Corinne und Fabienne Suter in den Speed-Disziplinen sowie Wendy Holdener und Michelle Gisin im Slalom sind starke Trümpfe. Für einmal sind es nicht die Bündner Athletinnen, die im Frühling 2017 die Kastanien für das Schweizer Team aus dem Feuer holen müssen.

Fazit: Liebe Schweizer Ski-Männer: Bleibt gesund, werdet gesund und folgt dem Pfad der Frauen! Wir freuen uns jetzt schon auf ein spektakuläres Ski-Fest in St. Moritz. Einen ersten Vorgeschmack, die Hauptprobe, gibt es zwischen dem 16.-20. März beim Weltcup-Finale im Oberengadin.

 

(Bild: EQ Images/Wolfgang Greblen)