«Kahlschlag» bei der Somedia

Dem Medienverlag der «Südostschweiz» gehts offenbar nicht gut: Letzten Dienstag wurden an einer Mitarbeiterinformation der Somedia einschneidende Sparmassnahmen bekannt gegeben.

Gemäss mehreren, voneinander unabhängigen Quellen baut die Somedia per sofort mindestens 10-15 Stellen ab, zum Grossteil in den Zeitungsredaktionen. Umgesetzt wird der Stellenabbau mit zwangsweisen Reduktionen der Arbeitspensen, Umbesetzungen und Entlassungen, teils als Frühpensionierungen ‚getarnt‘.

«Es ist ein echter Kahlschlag», bilanziert ein nicht direkt involvierter Insider, der ungenannt bleiben will, gegenüber GRHeute. Grund für den Abbau seien zu hohe Personalkosten und der schwache Geschäftsgang ihres Flaggschiffs «Die Südostschweiz», das 2015 offenbar mehrere Tausend Abonnenten verloren hat. Übrigens auf Kosten des Bündner Tagblatts, das mit seiner regionaleren Ausrichtung einen Teil der verlorenen Leser wenigstens in der Firma halten konnte. Aber es kommt noch dicker: Gemäss unbestätigten Gerüchten soll der Südostschweizer Regionalteil in der Schweiz am Sonntag gestrichen werden.

Vielerorts wird dem «neuen» Design der «Südostschweiz» eine Teilschuld an der Misere gegeben, das durch die Bild- und Farblastigkeit und dem verdünnten Inhalt viele Stammleser vergrault habe. Im Herbst 2015 wurde der bisherige Südostschweiz-Chefredaktor David Sieber intern durch Martina Fehr ersetzt. Vor Weihnachten wurde ihr mit Thomas Senn ein Co-Chefredaktor zur Seite gestellt, um das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Bereits in den letzten Jahren hatte die Somedia die Belegschaft reduziert: 2012 wies die Somedia Mediengruppe noch 938 Mitarbeitende auf. 2013 wurden 15 Stellen abgebaut, 2014 gar 32. Die Zahlen 2015 dürften im Juni erscheinen, der Stellenabbau in diesen Tagen dürfte den negativen Trend auch 2016 fortsetzen. In den Jahren 2012-2014 schrieb die Somedia übrigens 5,3 Millionen Franken Gewinn. Dazu baute die Firma in Chur-West für über 30 Millionen Franken ein neues Medienhaus.

Die Stimmung innerhalb des Betriebs sei deshalb gemäss mehreren Quellen miserabel, ausser der allgemeinen Information am letzten Dienstag sei nichts kommuniziert worden, kaum einer wisse, wer alles betroffen sei, viele – vor allem ältere – Arbeitnehmende hätten Angst, «die nächsten an der Reihe zu sein».

Somedia-CEO Andrea Masüger war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. GRHeute bleibt dran.

 

(Bild: Google Streetview)