Das letzte Stündchen hat geschlagen

Wo einst am Haupteingang zum Globus am Churer Bahnhofsplatz überdimensionale Werbeplakate des Warenhausgiganten Leute von nah und fern begrüsst haben, sind Mitte Januar 2016 die Lichter für immer ausgegangen. Mit bis zu 70% Rabatt auf das ganze Sortiment herrschte in den letzten Wochen, Tagen und Stunden Totalausverkauf. Folglich wimmelte es nur so von kauflustigen Kunden und ehrgeizigen Schnäppchenjägern.

Bye-Bye Globus! Die 100-jährige Erfolgsgeschichte einer Warenhauskette hat in Chur endgültig sein Ende genommen. «Die Qual der reizenden Auswahl» – mit diesem Slogan warb die Churer Globus-Filiale für edle Spitzen-Dessous noch für die Silvesternacht. Zwei Wochen später ist von dieser Auswahl keine Spur mehr zu sehen. Jedoch hat die Qual erst begonnen: für Weinliebhaber, Feinschmecker und solche, die am Eingang der Coco Chanel Duftnote zu den angesagten Michael Kors Designerbags, den exquisiten Modelabels und Einrichtungsdekors gefolgt sind. Die Schaufenster entlang der Bahnhofstrasse stehen wie im Winterschlaf am Strassenrand, vom einstigen regen Treiben zeugen einzig ein stehengelassenes «Geschlossen-Plakat» und dunkle Eingangshallen.

Globus

Doch was nun? Fest steht, dass das 39 Millionen Franken schwere Neubauprojekt «Capricorn», unter der Leitung des Churer Architekturbüros Giubbini und der Generalunternehmung Priora AG, in diesem Jahr seinen Anfang nehmen wird. Unklar ist jedoch, wann der Spatenstich für die Realisation des neuen Gebäudekomplexes, welches Läden, Wohnungen und Büros beinhalten wird, an diesem historischen Ort erfolgt. Denn bis heute liegt noch kein Baugesuch beziehungsweise Abbruchgesuch bei der Stadt Chur vor. Laut Mediensprecher des Bauherren AXA Winterthur kann bis zum heutigen Tag noch kein Baustart prognostiziert werden. Ein Bauvorhaben dieser Grösse an einer solch prominenten Lage, stelle ein komplexes Vorhaben dar und die umfassende Planungs- und Konzeptionsphase beanspruche mehr Zeit als ursprünglich vorgesehen.

Recherchen und Passantenbefragungen zufolge hält sich die Vorfreude über das neue Bauvorhaben aber in Grenzen. Fragen über die Attraktivität und Repräsentanz unserer Stadt Touristen und Einheimischen gegenüber, Unklarheiten über die Nutzung der leer stehenden Räumlichkeiten bis zum Tag des Abbruchs und Ängste, wer darüber am meisten Profit schlägt bzw. wer die grossen Verlierer sind, schlummern im Unterbewusstsein der Churer Bevölkerung.

Klar ist: Auf Fragen werden Taten folgen. Jedenfalls sorgt der Abbruch und Neubau am Eingang zur ältesten Stadt der Schweiz regional für sehr viel Gesprächsstoff und wird während der Bauphase sicherlich die einen oder anderen Schaulustigen anziehen.

 

(Bilder: GRHeute)