Am vorletzten Freitag startete die erste Mannschaft von Chur 97 mit dem Kick-off in die Vorbereitung auf die Rückrunde, die anfangs April mit dem Heimspiel gegen den FC Rorschach beginnen wird.
Der Ort des Geschehens war symbolträchtig, stiegen Staff und Spieler doch die steile und enge Wendeltreppe hinauf in die Turmstube der St. Martinskirche, um etwas Höhenluft zu schnuppern und die einzigartige Aussicht auf die Stadt Chur zu geniessen. Schliesslich hat sich auch Chur 97 im Fussball mit dem angestrebten Aufstieg in die interregionale 2. Liga ein hohes Ziel gesetzt. Und auch dieser Weg wird steil und steinig sein, denn wie schon in der Vorrunde werden die übrigen Teams fast ausnahmslos wieder alles daran setzen, dem Favoriten mit destruktiver Spielweise und allen erlaubten und allenfalls auch unerlaubten Mitteln ein Bein zu stellen oder zumindest das Leben schwer zu machen.
Um die Rückrunde erfolgreich gestalten und die angestrebten Ziele realisieren zu können, stehen in den elf Wochen bis zum Saisonauftakt über vierzig harte und intensive Trainings, das Trainingslager in Spanien sowie vier Test- und zwei Cupspiele auf dem Programm.
GRHeute wird Chur 97 auf seinem langen und beschwerlichen Weg zurück an die Sonne hautnah begleiten und regelmässig über den Stand der Dinge berichten. Starten wird die Berichterstattung mit einem Interview, das Cheftrainer Thomas Waser GRHeute kürzlich gewährt hat.
Thomas Waser, herzlichen Dank für die Zeit und Mühe, die Du Dir für das Interview mit GRHeute genommen hast. Wie sieht das Kader des Fanionteams von Chur 97 für die Rückrunde aus? Was hat sich seit Anfang Saison bzw. seit dem Ende der Vorrunde verändert?
Wir haben ein Kader, das folgende 21 Spieler umfasst: Marko Zuvic; Cyril Joos, Sascha Meier, Aljaz Kavcic, Nico Gruber, Hanad Beso, Michael Caluori, Samir Limani; Mauro Da Silva, Roman Demarmels, Stefan Elmer, Enes Salihagic, Rafael Machado Gomes, Matej Schwendt, Rahulan Sivalingam; Valerio Plozza, Chef Eric Tia, Nicolò Pola, Carlo Bearth und Alessandro Giacomelli. Letzterer befindet sich nach einer längeren Verletzungspause und einer Operation nun wieder im Aufbautraining. Im Moment sieht es gut aus, aber wir müssen von Woche zu Woche schauen. Tendenziell wird er aber in der Rückrunde über eine Joker-Rolle nicht hinauskommen.
Mit Carlo Bearth von der US Schleuin Ilanz hat der Sturm eindeutig an Substanz und Torgefährlichkeit gewonnen. Von den U-20 des FC Wil ist der 21-jährige Rahulan Sivalingam zu uns gestossen. Weiterhin dabei ist auch Roman Demarmels, der Umfang ist aber noch offen. Der Leistungssport ist derzeit mit seinem Sportlehrerstudium in Magglingen nur schwer vereinbar, weil er so nicht die geforderte Leistung abrufen kann. Aber wir bleiben diesbezüglich im Dialog.
Leider müssen wir in der Rückrunde auf Captain Rinaldo Ryffel verzichten, der in London ein Praktikum absolviert. Er wird im Sommer aber voraussichtlich wieder zurückkehren. Noch ist offen, wer ihn auf dem Posten des zweiten Torhüters ersetzen wird. Aktuell trainiert Giacomo Savioni, der von den U-18 des FC St. Gallen gekommen ist, mit uns.
Aber auch die beiden Torhüter unserer U-20, Nicola Hartmann und Loris Brasser, haben die Chance auf diesen Posten. Kurzum soll ganz einfach der motivierteste der drei Nachwuchstalente den Aufstieg in die 1. Mannschaft schaffen, wobei wir darauf achten werden, dass er trotzdem zu genügend Spielpraxis kommen wird. Aus unterschiedlichen Gründen definitiv nicht mehr dabei sein werden Blerim Ibrahimi, Walter Bürkli, Yusuf Akyer, Nico Hofer und Remo Zanolari.
Fazit: Das Kader hat deutlich an Substanz und Breite gewonnen.
Wie sieht die Vorbereitung im Detail aus?
In den ersten zwei Wochen absolvieren wir gemeinsam mit den Spielern des FC Thusis-Cazis am Montag, Mittwoch und Freitag 6 Trainingseinheiten in Cazis bei Swiss Olympic Fitness- und Konditionstrainer Hanspeter Stricker. Ab der dritten Woche steht nur noch am Montag Konditionstraining auf dem Programm, während wir am Dienstag und am Donnerstag auf dem Kunstrasen in Domat/Ems trainieren werden. Am Wochenende finden als Ergänzung dann noch die Testspiele statt, wobei das erste auf Bündner Boden am letzten Sonntag im Februar um 14 Uhr in Domat/Ems gegen den FC Thusis-Cazis angesetzt ist.
Fazit: Das Programm ist zwar happig, aber sehr abwechslungsreich und ausgewogen.
Was hat sich beim Staff getan? Hast Du wirklich einen neuen Co-Trainer?
Ja, so ist es. Mit dem 26-jährigen Ivan Quintans, der von Balzers zu Chur 97 gestossen ist, habe ich endlich den langersehnten «vollamtlichen» Co-Trainer erhalten. Er war als Spieler sowohl beim USV Eschen-Mauren als auch beim FC Balzers in der 1. Liga am Ball und hat sich im März 2015 beim EM-Qualifikationsspiel der Liechtensteinischen Fussball-Nationalmannschaft gegen Österreich eine schwere Knieverletzung zugezogen. Er hofft zwar auf ein Comeback als Spieler, konzentriert sich momentan aber voll und ganz auf die neue Aufgabe als Co-Trainer. Er wird gewisse Trainingssequenzen übernehmen und seine Erfahrungen aus der 1. Liga und der Nationalmannschaft einbringen. Ich spreche natürlich alle Bereiche mit ihm ab, genauso wie auch mit Cyril Joos, welcher der verlängerte Arm auf dem Platz ist. Cyril hat als bisheriger Co-Trainer ebenfalls vorzügliche Arbeit geleistet, war für mich vor allem in den Trainings aber nur bedingt eine Hilfe, zumal er ja auch selbst immer hat mittrainieren müssen.
Als Physiotherapeut steht mir weiterhin Lars Tänzer zur Seite, während Alice Schmid die Muskeln unserer Spieler knetet und Romano Cabalzar die Torhüter trainiert, wobei er einen super Job macht.
Fazit: Am Coaching und an der Betreuung sollte es nicht fehlen.
Was versprichst Du Dir vom Trainingslager vom 9. bis 13. März, das gemeinsam mit der U-20 wie im Vorjahr in Valencia stattfindet?
Wir wollen dadurch als Verein näher zusammenrücken und in engerem Kontakt zu unserer U-20 stehen. Denn die Nachwuchsspieler sollen spüren, dass wir auch sie auf dem Radar haben. Enes Salihagic beispielsweise, der nun fix zu unserem Kader gehört, hat ja bereits bewiesen, dass der Weg zu uns möglich ist. Genauso ist aber auch der umgekehrte Weg gangbar, das heisst alle Akteure, die jeweils nicht im Kader der 1. Mannschaft stehen, sind grundsätzlich in der U-20 vorgesehen.
Wir werden daher im Trainingslager zweifellos auch ein internes Testspiel absolvieren. Langfristig soll die U-20 nämlich der Unterbau sein, aus dem möglichst regelmässig Spieler den Weg ins Fanionteam finden und den Aufstieg dann auch schaffen sollen.
Fazit: Tönt vielversprechend, muss in der Praxis aber auch umgesetzt werden.
Kommentar: Aufgrund all dieser Aussagen und Fakten kann man zuversichtlich sein, was die absehbare Zukunft von Chur 97 anbelangt. Die sportliche Basis ist mit einer erfolgreichen Vorrunde und fünf Punkten Vorsprung auf den nächsten Verfolger gelegt. Zudem weist das Team von Thomas Waser zweifellos Potential auf. Trotzdem ist der sofortige Wiederaufstieg kein Selbstläufer, sondern muss durch harte und seriöse Arbeit verdient werden. Wichtig wird sein, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und nicht in Hektik zu verfallen, wenn es zwischendurch einmal nicht optimal laufen sollte. Wenn sich Chur 97 nicht selbst im Weg steht, sollte eigentlich nichts mehr schief gehen.
(Bilder: Facebook Chur97/Thomas Waser)