Valérie Favre Accola: Ja zur besten Sanierungslösung

Nach 35 Jahre Betrieb muss die wichtige Strassenverbindung zwischen dem Tessin und der restlichen Schweiz saniert werden. Wie wir das tun, hat weitreichende Konsequenzen. Bundesrat und Parlament haben über mehrere Jahre verschiedene Varianten geprüft. Sie sind zum klaren Schluss gekommen, dass der Gotthard-Strassentunnel mit einer zweiten Röhre saniert werden soll. Sie haben so entschieden, weil dies die mit Abstand beste Variante ist. Und sie haben so entschieden, weil die Alternativen für eine Sanierung völlig ungenügend, zu teuer und in keiner Weise nachhaltig sind. Es sind drei Hauptgründe, die eindeutig für den Bau einer zweiten Röhre sprechen.  Erstens: Die Sicherheit im Strassenverkehr. Zweitens: Die gesicherte Verbindung für unsere Schweizer Unternehmen unter sich und mit dem wichtigen Handelspartner Italien. Und drittens: Sinnvolle Investitionen in eine Sanierung, die auch für kommende Generationen noch Mehrwert schafft und funktioniert.

Aus einem gefährlichen und langen Tunnel im Gegenverkehr kann mit einer zweiten Röhre ein sicheres Verkehrssystem gemacht werden. Frontalkollisionen haben im Gotthard bereits 18 Menschenleben gefordert. Diese Unfallursache könnte künftig praktisch ausgeschlossen werden. Dank einem neu vorhandenen Pannenstreifen kommen die Einsatzkräfte einfacher und schneller zur Unfallstelle. Und da langjährige Sperrungen des Tunnels mit einer zweiten Röhre verhindert werden können, entfällt der gefährliche Umwegverkehr über die Alpenpässe in Graubünden und im Wallis.

Graubünden erträgt keinen zusätzlichen Umwegverkehr

Der Umweg-Verkehr gehört nicht auf den San Bernardino und unsere Kantonsstrassen. Die San Bernardino-Route ist von der Strassenführung und dem Gefälle her nicht geeignet, den Schwertransport in grossen Mengen als Ausweichroute aufzunehmen – man rechnet mit zusätzlich etwa 20’000 LKW pro Jahr. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass bei grossem Verkehrsaufkommen die Personenwagen von der A13 auf die Kantonsstrasse ausweichen. Für die Einwohner der Region bedeutet dies längere Fahr- und Wartezeiten auf beiden Strecken. Zudem ist ein Durchkommen für Ambulanz und Feuerwehr bei einem Unfall oder Brandfall fast nicht möglich, wenn nicht gar unmöglich. Sichere und schneefreie Strassen sind heute selbstverständlich und werden immer und überall gefordert. Wie umständlich die Schneeräumung auf einer Tag und Nacht stark befahrenen Strecke ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Heute kennen wir diese Situation nur in Ausnahmefällen. Sollte die zweite Röhre jedoch nicht gebaut werden, könnte dies während der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels, je nach Bauzeit, 3 – 6 Jahre lang ein Dauerzustand sein. Bei solchen Aussichten ist die Lebensqualität der Bevölkerung in dieser Region massiv beeinträchtigt. Schon heute haben die Randregionen mit der Abwanderung zu kämpfen. Wenn das Verkehrsaufkommen so gross wird, dass die Kinder zur Schule begleitet werden müssen, wird sich manche Familie überlegen, direkt zum Arbeitsort im Churer Rheintal zu zügeln. Möchten Sie bei solchen Bedingungen beispielsweise im Schams  oder im Misox wohnen?

Der Tourismus erlebt momentan eine schwierige Zeit. Wer von uns ist bereit, seine Ferien an einem Ort zu verbringen, wo der Strassen- oder Durchgangsverkehr bedeutend grösser ist als zu Hause? In den Ferienmonaten wäre nicht nur die San-Bernardino-Route betroffen. Ein Stau am Gotthard (Verladestationen) und am San Bernardino hätte schwerwiegende Folgen auch für Südbünden. Ein Ausweichen auf die Pässe Julier, Albula und Flüela wäre unumgänglich, um dann über den Maloja-, Bernina- oder Ofenpass in den Süden zu gelangen. Die Rückreise aus Österreich und Deutschland würde ebenfalls durch Südbünden führen. Wollen wir Graubünden, unseren Ferienkanton, wirklich zu einem «Durchreisekanton» werden lassen?

Der folgenschwere Brandunfall im 2001 und der Felssturz von 2006, wo die Gotthardachse für rund einen Monat gesperrt war, haben gezeigt, dass der San Bernardino als Alternativ-Route zum Gotthard im Vordergrund steht. Alle vierzig Jahre muss der Strassentunnel auch künftig saniert werden. Jede Generation steht damit mindestens einmal vor dieser Herausforderung. Deshalb braucht es die zweite Gotthardröhre!

Valérie Favre Accola, Davos, Parteisekretärin SVP Graubünden

 

(Bild: Yvonne Leonardi/EQ Images)