Am Stammtisch

Unser Wildmannli sitzt am Stammtisch mit Gian-Luzi und Marco. Wieder mal. Irgendwie so.

 

Marco: «Hast du gesehen, ein Goldschakal war in Graubünden!»
Gian-Luzi: «Ja, abgeknallt haben sie ihn! Als ob ein Jäger einen Fuchs nicht von einem Goldschakal unterscheiden könnte!»
Marco: «Jaja, ist schon verrückt, wie wir im Sandwich sind. Von der einen Seite strömen die Flüchtlinge ins Land, von der andern die Bären, Wölfe und Schakale. Als nächstes kommen die Geier, ich sag’s dir.“
Gian-Luzi:«Ist doch alles easy, was soll die Aufregung? Ich wittere da eher eine Chance. Stell dir vor, die Touris würden nach Graubünden statt nach Kanada in die Ferien fahren, um Wildtiere zu sehen. Das wäre doch was?»
Marco: «Ja, warum nicht. Lassen wir die wilden Tiere doch einfach einwandern und sich vermehren. Wir könnten uns dann ja auf dem Turm in Vals einsperren und Feldstecher-Sightseeing-Touren anbieten. Und die Bergbahnen könnte man auch ohne Schnee auslasten. Einfach ein paar Futtertröge – oder noch besser: ein paar dumme Schafe – entlang der Bahn postieren und man könnte das Gemetzel aus der Vogelperspektive mitverfolgen. Stell dir nur mal die spektakulären Bilder vor! Wenn sich das nicht verkaufen lässt, dann weiss ich auch nicht.»
Gian-Luzi:«Und unsere Touristiker wären auch nicht mehr so auf den Schnee angewiesen.»
Marco: «Ja, Luzi. Aber eigentlich war das ein Witz. Glaubst du ernsthaft, das reguliert sich alles auf wundersame Weise von selbst, wenn wir der Natur freien Lauf lassen? Sie ist ja schon gut, die Natur. Aber ich sag dir jetzt mal, was sie auch ist: Der Vater von Darwin, das ist sie! Ist eine ziemlich grausame Sache. Der Stärkere sagt, wo’s lang geht.»
Gian-Luzi:«Was redest du da für einen Quatsch?»
Marco: «Ach, vergiss es. Diese ganzen wilden Tieren in den Bergen, ist ja schön und gut, aber wenn sie uns zu nahe kommen, müssen sie ganz einfach weg. Bumm.»
Gian-Luzi:«Ja, ja, diese Platte kennen wir langsam, Marco.»
Marco: «Hast du eigentlich von diesem Sportförderungskonzept gehört?»
Gian-Luzi:«Nö, interessiert mich nicht.»
Marco: «Ist auch egal, ist alles irgendwie hinter den Kulissen. Ausser ein Fest, das soll es irgendwann mal für alle geben, das ist bei mir hängen geblieben.»
Gian-Luzi:«Dann ist es sicher ein gutes Konzept.»
Marco: «Letzte Woche war ich wieder mal in Chur. Hast du das gesehen?»
Gian-Luzi:«Was? War seit Ewigkeiten nicht mehr unten.»
Marco: «Die haben den Postplatz umgebaut. Da war letztes Jahr noch ein Kreisel, und heute ists eine Kreuzung. Ich also vom Migros Gäuggeli her da reingefahren und schon steh ich und vor und hinter mir Autos. Glaubst du, die hätten mich da reingelassen? Hab mich denn halt einfach trotzdem reingequetscht und bin quer auf der Gegenfahrbahn stehen geblieben. War mir auch egal, wenn die jetzt warten mussten und links und rechts die Hände verworfen wurde. Irgendwann hat mich dann doch jemand in die Strasse reingelassen. Die Frau hat mich so heftig mit den Händen reingewinkt, dass ich ihr den Finger zeigen wollte. Das hab ich dann aber nicht getan. So gestresst wie die Städter bin ich noch lange nicht.»
Gian-Luzi: «Ja, die können einem eigentlich leid tun in Chur. Da haben wir’s bei uns viel schöner.»
Wildmannli ist mit den Gedanken woanders, denkt an die Lauberhornabfahrt und nimmt sich vor, heute Abend fleissig in der Ski Challenge zu üben. Seine derzeitige Bestzeit: 2:36:80. Wichtig: Tempo aus dem Kernen-S und aus dem Silberhornsprung mitnehmen. Hopp Schwiiz!
(Bild: Pixabay)