Treue Leser wissen: Die Appenzeller sind ein spezielles Völkli. Sie sind die Rose im Miststock, der Fünfliber im Kuhfladen. Allerdings sind sie kein einig Volk von Appenzeller Brüdern, sondern getrennt in katholisch (Innerrhoden) und reformiert (Ausserrhoden).
Die Appenzeller indes lassen sich bis heute nicht in eine Schublade drängen. Und fremde Vögte sind ihnen noch mehr zuwider als fremde Fötzel. Darum beschlossen sie, als der julianische vom gregorianischen Kalender (den, nachdem sich der Rest der Welt orientiert) abgelöst wurde, ein kleines bisschen aufmüpfig zu bleiben und feierten weiterhin am 13. Januar Silvester. Den sogenannten alten Silvester.
Das Mekka dieser Widerstandsbewegung liegt in Urnäsch. Und so ziehen seit Jahrhunderten jeden 13. Januar im Jahr die Silvesterchläuse durch das kleine gallische Dorf am Fusse des Säntis. Die Silvesterchläuse singen ihren eigenen Singsang, der Einheimische nennt das «Zäuerlen». Es gibt schöne Chläuse in farbenfrohem Gewand und wunderschönen Hut-Kreationen auf dem Kopf. Und es gibt die wüsten Chläuse, deren Kleid aus Tannenästen gefertigt ist.
So oder so: Silvesterchläuse sehen und hören gehört auf jede Bucket List.
PS: Der 13. Januar ist auch ohne Gregor und Julius ein geschichtsträchtiger Tag für das Appenzell: Vor 608 Jahren erlitt der Bund ob dem See unter der Leitung der Appenzeller in der Schlacht von Bregenz eine Niederlage. Darauf hin konzentrierten sich die Kämpfe wieder auf die nächsten Nachbarn, die St. Galler. Wir erinnern uns: Rose im Miststock. Fünfliber im Kuhfladen.
(Bilder: Wikipedia)