Ein letzter Jahresrückblick: Die Bündner Musikszene 2015

Vieles ist letztes Jahr passiert in der Musikszene Graubünden. Die Überraschungsmomente waren gross, denn nicht nur die grosse Nummer aus Scharans hat sich mit einem Nummer-1-Album zurückgemeldet; im Flüchtlingskrisenjahr 2015 schaffte ausserdem ein Kind von türkischen Immigranten den sensationellen Charteinstieg und ein populärer Rapper wechselte die Gefilde. Doch alles schön der Reihe nach.

16.1.2015 Head Smashed – Feeding the Animal (Pop-Punk)
Zu Beginn des neuen Jahres erschien das Debütalbum einer Churer Band, welches ganz gross in allen Medien im Kanton abgehandelt wurde. Wie aus dem Nichts hatten sich die Jungs Moritz A. Vieli, Roman Wilhelm (Beide Ex-Kaleidoskop) und Patrik Däscher (Ex-Funkspruch) zusammengetan und ein mächtiges Punkrockfeuerwerk gezündet. Frisch und unkompliziert feierten sie eine Party, die insgesamt 12 Konzerte umfasste und 2016 weitergeht. Spannend.

12.2.2015 SEFS – 32 Bars (Rapvideo)
Im Februar setzte der eine Rapper von der Churer Crew UGR (Untergrund Royal) ein Statement zur aktuellen Lage in der Schweizer Hip-Hop-Szene. Interessant ist es vor allem im Ausblick auf das im nächsten Jahr erscheinende Debütalbum der Crew. Wir bleiben dran.

14.3.2015 Hot Spot – Cotton Candy Girl
Im März konnte man kaum eine Zeitung aufschlagen, beziehungsweise einen lokalen Sender schauen, ohne irgendwo auf die zwei sympathischen Jungs von Hot Spot zu stossen. Die Musiklegende Ervin Janz (11am, Bündnerflaisch, uvm.) und der Schauspieler Nicolas Schmid hatten sich formiert, um aller Welt zu beweisen, dass ein One-Hit-Wunder mehr Hits auf Lager hat als eben einen. Genüsslich fühlten wir uns in die grossen Zeiten von MTV zurückversetzt und kreischten diesem wahnsinnigen Ohrwurm mit voller Inbrunst mit. Den Jungs gelang es jede Vorstellung in der alten Postremise auszuverkaufen. Chapeau!
Hier der Hit.

Und hier die unglaublich witzige Dokumentation zum Schauspiel des Jahres mit grossen Namen wie Gimma, Sergio Greco, Stämpf, Carlo Lardi, uvm..

27.3.2015 Stef–Zitreis (Rap)
Der Churer Rapper setzte mit seinem Rapdebüt ein sattes Statement und verkaufte digital eine grosse Menge CDs. Mit illustren Gästen wie Chiccomill, Sandro Dietrich und auch Giganto ist dies ein cooles New-Ara-Rap-Album, das ein Reinhören verdient hat.
Hier die Videoauskoppelungen.

22.4.2015 Chris Bluemoon – Dunkelblau (Rap)
Was schreibt man über sein Album, wenn man es selbst beschreiben muss? Ich denke, mir ist da eine solide Storytelling-Rap-Platte gelungen mit guten Freunden wie Geesbeatz, SM, LIV, Lou Geniuz, Dominic Silva, Hans Nötig, Dj Babon und D-Beatz. Ein melancholisches Werk ist es geworden, welches 19 Tracks umfasste. Doch macht euch am besten selbst ein Bild davon.

29.5.2015 Insomnia Rain – Drowning (Rock)
Insomnia Rain brachte im Mai bereits das zweite Album, nach Black Dog (2013), auf den Markt. Die neue Besetzung rauschte über die Bühnen im In- und Ausland wie ein Tornado. Trotz der tollen Erlebnisse und den vielen Konzerten und stetig wachsender Fanbase haben die Thusner angekündigt, sich 2016 auszulösen. Hier für die Nostalgie die drei Videoauskopplungen.


15.6.2015 ALI, LCone, SAD – Inoue (Rap)
Lange hatte die Rapwelt Schweiz auf die erste richtige Veröffentlichung des Churers Ali Cetin gewartet. Mitte Jahr war es endlich soweit: Nach der Tour mit seinem Mentor Milchmaa, seiner EP «Gokus letschti Willa» (2013) und Aufruhr in der ganzen Szene, stand es endlich in den Läden: Inoue.

Das Talent bewies, dass er zusammen mit dem Produzenten SAD und seinem Homie aus Luzern LCone auch auf Albumlänge überzeugen kann. Somit nahm er allen Kritikern den Wind aus den Segeln, die ihn als faul betitelten und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Top 10! Ali ist somit in Graubünden aktuell der einzige Rapper, der grossen Namen wie Gimma, Breitbild, Milchmaa oder auch Sektion Kuchikäschtli in Sachen Erfolg die Stirn bieten kann. Wir sind gespannt, was nächstes Jahr aus seiner Küche serviert wird und gratulieren zum Überraschungsmoment des Jahres 2015!


18.9.2015 77 Bombay Street – Seven Mountains (Pop)
Geduld haben war angesagt bei den Fans der vier Buchli-Brüder aus Scharans. Lange musste die grosse Anhängerschaft der Band auf ein Nachfolgerwerk des 2012 erschienen Werks Oko Town warten. Doch wo 77 Bombay Street draufsteht, gilt der Grundsatz Qualität statt Quantität. Durch diese Mentalität und Leidenschaft für die Musik, verbunden mit der Bodenhaftigkeit der vier Jungs, entsteht grosse Musik. Es wäre einfach gewesen, halbjährlich ein halbgares Album oder eine Liveplatte zu releasen, um den Hype um die Pop-Rock-Kapelle finanziell optimal auszunutzen. Doch Matt, Esra, Simri und Joe sind aus anderem Holz geschnitzt. Nach der demokratischen Devise, dass nur das Beste auf die Platte kommt, erschien dann Seven Mountains im Herbst und schlug ein wie eine Bombe. Nicht selbstverständlich, aber bei den Bombay-Jungs fast schon Tradition, schoss das Album, welches in Australien aufgenommen wurde, direkt auf die 1. Diese Band hat mit drei Alben alles in Graubünden verändert und ist glücklicherweise am Erfolg nicht zerbrochen wie andere Künstler. Danke Jungs, wir sind stolz auf euch!

23.10.2015 Platzhirsch – Holz vor dr Hütta
Der Tausendsassa Gimma überraschte dieses Jahr spät, aber dafür omnipräsent. Der Beginn machte die Alphütte auf dem Churer Theaterplatz, organisiert von Fifi Frei und Sandro Peder vom Verein Khur.ch. Passend zu diesem üppig besuchten Event wurde ein Titeltrack produziert. Mit dabei bei diesem Après-Ski-Hit-Spektakel waren neben Gimma, die Produzenten Lou Geniuz und Sandro Dietrich, der Rocker Stämpf, Bündnerflaischsänger Sergio Greco,  Carlo Lardi von Plasma, die «Graubünda»-Sängerin Sandy Fetz, die beiden Mountain Rat Pack Mitglieder Hampa Rest und Guya, sowie eben Fifi Frei und Sandro Peder.

Richtig für Aufruhr sorgte die Ansage mit dem Track am Eurovision Songcontest teilnehmen zu wollen. Im Publikumsvoting schaffte es das Spassprojekt dann auch bis vor die Jury des SRFs, durfte dann aber nicht in die Liveshows einziehen. Alles halb so wild, der lustigste musikalische Moment in diesem Jahr gehört sicherlich diesem Video:

Der Grund, warum Gimma aber neben der ganzen Geschichte mit Platzhirsch, dem ESC und seinem Beef mit dem Geistlichen Vitus Huonder ständig überall präsent war, bildete seine Semiautobiografie «Hinter dera Maska isches dunkel». Diese Pionierleistung, bisher gibt es nämlich keine weiteren Biografien von Bündner Musikern, wurde mit breitflächigen medialen Kompagnen belohnt. So war im Herbst/Winter 2015 kaum ein Schweizer Medium nicht infiziert vom Gimma-Virus. Es kam einem ein bisschen so vor wie damals, als er mit «I gega d’Schwiiz»  im Mundartrap neue Massstäbe setzte. Gimma, immer wieder für eine Überraschung gut.

29.10.2015 Nguru – Wolfpack (Ska-Punk)
Die Skakönige sind zurück und das mit voller Wucht und viel Freude an der Musik. Die Churer Jungs gingen mit ihrer Ep Wolfpack erstmals nur den digitalen Verkaufsweg, was eine interessante Devise ist und inspiriert. Hier noch das Video, für diejenigen, die es verpasst haben.

6.11.2015 Red Queen – Kingless (Rock)
Die Hardrockband aus Chur, vor allem bekannt für ihre exzessiven Livespektakel, bannte erstmals ihre ganze Wucht auf einen Silberling. Ein brilliantes Werk im Stil der alten Guns n‘ Roses ist es geworden. Auf jeden Fall mal reinhören!

20.11.2015 DJ Mico – Bündnerstyle (Clubbing)
Wer kennt ihn nicht, diesen unglaublichen Ohrwurm? «Du bisch dr geilscht Kanton vor Welt…»  Das Video zum 2014er Hit veröffentlicht im Januar, zählt inzwischen fast 300’000 Views auf Youtube. Der Song von DJ Mico, Sandy Fetz und MC Tiramisu ist einfach nicht kaputt zu kriegen, so bestimmte er auch dieses Jahr die Clubbings und Volksfeste in Graubünden. Zuerst nur digital veröffentlicht, schob nun Dj Mico ein ganzes Album nach und die Party geht weiter.


Neue Musik wird’s 2016 von folgenden Künstlern geben: May Day, Breitbild, UGR, Head Smashed, ALI und vielen mehr. Man darf also gespannt sein!