Der Präsident des Bündner Skiverbandes, Gaudenz Bavier, ist nicht glücklich, wie die neuen Promotoren für Olympische Winterspiele 2026 in Graubünden vorgehen. GRHeute hat Bavier, für die Kandidatur 2022 noch in der vordersten Reihe der Befürworter, interviewt.
Gaudenz Bavier, Sie sind Präsident des Bündner Skiverbands und haben sich für die Olympischen Spiele 2022 eingesetzt, die dann vom Bündner Stimmvolk versenkt wurde. In einem Leserbrief haben Sie nun zwei der Olympia-Initianten 2026, Andreas Wieland und Reto Gurtner, kritisiert. Woran stören Sie sich?
Gerade Herrn Gurtner haben die Promotoren vor drei Jahren stark bearbeitet. Sie wollten ihn unbedingt in die letzte Kandidatur einbinden. Er hat sich damals am Konzept gestört. Dabei weiss man, dass Olympische Spiele letztlich nie ganz so ausgetragen werden, wie im Konzept dargestellt. Es hätte da auch noch Möglichkeiten gegeben, sich einzubringen. Damals haben Reto Gurtner und Andreas Wieland die Mitarbeit verweigert, obwohl die Promotoren ihnen klar machten, dass die Ausgangslage nie mehr so günstig sein würde. Ich störe mich einfach daran, dass jetzt – zweieinhalb Jahre später – die Wirtschaft kommt und sagt, sie nehmen die Sache in der Hand, sie könnten es besser. Das ist zumindest meine Wahrnehmung.
Heisst das, dass Sie jetzt gegen die Spiele in Graubünden sind?
Sicher nicht. Ich bin der Letzte, der unglücklich wäre, sollte Graubünden sie bekommen. Aber klar ist auch, dass die Rahmenbedingungen für die Spiele 2026 viel schlechter sind als beim letzten Mal. Wir haben ja beispielsweise damals schon gewusst, dass das Wallis wieder kandidieren wird.
Wie beurteilen Sie denn die bisherigen Arbeit der neuen Olympia-Crew?
Es ist noch nichts Konkretes da. Ich hätte zumindest ein Konzept erwartet, und nicht einfach, dass Andreas Wieland seine Mitarbeiter vorstellt. Es ist noch nicht viel gegangen. Jeder weiss, dass Olympische Spiele von der Machbarkeit her in Graubünden problemlos möglich wären. Aber man muss das Ganze konzeptionell durchdacht und strategisch geschickt angehen. Es handelt sich um eine grosse Mediengeschichte, da braucht es auch eine entsprechend professionelle Medienberatung.
Nein, aber es geht auch nicht um mich. Bisher ist von den Promotoren recht viel warme Luft gekommen. Man kann schon von Hightech-Spielen sprechen. Die Idee, digital aufzurüsten, ist sicher richtig. Letztlich braucht es aber immer auch den Sport und die Funktionäre. Ich bin bereit, meinen Beitrag zu leisten. Aber es ist schwierig, wenn die Verantwortlichen in ihrem stillen Kämmerlein vor sich hinwerkeln und den Sport – wie leider oft üblich – erst zuletzt einbeziehen. Das Ganze wirkt intransparent. Urs Winkler, Vizepräsident bei Swiss Olympic, wurde beispielsweise auch nicht angefragt. Dabei hätte man aus den Kampagnen der letzten Jahre doch etwas lernen müssen. Was denn? Dass nicht nur das Bündner Stimmvolk, sondern auch Swiss Olympic entscheidet, wer in der Schweiz den Zuschlag bekommt.
Die Signale deuten Richtung Wallis?
Man muss sehen, dass das Volk im Wallis – im Gegensatz zu den Bündnern – schon dreimal Ja gesagt hat zu Olympia. 2020 tragen sie in der Westschweiz die Jugendspiele aus. Und wir haben keine Bündner Bundesrätin mehr. Die neue Zusammensetzung der Landesregierung hat sicher eine grössere Affinität zur Westschweiz. All das macht es um einiges schwieriger als beim letzten Mal.
Heisst das, dass Graubünden bereits chancenlos ist?
Graubünden hat immer eine sehr gute Chance, wenn das Konzept stimmt. Ausserdem braucht es ein positives Resultat einer Volksabstimmung. Wir haben alle Anlagen – neu auch als einzige in der Schweiz eine Biathlon-Arena – und ein grosses Know-how in der Durchführung von internationalen Wettkämpfen. Graubünden ist bei Swiss Olympic als Wintersport-Destination hoch angesehen.
Und wie geht es nun weiter?
Zuerst einmal müssen die Promotoren ein Konzept nach den Kriterien der IOC-Agenda 2020 ausarbeiten. Danach muss mit den Regierungen der einbezogenen Kantone verhandelt werden. Anschliessend muss man eine Volksabstimmung durchbringen, wofür es Leute braucht, die im Sport und in der Politik gut vernetzt sind und über ein gewisses Know-How verfügen sowie eine Akzeptanz im Kanton haben. Und dann muss sich Swiss Olympic entscheiden, ob eine positive Volksabstimmung für die Vergabe zwingend ist. Erst dann kann das Sportparlament über den Zuspruch an das Wallis oder Graubünden entscheiden.